# taz.de -- Atommüllagerung in Deutschland: AKW-Betreiber auf Krawall gebürstet
       
       > Mehrere Stromkonzerne lehnen die Kostenbeteiligung an zwei
       > Endlagerprojekten ab. Sie wehren sich gegen die Zahlung von rund 230
       > Millionen Euro.
       
 (IMG) Bild: Geht die Reise in eine strahlende Zukunft? Mit den AKW-Betreibern und ihren Castor-Transporten: immer
       
       BERLIN taz | In der Frage der Endlagerung des radioaktiven Atommülls gehen
       die Betreiber der deutschen Atomkraftwerke auf offenen Konfrontationskurs
       zur Politik. Wie das für Endlagerfragen zuständige Bundesamt für
       Strahlenschutz (BfS) auf Anfrage der taz bestätigte, haben die
       Stromkonzerne RWE, Eon, EnBW und Vattenfall Widerspruch gegen die jüngsten
       Gebührenbescheide eingelegt, mit denen sie an den Kosten der beiden
       Endlagerprojekte Gorleben und Schacht Konrad beteiligt werden sollen.
       
       Die Unternehmen wehren sich gegen die Zahlung von insgesamt 230 Millionen
       Euro für die Jahre 2013 und 2014, teilte das BfS mit. Im Atomgesetz ist
       geregelt, dass alle Kosten, die für die Endlagerung von Atommüll entstehen,
       anteilig von den jeweiligen Produzenten dieses Mülls getragen werden
       müssen.
       
       Für die Betreiber der Atomkraftwerke geht es um Kosten für das ehemalige
       Erzbergwerk Schacht Konrad (bei Salzgitter), das derzeit zum Endlager für
       schwach- und mittelradioaktiven Atommüll ausgebaut wird, und um den
       Salzstock Gorleben, der bisher als mögliches Endlager für hochradioaktiven
       Atommüll erkundet worden ist.
       
       In der Vergangenheit haben die AKW-Betreiber ihren Kostenanteil stets
       bezahlt – auch weil das aktive Bemühen um eine Lösung der Endlagerfrage
       eine Voraussetzung für den Betrieb ihrer Atomkraftwerke war.
       
       ## Eine konzertierte Aktion
       
       Weil inzwischen der Ausstieg aus der Atomkraft beschlossen ist und sich die
       AKWs auch wirtschaftlich immer weniger rechnen, versuchen die Stromkonzerne
       derzeit, ihre Kosten für die Endlagerung zu reduzieren. Unter anderem
       hatten sie vorgeschlagen, die Entsorgung des Atommülls einer öffentlichen
       Stiftung zu übertragen.
       
       Vattenfall und Eon bestätigten der taz den Widerspruch gegen die Bescheide,
       äußerten sich aber nicht zu den Gründen. Auch gegenüber der Behörde seien
       bisher keine Gründe genannt worden, hieß es. „Zu Einzelheiten der
       Widersprüche nehmen wir keine Stellung“, erklärte Eon-Sprecherin Petra
       Uhlmann. RWE und EnBW reagierten nicht auf Anfragen.
       
       Dass alle vier Konzerne zugleich die Zahlung verweigern und gemeinsam eine
       Anwaltskanzlei beauftragten, die im Bundesamt die Akten sichtete, deutet
       auf eine konzertierte Aktion hin. Beobachter glauben, dass damit die
       Politik unter Druck gesetzt werden soll, den Betreibern bei den Kosten in
       den weiteren Verhandlungen über die Endlagerung entgegenzukommen.
       
       5 Sep 2014
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Malte Kreutzfeldt
       
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