# taz.de -- Hamburger Polizei korrigiert sich: Zweifel am Angriff auf Davidwache
       
       > Der schwer verletzte Polizist der Hamburger Davidwache ist laut Polizei
       > 200 Meter entfernt verletzt worden – und nicht bei einer Attacke auf die
       > Davidwache.
       
 (IMG) Bild: Die Scheibe ist kaputt, kein Zweifel: Zumindest den ersten Angriff auf die Davidwache am 20.12. scheint die Polizei korrekt dargestellt zu haben.
       
       HAMBURG taz | Der gewaltsame Angriff von 30 bis 40 Vermummten auf die
       Davidwache in St. Pauli, bei der Polizisten angeblich schwer verletzt
       wurden, hat nicht so stattgefunden, wie anfangs von der Polizei
       dargestellt. Das hat Polizeisprecher Mirko Streiber am Montag eingeräumt.
       „Der schwer verletzte Kollege ist nicht an der Reeperbahn, sondern in 200
       Metern Entfernung in der Hein-Hoyer-Straße verletzt worden“, sagte Streiber
       der taz.
       
       Streiber bleibt aber dabei, dass es Steinwürfe auf das Revier gegeben habe,
       wodurch aber niemand verletzt worden sei. „Dafür gibt es Zeugen“, behauptet
       Streiber. Video-Bilder vom vermeintlichen Angriff gibt es allerdings nicht.
       „Die Davidwache hat zwar zum Schutz Videoüberwachung“, betont Streiber. „Es
       wird aber nichts aufgezeichnet – so sind die datenschutzrechtlichen
       Bestimmungen.“
       
       Ursprünglich hatte die Polizei behauptet, die Davidwache sei am Abend des
       28. Dezember um 23.03 Uhr von dunkel gekleideten und teilweise mit St.
       Pauli-Schals vermummten Personen attackiert worden, die Sprechchöre
       skandiert hätten: „St. Pauli – Scheißbullen – habt ihr immer noch nicht
       genug!“
       
       Als Polizeibeamte aus der Wache gekommen seien, seien sie an der Ecke
       Reeperbahn/Davidstraße „aus der Personengruppe heraus gezielt und
       unvermittelt mit Stein und Flaschenwürfen angegriffen“ worden. Dabei habe
       ein 45-jährige Beamte einen Kiefer und Nasenbeinbruch erlitten, als ihm
       einer der „Täter aus nächster Nähe heraus einen Stein ins Gesicht schlug“.
       Einer Polizistin sei Pfefferspray in die Augen gesprüht worden, ein dritter
       Beamter habe ein Bauchhämatom erlitten. Polizeipräsident Wolfgang Kopitzsch
       (SPD) zeigte sich entrüstet. „Derart zielgerichtete und massive Übergriffe
       auf Polizeibeamte sind unerträglich“, sagte er.
       
       ## „Zu keinem Zeitpunkt Stein- oder Flaschenwürfe“
       
       Die vermeintliche Gewalt-Attacke auf die Davidwache hatte eine regelrechte
       Medienkampagne zum Thema Gewalt gegen Polizisten ausgelöst, in deren
       Verlauf Polizeigewerkschafter den Einsatz von Schusswaffen legitimieren
       wollten und die Einführung von Elektroschockern – sogenannten Tasern –
       forderten.
       
       Rechtsanwalt Andreas Beuth hatte bereits am Sonntag die Polizei-Version
       zurückgewiesen, gestützt auf Augenzeugen und Mandaten, die sich zum
       fraglichen Zeitpunkt vor der Davidwache aufgehalten haben. „So gab es keine
       zum Teil vermummte Personengruppe von 30 bis 40 Personen“, sagte Beuth. Es
       habe auch keine Personen vor der Davidwache gegeben, deren Plan und Ziel es
       gewesen wäre, die Polizeirevierwache oder deren BeamtInnen zu attackieren.
       „Entsprechend hat es zu keinem Zeitpunkt Stein oder Flaschenwürfe auf das
       Gebäude der Revierwache gegeben; erst recht nicht auf aus der Wache
       herauskommende Polizeibeamte“, so Beuth.
       
       Hinter der „bewusst falschen Darstellung“ vermutet Beuth „augenscheinlich
       politische Interessen der Polizeiführung und ihrer Gewerkschaften“ wie
       Forderungen nach zusätzlichen Stellen, einer besseren Bezahlung der
       Polizei, einer „Aufrüstung“ der Polizei und aktuell die Einrichtung eines
       unbefristeten Gefahrengebiets von nie dagewesener Ausdehnung.
       
       Dass es 200 Meter entfernt in der Hein-Hoyer-Straße/Seilerstraße zu einem
       Zwischenfall gekommen sein könne, bei dem uniformierte Polizisten von
       Kiezbesuchern attackiert worden seien, wollte Beuth nicht ausschließen.
       
       In diesem Zusammenhang hat die Staatsanwaltschaft jetzt ein
       Ermittlungsverfahren wegen versuchten Totschlags und gefährlicher
       Körperverletzung gegen einen Unbekannten eingeleitet. Polizeisprecher
       Streiber appellierte an Beuth, seine Zeugen zu den Ereignissen der Polizei
       zu benennen, „damit man sich ein klares Bild machen kann“.
       
       6 Jan 2014
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Kai von Appen
       
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