# taz.de -- Urteil für die „Scottsboro Boys“: „Letztlich Gerechtigkeit“
       
       > Der US-Staat Alabama hat nach mehr als 80 Jahren den Schlusspunkt unter
       > den Fall der „Scottsboro Boys“ gesetzt. Drei der acht zum Tode
       > Verurteilten wurden begnadigt.
       
 (IMG) Bild: Die acht „Scottsboro Boys“ und ihr Anwalt, 1931: Der Fall ist zu einem Inbegriff rassistischer Ungerechtigkeit geworden
       
       BERLIN/MONTGOMERY dpa/ap | Nach mehr als 80 Jahren hat der US-Staat Alabama
       drei zu Unrecht wegen Vergewaltigung verurteilte schwarze Jugendliche
       posthum begnadigt. Der Fall um die als „Scottsboro Boys“ bekannt gewordenen
       Jugendlichen gilt als symbolisch für eine rassistisch geprägte Justiz in
       den Südstaaten. Nicht zuletzt deswegen, weil die Jurys in den Prozessen
       damals ausschließlich aus Weißen bestanden. „Heute haben die Scottsboro
       Boys letztendlich Gerechtigkeit erfahren“, sagte Gouverneur Robert Bentley.
       
       1931 wurden neun schwarze Jugendliche nach einer Auseinandersetzung mit
       einer Gruppe Weißer während einer Zugfahrt der Vergewaltigung zweier weißer
       Frauen beschuldigt. Acht der Jugendlichen erhielten anschließend die
       Todesstrafe, doch wurden einige der Urteile später vom Obersten Gerichtshof
       gekippt. So entschied der Supreme Court, dass Angeklagten eine angemessene
       juristische Vertretung vor Gericht zusteht und dass Schwarze nicht mehr
       systematisch als Geschworene ausgeschlossen werden können.
       
       Nachdem eines der vermeintlichen Opfer seine Aussage widerrufen hatte,
       wurden die Verurteilungen gegen fünf der jungen Männer bereits 1937
       verworfen. Die übrigen wurden allerdings erneut verurteilt und kamen erst
       in den folgenden Jahrzehnten frei.
       
       Um die posthume Begnadigung zu ermöglichen, musste in Alabama erst ein
       entsprechendes Gesetz verabschiedet werden. Dessen Initiator, der
       republikanische Senator Arthur Orr, sagte, das Leben der Scottsboro Boys
       sei von einem Justizsystem ruiniert worden, dass Beweise ignoriert habe. Es
       sei an der Zeit gewesen, ein Unrecht wieder gut zu machen.
       
       „Die heute gewährten Begnadigungen waren längst überfällig“, teilte der
       Gouverneur von Alabama, Robert J. Bentley, am Donnerstag (Ortszeit) in
       einer Erklärung mit. „Heute haben die Scottsboro Boys endlich Gerechtigkeit
       erfahren.“ Die „Scottsboro Boys“ sind seit langem tot.
       
       ## Ein neues Ende für die Geschichtsbücher
       
       Die Gründerin des Scottsboro-Boys-Museums in Scottsboro, Shelia Washington,
       sagte, die Begnadigungen gaben „den Geschichtsbüchern ein neues Ende –
       nicht schuldig“. Ihre Berufungen veranlassten das Oberste Gericht der USA,
       Angeklagten das Recht auf rechtliche Beratung zu garantieren und dafür zu
       sorgen, dass Schwarze nicht systematisch davon ausgeschlossen werden
       können, zu Geschworenen berufen zu werden.
       
       Der Fall inspirierte Lieder, Bücher und Filme. 2010 gab es am New Yorker
       Broadway ein Musical. Washington sagte, einige der Scottsboro Boys hätten
       nach ihrer Freilassung ihre Namen geändert und neue Leben begonnen. Ihr
       Museum habe die Gräber von vier der neun Männer ausfindig gemacht. Nach den
       anderen werde noch gesucht. "Sie wussten nicht, wie wichtig sie in der
       Geschichte sind, als sie noch am Leben waren", sagte die Museumsgründerin.
       
       22 Nov 2013
       
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