# taz.de -- Zentralkomitee der Katholiken online: Predigt zur Netzpolitik
       
       > Das Zentralkomitee der Katholiken fordert Netzneutralität und
       > Datenschutz. Das mag spät kommen, die Erklärung wird aber an Land- und
       > Bundestage geschickt.
       
 (IMG) Bild: Wenn Päpste mit ihrer Community twittern soll die Netzneutralität gewahrt bleiben
       
       BERLIN taz | Das Internet ist wie die Errungenschaft des Buchdrucks. Was
       rückständig klingt, ist forschrittlich gemeint, denn die Aussage kommt vom
       Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK). Es hat [1][eine Erklärung]
       zum Leben in der Internet-Gesellschaft veröffentlicht.
       
       Das Komitee beobachtet das gesellschaftliche Leben und berät die Deutsche
       Bischofskonferenz. Der Sachbereich „Publizistik und Medienpolitik“ schreibt
       nun: „Wir leben heute in einer digital vernetzten Gesellschaft. In den
       vergangenen Jahren hat sich ein neues Politikfeld etabliert, die
       Netzpolitik.“ Deshalb äußert sich das Komitee zu Potenzialen und Risiken
       des Webs.
       
       Das ZdK fordert den Zugang zum Internet für alle Menschen – für die mit
       geringen finanziellen Möglichkeiten, für Menschen mit Behinderung und für
       Menschen in ländlichen Regionen. Es schlägt vor, mit Nutzerbeteiligung zu
       experimentieren, „Austausch und Beteiligung“ zu fördern. „Offener,
       bisweilen auch kontroverser Dialog ist für die Kirche eine Lernaufgabe.“
       
       Außerdem fordert das katholische Komitee: Netzneutralität und den Schutz
       der Grundrechte im Internet.
       
       ## Bisher nicht auf der Agenda
       
       Der Vorsitzende des Vereins Digitale Gesellschaft, Markus Beckedahl, ist
       davon „positiv überrascht“. Der Verein wurde 2010 gegründet und setzt sich
       für den Verbraucherschutz im Internet ein. Viele der Positionen des Vereins
       hätte das ZdK aufgegriffen, zum Beispiel den Schutz der Netzneutralität.
       „Das Papier ist fortschrittlicher als alles andere, was wir bisher von
       Kirchenseite gelesen haben. Die gesellschaftliche Bedeutung von Netzpolitik
       stand bisher nicht auf deren Agenda.“
       
       Beckedahl hofft, dass die Anliegen nun auch Politikern vermittelt werden:
       „Vielleicht erreichen die Positionen ja auch gläubige
       CDU/CSU-Rechtspolitiker, die dem Internet leider oftmals noch feindlich
       gegenüber stehen.“
       
       Beate Schneiderwind ist Sprecherin des Bereich Medienpolitik, unter ihrem
       Vorsitz wurde die Erklärung erarbeitet. „Wir merken, dass man das erstmal
       nicht von uns erwartet“, sagt sie. „Die Strukturen unserer Organisation
       sind über Jahrzehnte gewachsen, zu Zeiten, da wussten wir nicht, was
       Internet bedeutet. Aber es wächst eine neue Generation nach und da müssen
       wir nach innen schauen: Wie können wir etwas verändern? Es gibt
       Möglichkeiten für diese Kirche – auch mit hierarchischen Strukturen – das
       Internet zu nutzen.“
       
       Das heißt für sie: „Das Internet, soziale Netzwerke wie Twitter und
       Facebook nutzen, transparent sein, zu Diskussionen aufrufen.“ Die Erklärung
       sei nichts Neues und auch keine Revolution.
       
       ## Mit freundlichem Gruß an Angela Merkel
       
       Die Erklärung wurde mit Fachleuten erarbeitet und beschlossen. Wie geht es
       jetzt weiter? An Landtage und den Bundestag soll die Erklärung gehen, auch
       an katholisch.de, die „eigenen Strukturen“. Geht das Dokument auch an die
       CDU? „Gerade auch an die. Sobald die Regierung gewählt ist, geht das
       Dokument an sie. Die muss man mit der Nase drauf stoßen, dass es ein
       wichtiges Thema ist.“
       
       Markus Beckedahl hat noch eine Idee: „Eine schöne Sache wäre doch, wenn
       Pfarrer die Positionen in ihre Predigten einbauen und dadurch vermitteln
       könnten.“
       
       23 Oct 2013
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] http://www.zdk.de/veroeffentlichungen/erklaerungen/detail/Partizipationsmoeglichkeiten-und-Beteiligungsgerechtigkeit-in-der-digital-vernetzten-Gesellschaft-213O/
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Julia Neumann
       
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