# taz.de -- ZDF-Film über Lesben mit Kinderwunsch: Erzeuger gesucht
       
       > In „Zwei Mütter“ will ein lesbisches Paar endlich ein Kind. Der
       > semidokumentarische Film zeigt überzeugend, welche Hürden sie dabei
       > überwinden müssen.
       
 (IMG) Bild: Verzweifelt in „Zwei Mütter“: Isabella (Karina Plachetka).
       
       In der amerikanischen TV-Serie „The L Word“, die bei ProSieben zusätzlich
       mit „Wenn Frauen Frauen lieben“ betitelt war, geht es unter anderem um ein
       lesbisches Paar, das sich den Kinderwunsch mithilfe einer Samenspende
       erfüllen will. Das führt zu schweren Konflikten, und die Beziehung von
       Bette und Tina geht darüber in die Brüche.
       
       Die gleiche Grundkonstellation – und doch ganz anders, vor allem ganz
       anders gefilmt – zeigt am Montag das ZDF. Katja: „Ich hätt gern ’nen
       Erzeuger, aber keinen Vater.“ Isabella: „Ich find das gut. Versteh ich gut.
       So machen wir’s!“
       
       Katja und Isabella führen ein gänzlich unglamouröses Leben in der
       südwestdeutschen Provinz (wo die Regisseurin, Anne Zohra Berrached, an der
       Filmakademie Baden-Württemberg studiert). Katja als stellvertretende
       Filialleiterin in einer Videothek, Isabella als „Hilfsfloristin“, wie ein
       etwas rüder Anwalt sie nennt. „Mein Lied oder kein Lied“ steht hinter
       seinem Schreibtisch an der Wand. Die Rolle wirkt so authentisch wie nach
       ihm ein Arzt, ein Inseminationsset-Verkäufer und zwei Samenspender.
       
       Zwischen den beiden Frauen und den Männern entfalten sich bizarre
       Situationen und Dialoge. Zum Beispiel der Inseminationsset-Verkäufer, der
       in seiner Wohnung Beratungsgespräche auf dem Sofa anbietet: „Ich will Ihnen
       das mal erklären, das is so ähnlich, wie wenn ich Sie jetzt da unten auf
       die Straße stelle und Ihnen erkläre, Sie rennen jetzt mal ’nen
       30-Kilometer-Marathon. Wenn ich allerdings hergehe und Ihnen ein Taxi rufe
       und Sie bis 500 Meter vor die Ziellinie fahren lasse, dann schaffen Sie’s
       locker über die Ziellinie.“ Bei dem Arzt hatte das zuvor noch ganz anders
       geklungen: „Sie geben Geld aus für eine Behandlung, die in 70 bis 80
       Prozent misslingt.“
       
       ## Schwierige Rahmenbedingungen
       
       Die alljährliche „100 % Leben“ (in diesem Jahr: „100 % Frauen“)-Reihe ist
       eigentlich eine Dokumentarfilmreihe. Das ZDF nennt den – sehr überzeugenden
       – Auftaktfilm „Zwei Mütter“, der in diesem Jahr auch auf der Berlinale und
       im Kino zu sehen war, einen „semidokumentarischen Spielfilm“. Die einzigen
       Schauspieler am Set waren die Hauptdarstellerinen Sabine Wolf als Katja und
       Karina Plachetka als Isabella.
       
       Wie Bette und Tina in L. A. durchleben sie eine konfliktreiche Zeit in
       Ludwigsburg. Und in Deutschland sind die Rahmenbedingungen noch
       schwieriger, ist die sogenannte heterologe Insemination, bei der der Samen
       nicht vom Partner stammt, rechtlich sehr unzureichend geregelt. Dass es
       dabei nicht so sehr um mutwillige Schikane geht, sondern darum, dass das
       Recht des Kindes auf Kenntnis der eigenen Abstammung mit dem regelmäßigen
       Interesse des Samenspenders – und der Empfängerin – an seiner Anonymität
       schlechterdings nicht vereinbar ist, davon erfährt man im Film nichts.
       
       Das ist aber nicht weiter schlimm, konzentriert sich der Film doch ganz auf
       die Perspektive der beiden Frauen – und die erleben ihren Kinderwunsch erst
       mal als Kampf gegen Windmühlen. Ihrer Geschichte liegen Erlebnisberichte
       von realen lesbischen Paaren zugrunde. Dabei könnten prinzipiell alle
       Probleme so auch in einer heterosexuellen Partnerschaft auftreten. Wenn
       etwa der unerfüllte Kinderwunsch bei einem Partner immer drängender wird,
       je länger die Bemühungen andauern. Und es dem anderen irgendwann zu viel
       wird: „Wollen wir nicht mal wegfahren? Wollen wir nicht mal ’ne Babypause
       machen?“, schlägt Katja irgendwann vor – vergebens.
       
       21 Oct 2013
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Jens Müller
       
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