# taz.de -- Verschlüsselung von E-Mails: Auf einmal geht es doch
       
       > Telekom, Web.de und Gmx verschlüsseln die Übermittlung von E-Mails. Für
       > sie ist es nur eine kleine Änderung, aber für eine PR-Kampagne reicht's.
       
 (IMG) Bild: Verschlüsseln früher: Chiffriermaschine des ehemaligen Ostblocks.
       
       BERLIN taz | Die Deutsche Telekom, Gmx und Web.de haben am Freitag damit
       begonnen, die Übermittlung von E-Mails zwischen den Servern zu
       verschlüsseln. „Die Bürger in Deutschland sind aufgrund der Ausspähaktionen
       verunsichert“, begründete Telekom-Chef René Obermann die Neuerung. Noch vor
       wenigen Wochen hatten die Anbieter eine Anfrage der taz, warum die
       Übermittlung unverschlüsselt erfolgt, [1][unbeantwortet gelassen].
       
       „Das Problembewusstsein war vorher nicht so ausgeprägt“, erklärt Obermann
       nun. Allerdings hatte die Telekom die Mails ihrer Mitarbeiter – zu erkennen
       an der Endung @telekom.de – schon in der Vergangenheit über verschlüsselte
       Serververbindungen laufen lassen.
       
       Die Verschlüsselung von einem Server zum anderen kann der Nutzer nicht
       beeinflussen, er muss auch selbst keine Einstellungen ändern, damit die
       Neuerung greift. Doch Geheimdienste, die Daten an den Verbindungskabeln
       abzapfen, würden dann nur unverständliche Zeichenketten sehen. Das betrifft
       sowohl den Inhalt der E-Mail als auch Anhänge und Metadaten, also etwa
       Sender und Uhrzeit.
       
       Doch die gewonnene Privatsphäre hat Grenzen. Zunächst gehören zur
       Übertragung von Mails immer zwei Seiten. Arbeitet entweder der Server des
       Senders oder der des Empfängers ohne Verschlüsselung, wird die E-Mail auch
       unverschlüsselt gesendet. Zudem liegen die Mails im Klartext auf den
       Servern der Unternehmen.
       
       ## Server stehen in Deutschland
       
       „Wir reden hier über eine reine Transportverschlüsselung“, stellt Thomas
       Tschersich, Leiter IT-Sicherheit bei der Telekom, klar. Gibt es also etwa
       einen gerichtlichen Beschluss, der das Unternehmen verpflichtet, die Daten
       herauszugeben, sind sie auch lesbar. Das ließe sich nur mit einer
       Verschlüsselung von Nutzerseite, wie mit PGP, verhindern.
       
       Die Unternehmen haben aus ein paar neuen Einstellungen an ihren Servern
       trotzdem eine PR-Kampagne gemacht. Unter dem Label „E-Mail made in Germany“
       werben sie nicht nur mit der Verschlüsselung, sondern auch mit
       Serverstandorten in Deutschland – abseits vom Zugriff der US-Geheimdienste.
       
       Doch ihre Initiative könnte auch für Verunsicherung sorgen: Schickt etwa
       ein Telekom-Kunde künftig eine Mail an einen Gmx-Kunden, signalisiert dem
       Versender ein grüner Haken im Browser, dass die Übermittlung zwischen den
       Servern verschlüsselt wird. Geht die Mail aber an einen Anbieter, der
       verschlüsselt, ohne sich an der Kampagne zu beteiligen, fehlt der Haken.
       Dabei wäre es durchaus möglich, zu prüfen, ob der Mailserver des Empfängers
       die Technik unterstützt.
       
       Das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI), das die
       serverseitige Verschlüsselung schon seit Jahren fordert, ohne dass die
       großen deutschen Provider sich davon beeindrucken ließen, zeigte sich
       diplomatisch: „In Verbindung mit einem sicheren PC ist dieses neue
       E-Mail-Angebot ein wesentlicher Beitrag zu mehr Sicherheit im Cyberraum“,
       sagt Lothar Eßer, Leiter des Referats Internetsicherheit.
       
       Unterdessen hat die Bundesnetzagentur nach Informationen von Heise online
       die Netzbetreiber zu einem kurzfristigen Gespräch geladen. Das Thema:
       eventuelle Verletzungen von Telekommunikationsgeheimnis und Datenschutz.
       
       9 Aug 2013
       
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