# taz.de -- Friedensverhandlungen in Kolumbien: Einigung auf Landreform > Nach fast 50 Jahren Bürgerkrieg bewegen sich die Konfliktparteien > aufeinander zu. Die Regelung von Landbesitz gilt als Schlüssel zu einem > Friedensschluss. (IMG) Bild: Tanja Nimeijer von der Farc auf dem Weg zu den Friedensverhandlungen. BUENOS AIRES taz | Sechs Monate nach Beginn der Verhandlungen zwischen der kolumbianischen Regierung und der Farc-Guerilla über ein Friedensabkommen scheint der Durchbruch gelungen zu sein. Am Sonntag verkündeten beide Seiten, dass man sich in der Frage der Landreform geeinigt habe. „Feiern wir, ja wirklich, diesen grundlegenden Schritt zu einem zu einem umfassenden Abkommen um dem Konflikt nach einem halben Jahrhundert ein Ende zu machen,“ twitterte ein überschwänglicher Staatspräsident [1][Juan Manuel Santos]. Der Konflikt zwischen dem kolumbianischen Staat und der Farc-Guerilla begann 1964. Schätzungen zufolge haben die militärischen Auseinandersetzungen und unzähligen Anschläge, an dem auch andere Guerillagruppen und rechte Paramilitärs beteiligt sind, mehr als 200.000 Menschenleben gefordert. Die Regelung von Land und Landbesitz gilt als Schlüssel zu einem Friedensschluss bei den seit November in der kubanischen Hauptstadt Havanna laufenden Verhandlungen. Die Hälfte des kolumbianischen Bodens befindet sich in den Händen von einem Prozent der Bevölkerung. „Wir sind zu einem Übereinkommen über den ersten Tagesordnungspunkt gekommen, den das ‚Allgemeine Abkommen zur Beendigung des Konfliktes und der Errichtung eines stabilen und dauerhaften Friedens‘ beinhaltet“ heißt es in einem gemeinsamen Kommuniqué. Darin sprechen sich beide Seiten für eine ‚Intergrale Landreform‘ aus. Was darunter zu verstehen ist, wird in allgemein gehaltenen Absätzen erläutert. Etwa über den Zugang und die Nutzung des Bodens, über Entwicklungs- und Infrastrukturprogramme und über ländliche Entwicklung bei Gesundheit und Bildung. ## Völlige Anerkennung des Privateigentums Was folgt sind ebenfalls allgemein gehaltene Absätze über die Umsetzung des Vereinbarten. So etwa die Einrichtung einer Agrarjustiz zur Lösung von Konflikten „zum Schutz der Rechte am Eigentum unter Vorrang des Gemeinwohls.“ Und das Opfer von Landraub oder gewaltsamer Vertreibung entschädigt werden sollen. Humberto de la Calle, Verhandlungsführer der Regierung, sprach von einem historischen Wandel für die kolumbianischen Landwirtschaft. Der Eckpfeiler der Übereinkunft sei die erneute Bekräftigung der Würde der kleinbäuerlichen Familie, so De la Calle. Er legte jedoch Wert darauf, dass rechtmäßige Eigentümer von Grundbesitzt nichts zu befürchten hätten. Alles werde unter der völligen Anerkennung des Privateigentum und des Rechtsstaates gemacht. Konkrete Angaben darüber, wie die Entschädigungen ausfallen sollen, wie viel Land von wem und an wen umverteilt werden soll, was und wie viel investiert und in welchen Zeiträumen dies alles bewerkstelligt werden soll, darüber gibt das Kommuniqué keine Auskunft. Nur, dass mit der nächsten Verhandlungsrunde ein erster Bericht vorgestellt werden soll. Die nächste Runde beginnt am 11. Juni, dann sollen regelmäßig Berichte vorgelegt werden. Von einem historischen Fortschritt sprach dennoch auch die frühere Senatorin Piedad Córdoba, die mehrfach bei der Vermittlung bei Geiselfreilassungen zwischen Regierung und Guerilla aktiv beteiligt war. Freude und Optimismus habe der Nachricht in ihr ausgelöst. „Endlich werden die verweigerten Rechte der ländlichen Bewohner Kolumbiens anerkannt," so Córdoba. 27 May 2013 ## LINKS (DIR) [1] http://twitter.com/JuanManSantos ## AUTOREN (DIR) Jürgen Vogt ## TAGS (DIR) Kolumbien (DIR) Farc (DIR) Juan Manuel Santos (DIR) Landrechte (DIR) Kolumbien (DIR) Kolumbien (DIR) Kolumbien (DIR) Kolumbien (DIR) Kolumbien (DIR) Kolumbien (DIR) Farc (DIR) Landwirtschaft ## ARTIKEL ZUM THEMA (DIR) Friedensverhandlungen in Kolumbien: Weg der Guerilla in die Politik offen Regierung und Guerilla haben sich auf ein Prozedere geeinigt, wie die Farc nach ihrer Entwaffnung am politischen Leben teilnehmen kann. (DIR) Friedensverhandlungen in Kolumbien: Wichtige Etappe für Aussöhnung Die kolumbianischen Farc-Rebellen räumen erstmals Verantwortung für Opfer ein. Zuvor hatte die Regierung schon Menschenrechtsverletzungen zugegeben. (DIR) Bürgerkrieg in Kolumbien: Bilanz des Grauens Eine von der Regierung beauftragte Historikerkommission resümiert 54 Jahre Krieg. Die meisten Opfer gehen auf das Konto rechter Paramilitärs. (DIR) Kampf Kolumbianischer Kleinbauern: Protest gegen Koka-Massaker Soldaten haben in Kolumbien Koka-Felder vernichtet. Die Kleinbauern wehren sich, indem sie eine ganze Region lahmlegen. Die Regierung wirf ihnen Nähe zur Farc vor. (DIR) Gewerkschaften in Kolumbien: Mehr Mitglieder trotz Terror Kolumbien ist für Gewerkschafter gefährlich, fast 3.000 sind seit den 1980er Jahren ermordet worden. Trotzdem werben sie offensiv für ihre Sache – mit Erfolg. (DIR) Bürgerkriegsfolgen in Kolumbien: Ein paar Quadratmeter Sicherheit Vier Millionen Menschen verloren im Bürgerkrieg ihr Land. Nun wagen einige Vertriebene die Rückkehr in den Regenwald - mit Erfolg. (DIR) Kolumbianische Kriegsreporterin: Triumph der Hartnäckigkeit Sie wurde entführt und vergewaltigt. Trotzdem gibt sie ihren Kampf gegen den kolumbianischen Bürgerkrieg nicht auf: die Reporterin Jineth Bedoya. (DIR) Kolumbianische Friedensverhandlungen: Die Mächtigsten diskutieren nicht mit Bei der Debatte zur Agrarfrage im Rahmen des Friedensprozesses zwischen Regierung und Guerilla fehlt der Viehzüchterverband. Ohne ihn wird Frieden schwierig.