# taz.de -- Interne Analyse der Weltbank: Waldpolitik gescheitert
       
       > Die Waldprogramme der Weltbank verfehlen nach einer Analyse ihre Ziele:
       > Der Schutz der Bäume funktioniert, aber die Armutsbekämpfung kommt zu
       > kurz.
       
 (IMG) Bild: Wer profitiert, wenn der Wald in Indonesien geschützt wird?
       
       BERLIN taz | Die milliardenschweren Programme der Weltbank für eine bessere
       Waldpolitik in den Entwicklungsländern verfehlen offenbar ihre Ziele. Eine
       Untersuchung, die die Bank selbst in Auftrag gegeben hatte, kommt zu dem
       Ergebnis, dass die erhoffte nachhaltige Forstwirtschaft kaum vorangekommen
       ist.
       
       „Die Erfolge bei der Integration von ökonomischer, ökologischer und
       sozialer Entwicklung in Naturwäldern sind zu vernachlässigen“, heißt es in
       einem Untersuchungsbericht eines unabhängigen Prüfgremiums. Die Weltbank
       dagegen weist darauf hin, dass sich dank ihrer Arbeit die Entwaldung vor
       allem in Schutzgebieten verringert hat.
       
       In den letzten zehn Jahren hat die Institution mehr als 4 Milliarden
       US-Dollar in den Waldschutz investiert. Vor allem in Schutzgebieten wurde
       bei diesen Programmen darauf geachtet, die lokale Bevölkerung einzubeziehen
       – durchaus mit positiven Ergebnissen, stellt die Studie fest:
       „Substanzielle Verbesserungen bei ökologischen Ergebnissen“ attestiert sie
       der Arbeit. Inzwischen werde offiziell ein umfassender Ansatz verfolgt, der
       Waldschutz mit nachhaltiger Bewirtschaftung, Klimaschutz, der Anpassung an
       den Klimawandel und besserer Ernährung der Bevölkerung verbinde.
       
       ## Zu wenig Überwachung
       
       „Dennoch wurde in den meisten Fällen die Reduzierung der Armut nicht
       ausreichend berücksichtigt“, beklagt der Report. Der Erfolg der Maßnahmen
       werde zu wenig überwacht, die Indikatoren dafür seien zu schwach. Oft nehme
       die Weltbank auch ohne weitere Beweise an, dass höhere Einnahmen aus der
       Waldwirtschaft dem ärmsten Teil der Bevölkerung zugutekämen und nicht nur
       der Industrie und der Oberschicht.
       
       Schließlich, so die Kritik, konzentriere sich die Politik der
       internationalen Geldgeber in der Bank zu sehr auf geschützte Waldgebiete
       und vernachlässige den großen Teil der Menschen, die ihren Lebensunterhalt
       in konventionellen Wäldern verdienten. Außerdem gebe es weiterhin
       Unterstützung der Weltbank für die konventionelle Holzindustrie. „Die
       Erwartungen aus der Strategie von 2002, Waldschutz, Armutsbekämpfung und
       Wachstum zu versöhnen, sind nicht erfüllt worden“, konstatieren die Prüfer.
       
       Auf die Vorwürfe hat die Bank bereits reagiert. Ihr „Komitee für die
       Effektivität von Entwicklung“ wies die Forderung aus dem Bericht zurück,
       eine weitere Überprüfung zu veranlassen, und zweifelte die Datengrundlage
       des Berichts an. Der hatte allerdings umfassend die Ergebnisse in 289
       Weltbankprojekten und über 100 weiteren Waldprogrammen untersucht.
       
       Die Kritik des Berichts trifft die Weltbank in einem empfindlichen Punkt.
       Denn 2002 hatte die Weltbank ebenfalls nach einem kritischen Report ihre
       Waldpolitik geändert. Ging es der Weltbank seit den 1990er Jahren vor allem
       um den Schutz von Urwäldern, so wurde die Strategie 2002 überarbeitet. Nun
       gilt der Schutz der Wälder der Erde offiziell als gleichrangig mit der
       Bekämpfung der Armut und dem Aufbau einer nachhaltigen Waldwirtschaft.
       
       Die Weltbank selbst nennt für ihr Engagement in der Waldpolitik große
       Zahlen und neue Trends: Immerhin sind 31 Prozent der Landmassen der Erde
       mit Wald bedeckt, der Hunderten von Millionen Menschen den Lebensunterhalt
       garantiert. Doch die Bedingungen für die Waldwirtschaft verändern sich
       schnell: Von 2000 bis 2010 wurden jährlich durchschnittlich 13 Millionen
       Hektar Naturwald gerodet, am meisten in Brasilien und Indonesien. Immer
       häufiger ist Wald in Privatbesitz, gleichzeitig nimmt die Fläche von
       geschützten Wäldern stark zu und macht inzwischen 27 Prozent der
       ursprünglichen Waldgebiete aus. Wälder gelten bei den Klimaverhandlungen
       jetzt als begehrtes und umstrittenes Gut, weil sie in großem Stil
       Kohlenstoff einlagern.
       
       22 Mar 2013
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Bernhard Pötter
       
       ## TAGS
       
 (DIR) Wald
 (DIR) Weltbank
 (DIR) Naturschutzgebiet
 (DIR) Weltbank
 (DIR) USA
 (DIR) Ölförderung
 (DIR) Wald
 (DIR) Aceh
 (DIR) Kinderarbeit
 (DIR) Holz
 (DIR) Regenwald
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
 (DIR) Umstrittene Baumfällungen: Kleinholz im Naturschutzgebiet
       
       Umweltschützer kritisieren das Fällen alter Bäume im Naturschutzgebiet
       Wohldorfer Wald. Die zuständige Revierförsterei will alle Richtlinien
       eingehalten haben
       
 (DIR) Weltbank-Sammlung für arme Länder: „Ein Erfolg für die Gemeinschaft“
       
       Die Weltbank sammelte mehr als 50 Milliarden Dollar. Damit sollen zinslose
       Darlehen und Entwicklungsprojekte für die Ärmsten finanziert werden.
       
 (DIR) US-Politiker mit wirren Ansichten: Gottes Klimawandel
       
       Das Klima dreht durch, weil Gott zornig ist. Das zumindest meint Joe
       Barton, amerikanischer Kongressabgeordneter und Freund der Ölindustrie.
       
 (DIR) EU-Initative für Rohstoff-Transparenz: Durchblick gegen Korruption
       
       Firmen in der EU, die nach Öl bohren oder Holz schlagen, müssen Zahlungen
       an Regierungen künftig offenlegen. Dank einer neuen EU-Richtline.
       
 (DIR) Waldschutzabkommen in der Kritik: Die Kettensägen-Konvention
       
       Wer mag keine Bäume? Aber beim derzeit verhandelten Waldschutzabkommen geht
       es statt um Schönheit, Erholung und Natur um wirtschaftlichen Nutzen.
       
 (DIR) Forstministerium kappt Naturschutz: Indonesien rodet geschützte Wälder
       
       In der nordwestlichsten Provinz Indonesiens sollen neue Bergwerke und
       Palmölplantagen entstehen. Auch in einem Nationalpark, in dem Tiger und
       Orang-Utans leben.
       
 (DIR) Social Banking: Vor allem glücklich
       
       Nicht nur für Weltverbesserer: Doch das Anlegen in ethisch-ökologische
       Projekte steckt in Deutschland noch in den Kinderschuhen. Nur das Social
       Banking ist gut aufgestellt.
       
 (DIR) Neue EU-Richtlinie für Holz: Illegales muss draußen bleiben
       
       Wer Holz in die Europäische Union importiert, muss künftig nachweisen,
       woher es stammt. Umweltverbände halten die neuen Regeln aber für einen
       Rückschlag.
       
 (DIR) Indonesischer Regenwald: Papierfirma will Rodungen einstellen
       
       Asiens größter Papierkonzern APP gibt bekannt, den Kahlschlag in
       Indonesiens Regenwäldern zu beenden. Die Naturschützer des Landes bleiben
       skeptisch.