# taz.de -- Umstrittene Baumfällungen: Kleinholz im Naturschutzgebiet
       
       > Umweltschützer kritisieren das Fällen alter Bäume im Naturschutzgebiet
       > Wohldorfer Wald. Die zuständige Revierförsterei will alle Richtlinien
       > eingehalten haben
       
 (IMG) Bild: Umstritten: Baumfällungen.
       
       Im [1][Naturschutzgebiet Wohldorfer Wald] ist es verboten, Pflanzen
       abzuschneiden und abseits der Wege unter den Bäumen herumzuspazieren. Was
       aber geht, ist, riesige alte Bäume, ganze Biotope, zu fällen und mit
       schweren Fahrzeugen aus dem Wald zu zerren. Die Naturschutzverbände sehen
       das überwiegend kritisch, sind aber hilflos. Denn das Sagen hat im
       Wohldorfer Wald – europäisches Vogelschutzgebiet hin,
       Flora-Fauna-Habitat-(FFH-)Gebiet her – nicht etwa die Umwelt-, sondern die
       Wirtschaftsbehörde.
       
       „Das geht gar nicht“, sagt Roman Vosyka mit Blick auf die Zerstörungen, die
       er in den vergangenen Wochen beobachtet und dokumentiert hat. Der
       Naturfreund, der sich regelmäßig im Wohldorfer Wald aufhält, hat die
       Fällung von mehr als 100 Bäumen beobachtet: Rotbuchen, Eschen, Schwarzerlen
       – zum Teil mehr als 140 Jahre alt, wie er schätzt. Es seien auch die
       Nistbäume von Schwarzspechten gefällt worden. Die Rückefahrzeuge hätten
       tiefe Spuren im Waldboden hinterlassen.
       
       Monika Bock vom [2][Naturschutzbund (Nabu)], einem der Verbände, die das
       Gebiet betreuen, spricht mit Blick auf den Status des Wohldorfer Waldes als
       europäisches Vogelschutzgebiet von einem „dicken Brett“, das da gebohrt
       werden müsse. „Wir bemühen uns schon seit Langem darum, dass das zur
       Geltung kommt“, sagt sie. Im Wohldorfer Wald müsse die wirtschaftliche
       Nutzung mit hohen Naturschutzansprüchen vereinbart werden. „Wir sehen
       nicht, dass das gut zusammengebracht wird“, sagt sie.
       
       Horst Bertram vom [3][Botanischen Verein] sieht ein Dilemma in den milden
       Wintern. Wenn schweres Gerät geordert sei, der Frost aber auf sich warten
       lasse, wirke sich das verheerend auf den Waldboden und das Leben darin aus.
       
       Weit weniger schlimm findet das die [4][Schutzgemeinschaft Deutscher Wald
       (SDW)], die das Schutzgebiet ebenfalls betreut. Die breiten Reifen moderner
       Holzernter richteten vergleichsweise geringe Schäden an. Außerdem sei es
       damit möglich, Bäume zu ernten, ohne die umstehenden zu beschädigen.
       
       Die Schutzgemeinschaft plädiert für eine Nutzung des Wohldorfer Waldes. Die
       nachhaltige und naturnahe Waldwirtschaft habe den Forst geprägt und manche
       Arten überhaupt erst aufkommen lassen. „Die vielfältigen Waldstrukturen mit
       unzähligen Lebensräumen für Pflanzen und Tiere sind das Ergebnis der
       langjährigen forstlichen Nutzung“, schreibt sie.
       
       Die Revierförsterei Wohldorf begründet die Fällungen mit einer
       „Verkehrsgefährdung“. Zudem solle Platz für die verbleibenden Bäume und
       deren Nachkommen geschaffen werden. Über die Vorgabe der
       Schutzgebietsverordnung hinaus lasse sie zehn Prozent der Waldfläche
       unbewirtschaftet.
       
       Auch stünden in dem Wald deutlich mehr Biotopbäume auf jedem Hektar als
       gefordert. Der Forest Stewardship Council (FSC), eine Art TÜV für
       nachhaltige Waldbewirtschaftung, habe an der bisherigen Fällpraxis nichts
       auszusetzen gehabt.
       
       29 Dec 2016
       
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