# taz.de -- Anklage gegen Jenaer Jugendpfarrer: Prozess verschoben
       
       > Eigentlich sollte Lothar König ab Dienstag vor Gericht stehen. Doch dann
       > tauchte ein Packen Akten auf. Die seien ihm bewusst vorenthalten worden,
       > kritisiert sein Anwalt.
       
 (IMG) Bild: Jugendpfarrer beim „Aufwiegeln“: Lothar König.
       
       BERLIN taz | Der Prozessauftakt gegen Lothar König ist kurzfristig
       geplatzt. Eigentlich sollte sich der Jenaer Jugendpfarrer [1][ab Dienstag
       vor dem Amtsgericht Dresden verantworten]. Dem 59-Jährigen wird schwerer
       aufwieglerischer Landfriedensbruch vorgeworfen.
       
       Wie die Sprecherin des Amtsgerichts Dresden am Mittwochnachmittag
       bestätigte, wurde der erste Prozesstermin nun aufgehoben. Als Grund führte
       sie lediglich an, es hätten sich „strafprozessrechtlich relevante
       Fragestellungen ergeben, die unbedingt vor Prozessbeginn geklärt werden
       müssen".
       
       Nach Darstellung von Königs Anwalt Johannes Eisenberg sind das Problem ein
       Packen von etwa 100 Seiten Papier und mehrere CD-ROMs, die er vergangene
       Woche bei einer Akteneinsicht im Gericht entdeckt hat. Die Seiten seien
       nicht richtig eingeheftet gewesen und seien ihm auch vorher nicht zur
       Einsicht übersandt worden.
       
       Die Aktenteile seien „hochmanipulativ", so Eisenberg. Er nennt etwa mit
       Anmerkungen versehene Screenshots aus Videoaufnahmen, die das Geschehen
       völlig falsch interpretierten. Er vermutet, dass ihm Unterlagen bewusst
       vorenthalten wurden. „Wenn man die Akte in die Hand nimmt, kann man den
       unterschlagenen Teil gar nicht übersehen." Er habe den zuständigen Richter
       aufgefordert, die Unregelmäßigkeit bis Montag 14 Uhr zu aufzuklären. Da dem
       Richter das nicht möglich gewesen sei, habe dieser den Termin aufgehoben.
       
       ## Neustart am 2. April
       
       Die Gerichtssprecherin konnte am Montag zu dieser Darstellung keine
       Stellungnahme abgeben. Ein Sprecher der Staatsanwaltschaft sagte, dass man
       die Sache erst intern prüfen müsse. Die Staatsanwaltschaft wirft König vor,
       dass er bei der Anti-Nazi-Demo in Dresden 2011 Demonstranten zu Gewalt
       angestachelt habe. Er selbst bestreitet das.
       
       Das Amtsgericht plant, den Prozess nun am 2. April starten zu lassen. Es
       sei aber noch nicht klar, ob das klappe, so die Gerichtssprecherin.
       Insgesamt sind sechs Verhandlungstage angesetzt. König hat eine Reihe von
       Unterstützern hinter sich versammelt, die in der Anklage gegen ihn eine
       politische Motivation sehen. Der jüngste Vorfall sei ein weiterer Beleg
       dafür, dass „das Gebaren der sächsischen Justiz seltsame Blüten treibt",
       teilte nun der Vorsitzende der Linksfraktion im Thüringer Landtag, Bodo
       Ramelow mit. Es wäre folgerichtig, das Verfahren ganz zu beenden.
       
       18 Mar 2013
       
       ## LINKS
       
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 (DIR) Sebastian Erb
       
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