# taz.de -- Kommentar Futtermittel: Das System ist kaputt
       
       > Die Lebensmittelskandale in Deutschland nehmen zu. Es sind Symptome, die
       > zeigen, dass die Produzenten für Gewinnmaximierung alles tun.
       
 (IMG) Bild: Die Nase im Mist: Wenn es mit den Eigenkontrollen der Branche nicht klappt, muss der Staat ran.
       
       [1][Pferdefleisch] in der Rinderlasagne, [2][Käfigeier], bei denen
       „Freiland“ draufsteht, und nun auch noch krebserregende [3][Schimmelpilze]
       im Tierfutter. Die Lebensmittelskandale kommen zurzeit mit einer derartigen
       Häufung ans Licht, dass man geneigt ist, zu sagen: Ist doch egal, was auf
       den Tisch kommt, wahrscheinlich ist eh irgendetwas Ekliges, wenn nicht
       sogar Gesundheitsgefährdendes drin.
       
       Doch das wäre zu kurz gegriffen. Denn die jüngsten Skandale sind Symptome
       eines kaputten Systems. Eines Systems, in dem genug Produzenten bereit
       sind, für Gewinnmaximierung über Leichen zu gehen – siehe die in
       regelmäßigen Abständen auftauchenden Bilder von in Mastbetrieben verendeten
       Tieren.
       
       Es ist ein System, in dem Behörden mit den notwendigen Kontrollen nicht
       hinterherkommen, weil es an Geld und Personal fehlt. Und natürlich ein
       System, in dem die Verbraucher daran gewöhnt sind, das Pfund Hackfleisch
       für weniger als 2 Euro zu bekommen – schließlich soll am liebsten täglich
       Fleisch auf den Tisch. Mit den bekannten Folgen.
       
       Um das zu verändern, braucht es einen Beitrag von allen Seiten. Daher
       zuerst die schlechte Nachricht für die Produzenten: Wenn es mit den
       Eigenkontrollen nicht klappt, muss eben der Staat ran und das Geld dafür
       bei den Herstellern einsammeln.
       
       Folglich, und das ist die schlechte Nachricht für die Politik, muss diese
       sich in der lobbystarken Branche unbeliebt machen und höhere Strafen,
       strenge Kontrollen und Haltungsvorschriften durchsetzen.
       
       Und – das ist die schlechte Nachricht für den Verbraucher – der Konsument
       sollte im Supermarkt öfter den Kopf einsetzen. Nicht um sich an den
       Einkaufszettel zu erinnern, sondern um hinter dem Hackfleischpreis das
       System zu sehen. Vielleicht macht der Gedanke an Pferdefleischlasagne das
       ein bisschen leichter.
       
       3 Mar 2013
       
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