# taz.de -- Dopingarzt Fuentes: Kickende Kundschaft
       
       > Blut-Doping-Spezialist Eufemiano Fuentes steht vor Gericht. Die
       > Verstrickungen des Profi-Fußballs in dessen Praktiken spielen dabei kaum
       > eine Rolle.
       
 (IMG) Bild: Alberto Contador ist nicht erfreut: Ein als Arzt verkleideter Zuschauer bedrängt ihn 2011 bei der Tour de France.
       
       MADRID taz | Wenn am Montagvormittag Eufemiano Fuentes von den
       Anklagevertretern in die Mangel genommen wird, ist eigentlich nur eine
       Frage von ganz besonderem Interesse: „Hatten Sie unter Ihren Dopingklienten
       neben Radsportlern auch Fußballer, Leichtathleten, Tennisstars und
       Schwimmer?“ 200 Sportler der verschiedensten Disziplinen sollen zu Fuentes’
       Kundschaft gehört haben.
       
       „Ich habe Fußballer bei Fuentes gesehen. Ich sage nicht, wie viele. Aber es
       waren Fußballer, welche aus der Primera Division“, erklärte im September
       2006 im französischen Fernsehen der frühere Radprofi Jesus Manzano. Dessen
       Dopingbeichten nach einem durch Hundeblutbeigabe verursachten Zusammenbruch
       bei der Tour de France 2002 hatte die „Operacion Puerto“ ins Rollen
       gebracht.
       
       Fuentes selbst hatte im Juni 2006 in einem viel beachteten Interview mit
       dem spanischen Radiosender Cadena Ser zugegeben: „Ich habe auch mit
       Fußballern, Tennisspielern und Leichtathleten gearbeitet. Es sind gar nicht
       alle Namen bekannt geworden.“
       
       ## Todesdrohungen gegen den Arzt
       
       Nach Aussagen wie diesen gab Fuentes an, Todesdrohungen erhalten zu haben.
       Einmal noch, gegenüber dem französischen Journalisten Stéphane Mandard,
       hatte der Frauenarzt aus Gran Canaria Doping von Fußballern eingestanden.
       Zwar wurde Mandards Zeitung Le Monde von den betreffenden Klubs später
       erfolgreich verklagt. In einem ARD-Interview blieb Mandard aber bei seiner
       Darstellung.
       
       „Ich habe mich mit Fuentes in seinem Büro getroffen. Und er hat mir mehrere
       Dokumente gezeigt, die auf Spieler von Betis Sevilla, FC Valencia, Real
       Madrid und FC Barcelona verwiesen: Medikationspläne für eine ganze Saison,
       da standen keine bestimmten Spielernamen, aber Nummern. Und da stand
       beispielsweise auch: Saison 2005/2006 FC Barcelona“, sagte Mandard. Die
       Parallelen zu den Medikationsplänen für Radprofis sich nur zu deutlich. Es
       geht unter anderem um Wachstumshormone und Epo.
       
       Im Prozessplan sind als Zeugen jedoch nur Radprofis und Mitarbeiter der
       Guardia Civil sowie verschiedenste Experten vorgesehen. Fußballprofis
       vermisst man. Das hat seinen Grund. „In den Unterlagen, die mir vorliegen,
       gibt es nichts, was auf andere Sportler als Radsportler hinweist“, erklärte
       der Chef der Madrider Provinzstaatsanwaltschaft, Eduardo Esteban. Er
       verwies zwar auf Blutbeutel, die noch nicht identifiziert seien. Insgesamt
       135 Blutbeutel und 71 Beutel mit Blutplasma fand die Guardia Civil in
       verschiedenen Madrider Domizilen von Fuentes. Weniger als die Hälfte von
       ihnen wurde den bekannten 58 Radprofis zugeordnet.
       
       ## Kunden im Spitzensport
       
       Esteban, dessen Untergebene Rosa Calvo die Anklage im Prozess vertritt,
       versprach immerhin, diesen Aspekt nicht ganz aus den Augen zu verlieren.
       „Ich denke, alle werden das fragen, die UCI, die Wada, wir als
       Staatsanwaltschaft, alle. Und wenn Eufemiano Fuentes sagt: dieser Beutel
       ist für den und den, dann reicht das aus, um später den Sportler zu
       verurteilen“, versicherte Esteban.
       
       Die Gruppe um Fuentes bediente nachgewiesenermaßen einen großen Teil der
       Konkurrenz Lance Armstrongs. Unter ihren Kunden waren unter anderem die
       mehrfachen Podiumseroberer bei der Tour de France, Jan Ullrich, Ivan Basso
       und Joseba Beloki. Fuentes’ Spezialität waren Bluttransfusionen. Auf diese
       Technik stieß er in den 80er-Jahren beim italienischen Dopingpapst
       Francesco Conconi. Das jedenfalls erzählt Manuel Pascua, früher Trainer des
       jungen Fuentes – und jetzt wegen eigener Dopingaktivitäten Ziel der
       Dopingermittlung Galgo (zu Deutsch: Windhund) – der taz.
       
       Fuentes verfeinerte diese Dopingpraxis noch mit den Blutgefriermaschinen
       der Firma Haemonetics. Er wurde damit zur Basisstation für weitere
       Dopingärzte. Weil es beim Kühlprozess zu Engpässen beim Frostschutzmittel
       Glycerin gekommen war, hält die Anklage eine Gesundheitsgefährdung der
       Sportler für wahrscheinlich. Sieht das Gericht es auch so, drohen Fuentes
       zwei Jahre Gefängnis und ebenso langes Berufsverbot.
       
       27 Jan 2013
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Tom Mustroph
       
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