# taz.de -- Kolumne Pressschlag: Spektrales Spektakel
       
       > Der Herbst ist grau, die Fußball-Bundesliga bunt. Eine kleine Farbenlehre
       > zum 15. Spieltag.
       
 (IMG) Bild: Der „Verzehr“ von „mitgebrachten alkoholischen Getränken“ ist in diesem Zug nicht gestattet
       
       Im Bahnhof von Bremen hat ein Laden, der „trendy“ heißt und
       „Geschenkartikel“ anbietet, sein Sortiment zum ersten Adventswochenende
       erweitert: Nikoläuse aus Schokolade, Plastikweihnachtsbäume, dicke Socken
       und Schals. Das wäre nicht der Rede wert, wenn nicht alles, was hier
       angeboten wird, in Grün-Weiß gehalten wäre. Der Laden ist auch
       Werder-Fanshop.
       
       Echte Werder-Fans stehen im Laden aber nicht rum. Die versammeln sich auf
       dem Bahnsteig und warten Bier trinkend auf den Zug. Die Bahn, die uns alle
       von Bremen nach Hamburg fährt, gehört dem Uelzer Unternehmen Metronom
       (blau-gelb-weiß). Blau darf man in diesem Zug aber nicht sein. Eine
       freundlich klingende Stimme weist per Lautsprecherdurchsage darauf hin,
       dass im vordersten Abteil Getränke und Snacks in Automaten
       (blau-gelb-weiß-grau) angeboten werden.
       
       Alkoholische Getränke seien aber nicht darunter. Auch der „Verzehr“ von
       „mitgebrachten alkoholischen Getränken“ sei in diesem Zug nicht gestattet.
       Ein riesiges Gelächter hebt an und die mitreisenden Fußballfans (kaum einer
       grün-weiß, sondern jeansblau und lederschwarz) grölen zur Melodie von „Ihr
       könnt nach Hause fahrn“: „Wir sind zum Saufen da, wir sind zum Saufen da,
       wir sind zum Saufen daaaaa!“
       
       Ich belausche die sympathische Gruppe, die ein kleines Musikgerät dabeihat,
       mit dem sie den vollgestopften Zug 60 Minuten lang mit Peter Fox („Hey,
       alles glänzt, so schön neu hier“) beschallt, das Desaster gegen Leverkusen
       (rot-schwarz) analysiert, den Sieg gegen Sinsheim (blau-weiß) voraussagt,
       und ich erfahre, dass einige von ihnen an diesem Samstag Aufsteiger
       Greuther Fürth (grün-weiß) die Daumen drücken. „Allein wegen den Farben“
       sagt einer und die anderen lachen.
       
       ## „Da tanzen sie jetzt in Fürth den Sushi-Tanz"
       
       Nach dieser Fahrt durch Niedersachsen (grau ohne Weiß) gucke ich mir die
       Partie der Spielervereinigung gegen den VfB Stuttgart an. Es ist sogar
       halbwegs unterhaltsam, wie die Fürther sich anstrengen. Sie haben dann
       Pech, weil der Mann für spektakuläre Tore, Okazaki, den von Ibisevic
       verschossenen Elfmeterball ins Tor köpft. Der 90-elf-Moderator Rolf Lange
       (blau?) kommentiert: „Da tanzen sie jetzt in Fürth den Sushi-Tanz.“
       
       Für das furioseste Farbenfest an diesem Tag sorgt aber dann ausgerechnet
       der Schiedsrichter Thorsten Kienhöfer (schwarz): Nach seinem Platzverweis
       (rot) für den Fürther Kapitän Milorad Pekovic verwarnt er acht Spieler
       (gelb), sechs davon innerhalb von einer Viertelstunde.
       
       Trainer Michael Büskens (blond) hatte sich vor der Begegnung einen
       „schmutzigen Sieg“ gewünscht und ein Spiel, nach dessen Ende man auf den
       Trikots kein Weiß mehr erkennen könne. Die Trikots sahen tatsächlich etwas
       ramponiert aus (kackbraun) und die Fürther hätten einen schmutzigen Sieg
       verdient gehabt. Trotzdem ist es immer wieder schön, wie die Liga mit ihren
       Farbtupfern so einen ersten Dezembertag (mausgrau) aufhübschen kann.
       
       2 Dec 2012
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Doris Akrap
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