# taz.de -- Kommentar Todesstrafe in der Türkei: Erdogans Zivilisationsbruch > Es ist zu befürchten, dass der türkische Ministerpräsident seine > Androhung wahr macht, die Todesstrafe wieder einzuführen. Es wäre eine > klare Kampfansage an die PKK. Es ist ein ungeheuerlicher zivilisatorischer Bruch, den der türkische Ministerpräsident Tayyip Erdogan vorschlägt. Seit zwei Wochen redet er immer öfter davon, die Todesstrafe wieder einzuführen. Nach den bisherigen Erfahrungen mit Erdogans zunehmend autoritärer Politik scheint nicht ausgeschlossen, dass er seine Drohung auch umsetzt. Seine Äußerung fällt mitten in den [1][Hungerstreik von mehr als 700 kurdischen Gefangenen]. Jeden Tag ist mit den ersten Toten zu rechnen. Trotzdem unternimmt die türkische Regierung nichts, um den Hungerstreik zu beenden. Auf die wichtigste Forderung, die Aufhebung der Isolation des PKK-Führers Abdullah Öcalan, will sie nicht eingehen. Ein Gesetz, mit dem die kurdische Sprache vor Gericht und anderen öffentlichen Einrichtungen zugelassen werden soll, wurde zwar ins Parlament eingebracht, dort aber zunächst auf die lange Bank geschoben. Nachdem Justizminister Sadullah Ergin angekündigt hatte, es werde schnelle Entscheidungen geben, wenn Erdogan am Montag nach Auslandsaufenthalt wieder zurück ist, passiert nun nichts. Erdogan selbst bekräftigte erneut, er werde sich von „Terroristen“ nicht erpressen lassen. Erstes Opfer einer Wiedereinführung der Todesstrafe wäre wohl PKK-Chef Abdullah Öcalan, dessen Todesstrafe 2001 in eine lebenslange Haft umgewandelt worden war. Darüber hinaus wäre das Gesetz eine Kampfansage an die PKK und Millionen weiterer Kurden in der Türkei, die für mehr Autonomie kämpfen. Auf der anderen Seite scheinen die Hungerstreikenden dieses Mal fest entschlossen, bis zum Äußersten zu gehen. Die PKK hat sich offenbar festgelegt, eine Entscheidung zu suchen. Wenn es in letzter Minute nicht doch noch zu Verhandlungen kommt, ist eine blutige Konfrontation unausweichlich. 13 Nov 2012 ## LINKS (DIR) [1] /Kurden-fordern-kulturelle-Rechte/!105304/ ## AUTOREN (DIR) Jürgen Gottschlich ## TAGS (DIR) Todesstrafe (DIR) Schwerpunkt Türkei (DIR) Kurden (DIR) Recep Tayyip Erdoğan (DIR) PKK (DIR) Abdullah Öcalan (DIR) Abdullah Öcalan (DIR) Schwerpunkt Türkei (DIR) Kurden (DIR) Kurden (DIR) Schwerpunkt Türkei (DIR) PKK (DIR) Schwerpunkt Angela Merkel ## ARTIKEL ZUM THEMA (DIR) Türkei und die PKK: Verhandlungen mit dem Chef der PKK Ankara will erreichen, dass die PKK ihren bewaffneten Kampf aufgibt und die Waffen abliefert. Darum spricht sie mit dem inhaftierten PKK-Führer Abdullah Öcalan. (DIR) Türkei im Syrien-Konflikt: Stiller Eintritt in den Krieg Nach Beschuss aus Syrien will die Türkei Unterstützung der Bundeswehr mit „Patriot“-Abwehrraketen. Doch es geht um mehr als Selbstverteidigung. (DIR) Deutsche Politikerin in Istanbul verhaftet: Vorwurf der PKK-Sympathie Die türkische Polizei hat die Linkspartei-Politikerin Feleknas Uca verhaftet. Ihr wird Unterstützung der PKK vorgeworfen, weil sie sich für die Rechte der Kurden einsetzt. (DIR) Kurden fordern kulturelle Rechte: „Warum hilft uns Europa nicht?“ Tausende Kurden solidarisieren sich mit dem Hungerstreik von Gefangenen und protestieren gegen Diskriminierung. Sie fordern Rechte und Freiheit. (DIR) Kommentar Kurdenproteste: Erdogan muss Kurdenfrage lösen Der türkische Ministerpräsident hat es in der Hand, eine Entspannung im Kurdenkonflikt zu erreichen. Schlägt er die Chance aus, droht ein blutiges Drama. (DIR) Kurden protestieren für Öcalan: Hungerstreik wird zum Thema Über 700 kurdische Gefangene verlangen ein Ende der Isolationshaft von PKK-Chef Öcalan. Nun mehren sich in der Öffentlichkeit die Stimmen, die ein Einlenken fordern. (DIR) Kommentar Erdogan: Kritik an der falschen Stelle Die Bilanz von Ministerpräsident Erdogan ist durchwachsen. Als Gegner der Integration von Türken in Deutschland muss er sich nicht beschimpfen lassen.