# taz.de -- Konflikt in Syrien: Zusammen gegen Assad 
       
       > Die USA und die Türkei bereiten sich auf das Ende des Assad-Regimes vor.
       > Geplant ist es Krisenstab für die militärische und nachrichtendienstliche
       > Zusammenarbeit.
       
 (IMG) Bild: US-Außenministerin Hillary Cllinton im Gespräch mit ihrem türkischen Kollegen Ahmet Davutoglu (Mitte).
       
       ISTANBUL taz | „Sie hat es nicht eilig“, kommentierten türkische
       Sonntagszeitungen den Besuch von US-Außenministerin Hillary Clinton in
       Istanbul. Bei den Gesprächen, bei denen es um die Lage in Syrien ging,
       wurden ein gemeinsamer Krisenstab für die militärische,
       nachrichtendienstliche und politische Zusammenarbeit vereinbart sowie
       weitere Hilfen für Flüchtlinge – jedoch kein sofortiges Einschreiten.
       
       Presseberichten zufolge teilte Clinton ihren Gesprächspartnern mit, dass
       Präsident Barack Obama vor den US-amerikanischen Wahlen im November gegen
       einen offenen militärischen Einsatz von US-Soldaten in Syrien sei. Dennoch
       planen beide Staaten offenbar schon für die Zeit nach dem Fall des
       Assad-Regimes.
       
       Am Wochenende traf Clinton, die die Türkei innerhalb von fünf Monaten zum
       dritten Mal besuchte, zunächst Außenminister Ahmet Davutoglu. Auf das
       Drängen der türkischen Regierung, militärisch offensiver vorzugehen,
       betonte Clinton, dass „zuerst eine detaillierte Analyse“ notwendig sei, „um
       weitere operationelle Schritte planen zu können“. Die beiden Amtskollegen
       sollen bei dem Treffen Katastrophenszenarien erörtert haben.
       
       Dazu gehörten eine Zunahme der Flüchtlinge aus Syrien und eine zusätzliche
       Hilfe von 5,5 Millionen Dollar für die 55.000 Syrer in der Türkei sowie die
       Errichtung von Sicherheitszonen im türkisch-syrischen Grenzgebiet. Eine
       Flugverbotszone entlang der Grenze, die militärisch durchgesetzt werden
       müsste, wurde ebenfalls erwogen. Clinton bezifferte die bisherigen
       Aufwendungen Washingtons für Syrien auf 82 Millionen Dollar.
       
       ## Angst vor einem Machtvakuum
       
       Für die Zeit nach dem Sturz des Regimes von Baschar al-Assad waren sich
       beide einig, dass „kein Machtvakuum entstehen“ dürfe. Clinton soll hinter
       verschlossenen Türen Ankara vor radikalen islamistischen Kämpfern gewarnt
       haben, während die türkische Seite ihre Angst vor einer kurdischen
       Autonomie in Nordsyrien betonte.
       
       Davutoglu sagte dann auf der Pressekonferenz: „Wir haben mit den USA eine
       gemeinsame Perspektive, dass man Terrorgruppen wie die (kurdische) PKK und
       deren Ableger mit jeder möglichen Maßnahme bekämpfen muss.“ Zu den
       Terrorgruppen, die auf syrischem Gebiet agieren, zählte Clinton aber auch
       al-Qaida, die „den legitimen Freiheitskampf des syrischen Volkes
       missbrauchen könnte“.
       
       Etwaige Autonomiebestrebungen der syrischen Kurden werden in der Türkei von
       allen Parteien außer der kurdischen BDP misstrauisch beäugt. Kommentatoren
       wie Kadri Gürsel von der Tageszeitung Milliyet weisen auf eine neue Stufe
       im Kurdenkonflikt hin: „Wenn die Kurden in Syrien Autonomie erlangen und
       sich mit den irakischen Kurden zusammenschließen, kann man das Problem auf
       türkischem Gebiet allein nicht mehr lösen.“
       
       Berichte über eine enge Zusammenarbeit zwischen der türkisch-kurdischen PKK
       mit den Kurden im Nordirak sorgen in der Türkei für wachsende Unruhe. Nach
       Kämpfen im Grenzgebiet zum Iran griff die PKK vor wenigen Tagen einen
       Soldatenbus an der türkischen Ägäisküste an. Dabei starben zwei Soldaten.
       Um Blut für die Verwundeten zu spenden, fanden sich in kurzer Zeit über
       5.000 Menschen an den Krankenhäusern der Region ein.
       
       12 Aug 2012
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Dilek Zaptcioglu
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
 (DIR) Kurden in Syrien: In neuer Angst 
       
       Das syrische Regime hat sich aus den kurdischen Gebieten im Norden des
       Landes zurückgezogen. In das Vakuum ist eine PKK-nahe Partei vorgestoßen.
       
 (DIR) An der Grenze zwischen Syrien und Türkei: Jede Minute zählt
       
       Der Krieg in Syrien hat längst die türkische Grenze erreicht. Krankenwagen
       dürfen nicht rüber, bei einem türkischen Arzt klingelt das Telefon im
       Minutentakt. 
       
 (DIR) Bürgerkrieg in Syrien: Islamische Regierungen tagen in Mekka
       
       Die Mitgliedsländer der Organisation der Islamischen Konferenz wollen
       Syrien aus der Gruppe ausschließen. Nur die iranische Regierung will das
       nicht. Valerie Amos reist nach Syrien.
       
 (DIR) Bürgerkrieg in Syrien: Rebellen schießen Kampfjet ab
       
       Im Osten Syriens haben die Rebellen angeblich einen Kampfjet der Luftwaffe
       abgeschossen. Entwicklungsminister Niebel sagt Jordanien Unterstützung bei
       der Versorgung der Flüchtlinge zu.
       
 (DIR) Bürgerkrieg in Syrien: Diplomat für Menschenrechte gibt auf
       
       Der syrische UN-Diplomat für Menschenrechte ist zur Opposition
       übergelaufen. Aus Aleppo sind Videos aufgetaucht, die angeblich von
       Rebellen begangene Gräueltaten zeigen.
       
 (DIR) Kämpfe in Aleppo: Ausbreitung des Konflikts
       
       Die Kämpfe in Aleppo und in Damaskus gehen mit unverminderter Härte weiter.
       Auch mit Jordanien gibt es heftige Grenzgefechte. Über 100 Menschen sterben
       pro Tag.
       
 (DIR) USA erwägen Flugverbotszone über Syrien: USA und Türkei bilden Arbeitsgruppe
       
       Die USA erwägen die Einrichtung einer Flugverbotszone über Syrien. Aleppo
       soll erneut bombardiert worden sein. Neuer Syrien-beauftrager soll der
       Algerier Lakhdar Brahimi werden.
       
 (DIR) Amerikas Position zu Syrien: Erstmal muss Assad weg
       
       US-Präsident Obama ist im Syrien-Konflikt wiederholt als zu passiv
       kritisiert worden. Nun wird seine Regierung aktiv, diskutiert wird auch der
       Einfluss von Al-Qaida.