# taz.de -- Nationaltorwart Tim Wiese: Korsettstange verlässt Werder
       
       > Am Saisonende verlässt Nationaltowart Tim Wiese den SV Werder Bremen. Als
       > mögliche Vereine für den 30-Jährigen sind der AC Mailand und Schalke im
       > Gespräch. Wiese selbst schweigt. 
       
 (IMG) Bild: Verrät noch nicht wohin die Reise nach sieben Jahren in Bremen geht: Torwart Tim Wiese.
       
       BREMEN dapd | Als der Vertragspoker mit Tim Wiese entschieden war und die
       Werder-Fans noch trauerten, dachten Trainer Thomas Schaaf und
       Geschäftsführer Klaus Allofs schon an die neue Saison ohne den
       Publikumsliebling im Tor der Bremer. „Natürlich ist Tim eine besondere
       Figur. Aber wir sind gut gerüstet auf dieser Position“, sagte Allofs am
       Mittwoch im Weserstadion.
       
       Eigentlich wollten die Verantwortlichen des Fußball-Bundesligisten über das
       Auswärtsspiel am Samstag in Köln berichten. Schließlich steckt Werder nach
       zwei Heimspielen mit nur einem Punktgewinn im Kampf um einen Platz in der
       Europa League im sportlichen Schlamassel. „Ich weiß, dass es dort immer
       unruhig ist“, sagte Schaaf. „Aber wir sollten uns nicht auf eine Kölner
       Mannschaft einstellen, die sich so einer Situation ergibt.“
       
       Tim Wiese wird in Köln spielen – daran besteht nicht der geringste Zweifel.
       Wohin der 30-Jährige wechselt, ist dagegen völlig unklar. Der
       Nationalspieler selbst schweigt und lächelt bei der Frage, die er und sein
       Berater Roger Wittmann in langen Gesprächen auch mit Werder Bremen für sich
       längst beantwortet haben. Der AC Mailand wird genannt, wo Christian Abbiati
       zwar eine gute Saison spielt, aber dennoch umstritten ist und im Juli 35
       Jahre alt wird.
       
       Gehandelt wird auch Schalke 04, das sich in der Vergangenheit gerne bei den
       Bremern bedient hat. Wiese wäre bei einem Wechsel zu den Königsblauen ein
       Nachfolger der Werder-Keeper Oliver Reck und Frank Rost. Auch Ailton und
       Mladen Kristajic wechselten nach Gelsenkirchen – wie es hieß, erlagen sie
       dem Ruf des Geldes.
       
       ## Topverdiener in Bremen
       
       In Bremen ist Wiese ein Topverdiener. Drei Millionen Euro soll sein
       Jahressalär betragen. Dass dies ein Grund für die Trennung ist, wird bei
       Werder gar nicht bestritten. „Finanzielle Dinge spielen natürlich auch eine
       Rolle“, sagte Allofs und bekräftigte, dass Werder auch in der kommenden
       Saison eine schlagkräftige Mannschaft haben werde. „Wenn Korsettstangen
       gehen, bilden sich andere.“
       
       Die bisherige Nummer zwei, Sebastian Mielitz, ist eine solche Korsettstange
       noch nicht. Doch die Werder-Macher, Schaaf und Allofs, sind sich sicher,
       dass der 22-Jährige „das Zeug hat, die Nummer eins zu sein“, erklärte
       Allofs, der die Verpflichtung eines starken neuen Torwarts ankündigte.
       Mielitz habe sich immer bewährt, wenn er ins kalte Wasser geworfen wurde
       und deshalb ist Allofs überzeugt, dass der Wechsel von Wiese „die richtige
       Entscheidung“ ist.
       
       Auswirkungen auf die Vertragsgespräche mit den anderen zwölf Spielern,
       deren Kontrakte auslaufen, fürchtet Allofs nicht. Dass mit Wiese nicht
       verlängert werde, bedeute ja nicht, „dass wir keine Ambitionen mehr haben“,
       sagte er. Die Situation der Bremer mache aber „starke Veränderungen“
       notwendig. Das betrifft nach einer Saison ohne Champions League und der
       sicheren Aussicht nach einem weiteren Jahr vor allem die Finanzen.
       
       ## Besonderer Druck in Köln
       
       Denn Reichtümer sind in der Europa League nicht zu erzielen, wie der
       Finalist von 2009 aus Erfahrung weiß. Zumal die Qualifikation noch gar
       nicht sicher ist. Seit dem 0:3 daheim gegen Mainz 05 ist Werder erstmals
       seit dem zweiten Spieltag nicht mehr auf einem „Europapokal-Platz“ - und
       steht in Köln besonders unter Druck.
       
       Während Naldo, Philipp Bargfrede und der an der Leiste operierte Mehmet
       Ekici ausfallen, ist Schaaf froh, dass Sokratis am Donnerstag wieder
       trainierte und in Köln dabei sein kann. Der 23-jährige Grieche war zuletzt
       mit Abstand bester Bremer und hat den Schlag aufs Knie aus dem Mainz-Spiel
       überstanden.
       
       Sokratis war es auch, der den fehlenden Einsatz der Mannschaft bemängelte.
       „Es helfen keine Reden weiter. Es müssen Taten folgen. Wir müssen
       zusammenhalten, gemeinsam kämpfen“, sagte er dem Kicker. Die Mannschaft
       traf sich am Mittwochabend beim Italiener - mit Wiese, aber ohne Trainer.
       
       5 Apr 2012
       
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