# taz.de -- Linke Tageszeitung "Il manifesto" ist pleite: Radikal entsubventioniert
       
       > Das definitive Aus droht: Die alte linke Tageszeitung "il manifesto" ist
       > heillos verschuldet. Im permanenten Rückgang der Auflage spiegelt sich
       > die Krise der radikalen Linken.
       
 (IMG) Bild: Eiskalte Zeiten in Italien. Die linke Tageszeitung "il manifesto" vor dem Aus.
       
       Italiens linke Tageszeitung il manifesto steht womöglich vor dem
       definitiven Aus. "Ohne Ende" titelt das radikale Blatt, das seit 1971 als
       Tageszeitung an den Kiosken ist, zwar am Donnerstag. Doch das
       Wirtschaftsministerium will die Verlagsgenossenschaft in die
       Zwangsliquidation schicken, weil sie heillos überschuldet ist.
       
       Damit spitzt sich eine seit Langem schwelende Krise dramatisch zu. Die
       verkaufte Auflage - sie lag früher bei über 30.000 - war in den letzten
       Jahren auf nur noch 16.000 gefallen. Hierin spiegelte sich auch die Krise
       der radikalen Linken links von der gemäßigten Demokratischen Partei:
       Kommunisten sind seit 2008 nicht mehr im Parlament vertreten, und die
       sozialen Bewegungen tauschen sich heute im Web aus.
       
       Überleben konnte il manifesto denn auch nur, weil Italiens Staat Partei-
       und Genossenschaftszeitungen über Jahre hinweg großzügig subventionierte.
       Etwa 3 Millionen Euro erhielt il manifesto jährlich aus staatlichen Töpfen.
       Doch die Regierung Berlusconi verschlechterte nach ihrem Wahlsieg 2008 das
       Subventionsmodell drastisch.
       
       Mittlerweile können die Zeitungen nicht mehr mit festen Zuschüssen planen.
       Stattdessen legt die Regierung im Nachhinein - in diesen Tagen also
       rückwirkend für das Jahr 2011 - fest, was die geförderten Zeitungen
       bekommen. Und dieser Topf wurde drastisch von 175 auf 50 Millionen
       zurückgeführt: Für il manifesto hieße dies nur noch eine statt der fest
       eingeplanten 3 Millionen Euro.
       
       Il manifesto hat dieses für eine als "kommunistisch" firmierende
       Tageszeitung merkwürdig anmutende Subventionsmodell immer verteidigt, unter
       Hinweis auf den verzerrten italienischen Medienmarkt, in dem das Gros der
       Werbeeinnahmen an die Berlusconi-Sender fließt.
       
       9 Feb 2012
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Michael Braun
       
       ## TAGS
       
 (DIR) Italien
       
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