# taz.de -- Entwurf der Grünen zum Sorgerecht: Wenn Mutter schweigt, ist Vater dabei
       
       > Die Grünen legen einen eigenen Entwurf zum gemeinsamen Sorgerecht vor.
       > CDU und FDP sind ihnen zu langsam. Am Freitag spricht der Bundestag
       > darüber.
       
 (IMG) Bild: Unverheiratete Eltern müssen beide aktiv werden, wenn es um das Sorgerecht ihrer Kinder geht.
       
       BERLIN taz | Während sich FDP und Union noch uneins sind über die
       Neuregelung des gemeinsamen Sorgerechts, legen die Grünen als erste
       Fraktion einen eigenen Entwurf im Bundestag vor. Danach reichen ein Antrag
       des Vaters beim Jugendamt und das Schweigen der Mutter für das gemeinsame
       Sorgerecht aus. Interessenverbände lehnen den Entwurf ab.
       
       Der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte hatte die ursprüngliche
       Regelung als Diskriminierung verurteilt, woraufhin das
       Bundesverfassungsgericht (BVerfG) sie Mitte 2010 kippte.
       
       Die vom BVerfG geforderte gesetzliche Neuregelung schleppt sich seitdem
       dahin. Bundesjustizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger (FDP)
       hatte zunächst vorgeschlagen, dass unverheiratete so wie verheiratete Väter
       automatisch bei Geburt des Kindes das gemeinsame Sorgerecht erhalten. Dem
       Koalitionspartner ging das zu weit. Ein Automatismus beim gemeinsamen
       Sorgerecht würde die "Institution Ehe" weiter aushöhlen, wetterte
       CSU-Politikerin Dorothee Bär. Leutheusser-Schnarrenberger formulierte
       daraufhin einen Kompromissvorschlag, nach dem der Vater das Sorgerecht auf
       Antrag beim Jugendamt automatisch erhält, wenn die Mutter nicht binnen acht
       Wochen widerspricht. Seitdem wird hinter den Kulissen weiterverhandelt.
       
       Der Bundestagsfraktion der Grünen geht das nicht schnell genug. In ihrem
       Antrag spricht auch sie sich für die Widerspruchslösung aus. Allerdings
       wird im Antrag präzisiert: Innerhalb des Mutterschutzes kann die Mutter die
       Acht-Wochen-Frist formlos verlängern, auch das Jugendamt soll ein Vetorecht
       haben. Außerdem können auch Mutter und Kind das gemeinsame Sorgerecht
       beantragen.
       
       "Sowohl Mutter als auch Vater müssen aktiv werden", sagt die
       familienpolitische Sprecherin Katja Dörner. Dies entspräche den
       vielfältigen Lebens- und Konfliktsituationen unverheirateter Eltern und
       stärke die Rechte der Väter wie auch der Kinder.
       
       Der Verband alleinerziehender Mütter und Väter sieht in dem Vorschlag
       allerdings eine Benachteiligung der Mütter und Kinder. Er sei völlig
       realitätsfremd, so die Präsidentin und Anwältin für Familienrecht Edith
       Schwab. Auch Rainer Sonnenberger vom Verein "Väteraufbruch für Kinder"
       lehnt den Vorschlag ab: "Wenn sich der Vater aktiv um die Vaterschaft
       bemüht, sollte er sie auch bekommen, ohne Widerspruchsfristen."
       
       27 Jan 2011
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Manuela Heim
       
       ## TAGS
       
 (DIR) Familie
       
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