# taz.de -- Uganda: Gericht verbietet Schwulen-Outing: Ende der Hatz
       
       > Die Schwulenfeindlichkeit in Uganda ist groß. Eine Studentenzeitung hatte
       > 100 Homosexuelle geoutet und dazu aufgerufen, sie zu töten. Diese
       > Hetzkampagne hat ein Gericht jetzt verboten.
       
 (IMG) Bild: Diese Zeitung brachte den Stein ins Rollen: Ein Ugander liest den "Rolling Stone".
       
       Homosexuelle in Uganda leben nicht mehr ganz so gefährlich. Ein ugandisches
       Gericht hat am Montag den Medien des Landes verboten, Schwule zu outen. Es
       gehe um die Sicherheit der Betroffenen und ihr Recht auf Privatsphäre,
       erklärte Justice Kibuuka Musoke am "High Court" der ugandischen Hauptstadt
       Kampala zur Begründung. Entsprechende bisherige Veröffentlichungen seien
       unfair und verletzten die Freiheitsrechte, insbesondere weil die
       Homosexuellen mit dem Tode bedroht worden seien, so der Richter.
       
       Der Richterspruch setzt der jüngsten Hetzkampagne gegen Homosexuelle in
       Uganda vorläufig ein Ende. Den Stein ins Rollen gebracht hatte eine neue
       Zeitschrift namens Rolling Stone, herausgebracht von Studenten an der
       Makerere-Universität in Kampala. In seiner ersten Ausgabe veröffentlichte
       das Magazin die "100 wichtigsten Homos von Uganda" mit Namen, Foto und der
       Empfehlung, sie aufzuhängen. In weiteren Ausgaben analysierten die
       Jungjournalisten, Schwule seien für Al-Qaida-Anschläge verantwortlich.
       
       Die Zeitschrift fand reißenden Absatz. In Uganda brandmarken
       fundamentalistisch-christliche Kirchen mit US-Unterstützung
       gleichgeschlechtliche Beziehungen als Todsünde und verstärken die
       traditionell ohnehin starke Abneigung gegen Homosexualität. Aus diesen
       Kreisen war sogar ein Gesetzentwurf ins Parlament eingebracht worden, der
       Homosexualität mit dem Tode bestraft hätte und das Nichtdenunzieren von
       Homosexuellen mit langen Gefängnisstrafen. Aufgrund weltweiter Proteste
       liegt dieses Gesetz aber inzwischen auf Eis.
       
       Drei Schwule, die unter den "Top 100" von Rolling Stone standen, hatten die
       Zeitschrift verklagt und im Sommer zunächst eine einstweilige Verfügung
       erstritten. Jetzt haben sie vollends Recht erhalten, eine Verallgemeinerung
       des Veröffentlichungsverbots auf alle ugandischen Medien und
       Entschädigungen von 650 US-Dollar.
       
       Nach dem Richterspruch fielen sich die drei noch im Gerichtssaal in die
       Arme. Rolling Stone will in Berufung gehen. Der Kampf gegen das Böse in der
       Gesellschaft dürfe nicht nachlassen, erklärte Geschäftsführer Giles Muhame.
       
       4 Jan 2011
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Dominic Johnson
       
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