# taz.de -- Auch Baumkletterer erheben Vorwürfe: Ministerium verteidigt Flic-Einsatz
       
       > Erst wollte das Bundesinnenministerium von nichts wissen, nun hat es eine
       > Erklärung parat: Der französische Beamte handelte angeblich in einer
       > "Notsituation".
       
 (IMG) Bild: Der französische Beamte im Einsatz.
       
       BERLIN taz | Nach Kritik am Einsatz eines französischen Polizisten, der
       beim Castor-Einsatz im Wendland in voller Bewaffnung am Räumen von Schienen
       [1][beteiligt war], hat das Bundesinnenministerium, das den Einsatz
       zunächst bestritten hatte, ihn nun bestätigt - und verteidigt.
       
       Der französische Polizist sei einer Einheit der Bundespolizei "als
       Beobachter" zugeteilt gewesen, sagte ein Sprecher des Ministeriums. Als
       Erklärung für den aktiven Einsatz gegen Demonstranten führt das Ministerium
       an, dass deutsche Polizisten "in Bedrängnis" gewesen seien. "Der
       französische Polizist unterstützte seine Kollegen in einer Notsituation."
       Eine solche "Nothilfe" sei zulässig.
       
       Auf einer Bildstrecke im Internet, [2][die den Einsatz dokumentiert], ist
       von einer solchen Notsituation allerdings nichts zu sehen. Der Demonstrant,
       der später vom französischen Polizisten von den Schienen gezogen wird,
       sitzt zuvor mit erhobenen Händen auf den Schienen. Der Franzose steht
       zunächst zusammen mit deutschen Kollegen daneben, richtet dann seine
       Handschuhe und nimmt den Demonstranten dann in den Schwitzkasten. Mehrere
       deutsche Kollegen beobachten die Szene aus dem Hintergrund.
       
       Auch ein Augenzeuge berichtete der taz, eine "Notsituation" sei nicht zu
       erkennen gewesen. Zu diesem Widerspruch wollte das Ministerium nicht
       Stellung nehmen. "Der Sachverhalt ist Gegenstand weiterer Ermittlungen",
       hieß es lediglich.
       
       Die Linkspartei protestierte scharf gegen den Einsatz. Die französische
       Spezialeinheit CRS, zu der der Polizist gehört, sei "berüchtigt für ihr
       brutales Vorgehen gegen Demonstranten", sagte die innenpolitische
       Sprecherin Ulla Jelpke. "Dass ausgerechnet diese Truppe zur Unterstützung
       der Polizei herangezogen wird, zeugt vom Eskalationswillen der
       Bundesregierung."
       
       Schwere Vorwürfe gegen die Polizei erhoben unterdessen auch Aktivisten, die
       am Dienstag neben der Castor-Transportstrecke auf Bäumen protestiert
       hatten. Er sei von der Polizei auf dem Baum ohne Vorwarnung mit Tränengas
       angegriffen worden und daraufhin aus viereinhalb Metern Höhe abgestürzt,
       berichtete ein Kletterer. Er wurde mit schweren Verletzungen in ein
       Krankenhaus geflogen.
       
       12 Nov 2010
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] /1/zukunft/schwerpunkt-anti-akw/artikel/1/innenministerium-vernebelt-pruegeleinsatz/
 (DIR) [2] http://www.flickr.com/photos/boeseraltermannberlin/sets/72157625238589447/with/5165992801/
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Malte Kreutzfeld
 (DIR) Felix Dachsel
       
       ## TAGS
       
 (DIR) Schwerpunkt Atomkraft
 (DIR) Schwerpunkt Atomkraft
 (DIR) Schwerpunkt Atomkraft
 (DIR) Schwerpunkt Atomkraft
 (DIR) Schwerpunkt Atomkraft
 (DIR) Schwerpunkt Atomkraft
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
 (DIR) Französischer Polizist bei Castor-Protesten: Polizeigewalt hat Folgen
       
       Bei den Anti-Atom-Protesten im Herbst half ein französischer Polizist
       gewaltsam bei der Räumung der Gleisblockade. Jetzt ermittelt die
       Staatsanwaltschaft gegen ihn.
       
 (DIR) Französischer Castor-Polizist: Flic-Affäre erreicht EU-Parlament
       
       Der Fall des französischen Castor-Polizisten weitet sich aus - er ist Thema
       im Europäischen Parlament. Auch die Staatsanwaltschaft Lüneburg will den
       Fall nun prüfen.
       
 (DIR) Anwalt über Polizeigewalt bei Castor-Protest: "Schlagstöcke ohne Vorwarnung"
       
       Bereits als Demonstranten noch weit von den Schienen des Castor-Transports
       weg waren, setzte die Polizei Pfefferspray und Schlagstöcke ein - ohne
       Ankündigung, kritisiert Anwalt Stolle.
       
 (DIR) Französischer Polizist beim Castor: Die Flic-Affäre
       
       Ein französischer Elitepolizist ging beim Castortransport im Wendland gegen
       Demonstranten vor. Was ist eigentlich schlimm daran? Vier Fragen, vier
       Antworten.
       
 (DIR) Kommentar Castor-Lügen: Der Rechtsstaat im Einzelfall
       
       Fotos beweisen es: das Eingreifen des französischen Elitepolizisten bei der
       Castor-Blockade war rechtswidrig. Das Innenministerium versucht den Vorfall
       zu verharmlosen.
       
 (DIR) Französischer Polizist beim Castor: Ministerium vernebelt Prügeleinsatz
       
       Ein französischer Elite-Polizist ging im Wendland gegen Demonstranten vor.
       Aus Notwehr, sagt das Innenministerium. Bilder im Internet ziehen das in
       Zweifel.
       
 (DIR) Angeblich nur Übungsflug: Tornado über Gorleben
       
       Jetzt ist es raus: Die Castor-Sitzblockade bei Gorleben wurde tatsächlich
       von einem Tornado-Flugzeug überflogen. Das Verteidigungsministerium sagt:
       Das waren Übungen.
       
 (DIR) Castor-Protestler im Sixt-Video: "Das ist Werbung!"
       
       Der Autovermieter Sixt wollte provozieren und die Castor-Proteste für PR
       nutzen. Doch im Youtube-PR-Spot sind etliche Demo-Teilnehmer klar zu
       erkennen. Hat das ein Nachspiel?