# taz.de -- + + + Freitag Ticker Castor-Transport +++: Castor-Zug in Frankreich kurz blockiert
       
       > Der Castor-Transport wurde am Freitag bei Caen stundenlang blockiert,
       > fuhr dann aber weiter nach Deutschland. Im Wendland zogen Atomgegner mit
       > Laternenumzügen über die Straßen.
       
 (IMG) Bild: Leuchtender Widerstand: Laternenumzug in Lüneburg
       
       21.42 Uhr: „Unverantwortbares Spektakel“ 
       
       Die Rhein-Neckar-Zeitung schreibt, „der Anti-Atom-Protest ist nicht
       zielgerichtet, sondern blind: Aktionen wie “Castor schottern“, Blockaden
       oder das Festketten an Gleisen sind letzten Endes ein unverantwortbares
       Spektakel mit dem Ziel, die Castor-Transporte megateuer werden zu lassen.
       Gleichwohl entlässt dieser emotional fehlgeleitete Protest keine Regierung
       aus irgendeiner Verantwortung. Die Nutzung der Atomenergie ist riskant, ist
       ökonomischer Wahnsinn und auf der Lüge aufgebaut, es gäbe einen atomaren
       Kreislauf.“ (dpa) 
       
       21.00 Uhr: Polizei hat Straße bei Metzingen geräumt 
       
       Die Polizei hat die B 216 vor Metzingen geräumt, damit der Verkehr wieder
       fließen kann, so die Begründung. Die Teilnehmer des Laternenumzugs stehen
       jetzt links und rechts der Straße, die nun von Polizisten blockiert wird.
       Autoverkehr gibt es nicht, da er umgeleitet wurde.
       
       20.21 Uhr: Polizei treibt Keil in den Umzug 
       
       In der Nähe des Camps Metzingen hat die Polizei einen Keil zwischen die
       Demonstranten des Laternenumzugs getrieben und die Teilnehmer von der
       Straße gedrängt. Es kommt zu kleineren Handgreiflichkeiten. Einige
       Halbvermummte rufen „Alerta, Alerta, Antifascista!“.
       
       20.12 Uhr: Polizei steht Laternenumzug im Weg 
       
       Der Laternen-Umzug in Metzingen ist nur einige hundert Meter weit gekommen.
       Jetzt geht es nicht weiter. Die Polizei steht im Weg und die Laternenträger
       auf der Straße. Eine Polizeidurchsage ermahnt die Demonstrierenden, die
       Straße frei zu räumen. Dann explodiert ein Kracher und eine Rakete.
       
       20.05 Uhr: Bela B. auf der Demo am Samstag dabei 
       
       Zehntausende Atomkraftgegner werden am Samstag um 13.00 in Dannenberg zur
       traditionellen Auftaktdemonstration gegen den Castor-Transport aus
       Frankreich in das Atommüll-Zwischenlager Gorleben erwartet.
       
       Angekündigt haben sich auch prominente Bundespolitiker und Künstler.
       Darunter sind die Grünen-Vorsitzenden Claudia Roth und Cem Özedemir,
       Grünen-Bundestagsfraktionschef Jürgen Trittin, Linkspartei-Chefin Gesine
       Lötzsch und der Linken-Fraktionsvorsitzende Gregor Gysi. Auch der
       Geschäftsführer von Greenpeace International, Kumi Naidoo, und der Musiker
       Bela B. von den "Ärzten“ nehmen teil. (afp)
       
       19.57 Uhr: Laternenumzug in Metzingen 
       
       „Das Kapital regiert bis die Erde krepiert“ steht auf einem Schild an dem
       Haus in Metzingen. Auf dem Hof des Castor-Camps treffen nach und nach mehr
       AtomkraftgegnerInnen ein. Gerade beginnt hier der Laternenumzug mit rund
       150 Aktiven. Einige Kinder sind dabei und Rio Reiser schallt aus den Boxen
       des Lautsprecherwagens. Begleitet wird der Umzug von einem großen
       Polizeiaufgebot.
       
       19.35 Uhr: Alle Aktivisten abgeführt 
       
       Spezialkräfte durchtrennten am Nachmittag nach Angaben der Agentur dapd die
       Rohre, mit denen sich die Aktivisten in Caen an den Schienen festgekettet
       hatten. Die ersten beiden konnten gegen 17.45 Uhr abgeführt werden. Gegen
       19 Uhr rollte der Castor-Zug dann weiter in Richtung Deutschland nachdem er
       15.45 Uhr durch die Aktion gestoppt wurde.
       
       Bei den Demonstranten, die sich an die Gleise ketteten, handelte es sich um
       Mitglieder der französischen Anti-Atom-Organisation GANVA. Die Gruppe
       meldete am Nachmittag auf ihrer Website, ihre Anhänger hätten den
       Castor-Zug zum Stillstand gebracht. Auf einem Papierstreifen habe auf
       Deutsch und Französisch gestanden: „Unser Widerstand kennt keine
       Staatsgrenzen! Castor 2010: Die Erste...to be continued!“
       
       Am Bahnhof von Caen wurden einige Hundert Demonstranten von Ordnungskräften
       zurückgehalten, nachdem sie versucht hatten, sich den Aktivisten an der
       Blockade anzuschließen. Der Ort der Blockade selbst wurde von der Polizei
       abgeriegelt und mit einem Sichtschutz versehen.
       
       19.05 Uhr: Der Castor rollt wieder 
       
       Nach einer mehrstündigen Blockade im nordfranzösischen Caen fährt der
       Castor-Transport weiter. Das beobachtete ein afp-Korrespondent vor Ort. Der
       Castor mit hoch radioaktivem Atommüll war gegen 14.20 Uhr vom
       Verladebahnhof Valogne zum deutschen Zwischenlager Gorleben gestartet und
       zwei Stunden später zum ersten Mal aufgehalten worden. (afp)
       
       18.40 Uhr: „Es dauert eine Weile“ 
       
       An der ersten Blockadeaktion in Nordfrankreich beteiligten sich nach
       Polizeiangaben etwa 30 Aktivisten. „Es dauert eine Weile, die Angeketteten
       von den Schienen zu befreien, da sie ihre Hände in Metallröhren unter den
       Gleisen haben“, sagte die Sprecherin der Polizei der Agentur dpa. In der
       Nähe von Caen in der Normandie ketteten sich fünf Aktivisten an die Gleise,
       so die Beamten vor Ort. Ein Aktivist von ihnen stamme aus Deutschland.
       
       Die französische Gruppe „Groupe d‘actions non-violentes antinucléaires“
       (auf deutsch etwa „Aktionsgruppe nicht gewalttätiger Atomkraftgegner“)
       bekannte sich zu der Blockade. (dpa)
       
       18.20 Uhr: Großer Laternenumzug in Lüchow 
       
       Zu Beginn des Laternenumzugs in Lüchow sind geschätzte 500 Leute gekommen.
       Martina Lammers, Vorsitzende der lokalen Grünen, wies darauf hin, dass alle
       Landesvorstände und der Bundesvorstand vor Ort sind. Auch Claudia Roth hält
       eine Laterne in der Hand. Viele Laternen sind mit dem Anti-Atom-X beklebt,
       zudem werden Kerzen und Fackeln getragen. Zusätzlich werden viele Fahnen
       geschwenkt und große gelbe Holz-Xe hochgehalten.
       
       Zum Auftakt wird „We shall overcome“ gesungen. Petra-Kelly-Preisträgerin
       Marianne Fritzen fragt, „Werden die Verantwortlichen für das Asse-Desaster
       bestraft? Vermutlich gibt es gar keine Verantwortlichen!“. Grünen-Politiker
       Benjamin Raschke erklärt: „Es gibt in Sachen Umweltverbrechen ein
       Gerechtigkeitsdefizit“. Fritzen bekommt außerdem für ihre Aussage, dass
       Fortschritt nicht immer nur von den Neoliberalen definiert werden dürfe,
       großen Beifall.
       
       Propst Stephan Wichert von Holten zu den Protesten „In der Masse einmalig,
       in der Friedfertigkeit unübertroffen und in den nächsten 100.000 Jahren
       haben wir noch ne Menge zu tun“.
       
       18 Uhr: „Das wird ein Katz-und-Maus-Spiel“ 
       
       Die Eisenbahnbrücke zwischen Hitzacker und Dannenberg sieht gespenstisch
       aus. Sie liegt in einer dunklen Waldschneise und ist grell erleuchtet vom
       Scheinwerferlicht der Polizei. Vier Polizisten stehen in neongelben
       Warnwesten auf der Brücke, die über die Bundesstraße führt. Am Fuße der
       Brücke warten ein Dutzend weitere Beamten. Ein 21-jähriger Polizist aus
       Uelzen ist seit heute Morgen im Dienst. Es ist sein erster Castor-Einsatz.
       Ein bisschen Respekt habe er schon, sagt er: „Das wird ein
       Katz-und-Maus-Spiel zwischen Polizei und Demonstranten. Wir schieben sie
       von den Gleisen. Sie kommen wieder.“
       
       Entlang des letzten wichtigen Stücks der Bahnstrecke für den
       Castor-Transport werden sämtliche Brücken bereits jetzt nachts hell
       ausgeleuchtet und mit Polizisten gesichert. In den letzten Jahren hatten
       Aktivisten sich immer wieder spektakulär angekettet und so versucht, den
       Castor an diesen wichtigen Punkten zu stoppen.
       
       17.45 Uhr: Kältetaktik statt Straßenschlacht 
       
       Eine Frau in Lüchow hat unserer taz-Reporterin gerade erzählt, dass auch
       die Polizei über die Jahre gelernt habe. 1996 gab es in Dannenberg noch
       richtige Straßenschlachten, da flogen Ziegelsteine und brannten
       Strohballen. Heute sperren sie die Gegend um den Verladekran weiträumig ab
       und lassen die Leute gar nicht mehr rein. Und die Polizei wisse ja auch,
       die Zeit und das Wetter spiele für sie. Deswegen lassen sie den Castor gern
       noch am Verladekran stehen, wenn er nachts ankommt und fahren erst morgens
       los - während die Blockierer auf dem kalten Boden sitzen und ihnen kälter
       und kälter wird. Und manchmal auch nass.
       
       17.30 Uhr: Laternenumzug in Gorleben 
       
       Mit einem Laternenumzug demonstrieren zur Stunde in Gorleben rund 50 Eltern
       und ihre Kinder gegen den Castor-Transport. Ein Posaunenspieler führt den
       Zug an. Zu der Aktion hat eine örtliche Wählergemeinschaft aufgerufen.
       Gorleben gilt im Gegensatz zu vielen anderen Orten im Wendland nicht als
       Hochburg der Atomkraftgegner.
       
       17.15 Uhr: Ruhe vor der Mahnwache 
       
       Auf dem Marktplatz von Lüchow, wo 18 Uhr die Mahnwache sein soll, ist noch
       alles ruhig. In einer Bäckerei kommentiert es ein alter Mann trocken: „Das
       ist die Ruhe vor dem Sturm.“
       
       16.48 Uhr: Polizei schweißt weiter Gully-Deckel zu 
       
       Groß Gusborn. Ein technischer Zug der Polizei schweißt Gully-Deckel zu.
       „Damit da nichts eingebracht werden kann“, sagt ein Beamter im
       Polizeisprech. An den beiden möglichen Transportrouten zum Zwischenlager
       Gorleben sollen die Abflüsse dicht gemacht werden.
       
       16.35 Uhr: Ein Prickeln wie 1989 
       
       Jens Magerl, Sprecher der Initiative "Widersetzen“, sagt: „Es liegt ein
       Prickeln in der Luft wie 1989 in der DDR.“ Magerl stammt aus der DDR. Zum
       ersten Mal hat er das Gefühl, “dass dieser Castor der letzte Castor ist“.
       
       16.25 Uhr: An die Gleise gekettet 
       
       Der Castor-Transport mit hoch radioaktivem Atommüll ist laut der Agentur
       dpa kurz nach seinem Start in Frankreich von Atomkraftgegnern aufgehalten
       worden. In der Nähe von Caen hätten sich vier Atomkraftgegner an die Gleise
       gekettet, sagte ein Polizeisprecher der dpa. Insgesamt seien rund 30
       Aktivisten an der Aktion beteiligt. (dpa) Laut Greenpeace sollen sich sogar
       zwölf AktivitInnen angekettet haben.
       
       16.15 Uhr: Castor-Transport in Frankreich blockiert 
       
       Knapp zwei Stunden nach der Abfahrt haben Atomkraftgegner laut der Agentur
       afp am Freitagnachmittag den Castor-Transport im nordfranzösischen Caen
       blockiert. Das teilte die Polizei mit. Der Castor mit hoch radioaktivem
       Atommüll war gegen 14.20 Uhr vom Verladebahnhof Valogne zum deutschen
       Zwischenlager Gorleben gestartet. (afp)
       
       15.50 Uhr: Bayern setzt auf Gorleben 
       
       Die Polizei bereitet sich laut der Agentur dpa auf gewalttätige Störer
       entlang der Bahnstrecke des Castor-Transportes vor. Mehr als 16.000
       Einsatzkräfte sollen den Transport nach Dannenberg und weiter nach Gorleben
       sichern. Bundesumweltminister Norbert Röttgen (CDU) rief die
       Atomkraftgegner auf, sich friedlich zu verhalten.
       
       Unterdessen entbrannte innerhalb der Union ein Streit um die Suche nach
       einem Atomendlager. Bayern setzt klar auf den Salzstock Gorleben und lehnt
       alternative Standorte in Süddeutschland ab. Umweltminister Markus Söder
       (CSU) sagte der dpa: „Bayern scheidet als Standort für ein Endlager
       definitiv aus. Wir haben keine sichere geologische Formation.“ Zuvor hatte
       Niedersachsens Ministerpräsident David McAllister (CDU) die Suche nach
       möglichen Endlagern im Süden gefordert, falls sich Gorleben als ungeeignet
       erweisen sollte.
       
       Röttgen verteidigte den Castor-Transport als unverzichtbar. Deutschland sei
       verpflichtet, die radioaktiven Abfälle, die bei der Nutzung der Kernenergie
       anfielen, im eigenen Land zu entsorgen. „Wir können die Lasten der
       Vergangenheit nicht anderen aufbürden, für die sichere Lagerung des
       Atommülls sind wir verantwortlich“, sagte er. (dpa)
       
       15.35 Uhr: Lernen von den alten Hasen 
       
       In der Zeltstadt Gedelitz üben Atomkraftgegner den Umgang mit der Polizei.
       Sie lernen von Protestprofis, durch eine Polizistenkette auf die Gleise zu
       kommen. Es sieht ein bisschen aus wie eine Mischung aus
       American-Football-Training und Yoga. Derweil treffen Neuankömmlinge ein,
       derzeit noch in überschaubaren Kleingruppen. Gedelitz ist das Nachbardorf
       von Gorleben und liegt nur wenige Kilometer entfernt.
       
       15.20 Uhr: Atomforum erklärt Castor als sicher 
       
       Das deutsche Atomforum erklärt in einer [1][Pressemitteilung], dass die
       eingesetzten Behälter zuverlässig alle nationalen und internationalen
       Sicherheitsstandards erfüllen würden. Und fordert im Hinblick auf die
       Proteste gegen den Castor-Transport, friedlich und nach dem Gesetz zu
       demonstrieren. Denn „in allen Debatten um die Kernkraft in Deutschland
       setzen [auch] die Energieversorgungsunternehmen und das Deutsche Atomforum
       auf Argumente statt auf Blockaden.“
       
       14.50 Uhr: Castor heißer als in den Vorjahren 
       
       Greenpeace begleitete die Abfahrt des Castor-Transports – und machte dabei
       Infrarot-Aufnahmen vom Atommüll-Behälter. Nach Angaben der Umweltschützer
       zeigen die Aufnahmen, dass die Temperatur der Castoren gestiegen ist. Sie
       erklären sich den Anstieg mit einer zunehmenden Anreicherung der
       Brennelemente mit Uran-235 und den damit verbundenen Abbränden mit höherer
       Radioaktivität.
       
       „Jeder einzelne dieser Castoren enthält so viel radioaktives Material, wie
       bei der Reaktorkatastrophe von Tschernobyl freigesetzt wurde“, sagt Thomas
       Breuer von Greenpeace. „Es ist unverantwortlich, diese tödliche Fracht nach
       Gorleben zu bringen.“ Stattdessen solle er ins grenznahe Zwischenlager am
       AKW Philippsburg gebracht werden. Dies würde dem Verursacher-Prinzip
       entsprechen: Denn die in La Hague und Sellafield aufbereiteten
       Brennelemente stammten zur Hälfte aus den Akws in Bayern, Baden-Württemberg
       und Hessen.
       
       14.40 Uhr: Wendland darf nicht Stuttgart werden 
       
       Jameln. Pressekonferenz der Kampagne „Castor Schottern“: Die Aktivisten
       fordern, dass sich die Polizei besonnener benehmen soll, als ihre Kollegen
       jüngst bei den Protesten gegen Stuttgart 21. “Wir werden Tausende sein“,
       sagt Tadzio Müller, Sprecher der Kampagne. „Der Castor wird nicht
       durchkommen.“
       
       14.25 Uhr: „PubliX Viewing“ in Dannenberg 
       
       Mindestens jedes zweite Geschäft in Dannenberg hat die Schaufenster zum
       Thema Castor dekoriert. An den Scheiben kleben große Anti-Atom-Sticker und
       Plakate, die für die Großdemonstration am Samstag oder die Sitzblockaden am
       Sonntag werben. Der Italiener am Marktplatz und der Hifi-Laden haben
       Fernseher ins Fenster gestellt. Es läuft eine Dia-Show von „PubliX
       Viewing“: Bilder vom letzten Castortransport, vom Treck der
       Lüchow-Dannenberger Landwirte nach Krümmel, vom letzten Heimspiel des FC
       St. Pauli, als Fans mit riesigen Transparenten zum Schottern aufforderten.
       Im Schaufenster eines Jeans-Ladens ist ein Castortransport im
       Miniatur-Maßstab nachgestellt.
       
       14.03 Uhr: Castor-Transport in Frankreich gestartet 
       
       Unter hohen Sicherheitsvorkehrungen ist laut der Agentur dapd am Freitag
       gegen 14 Uhr der Castor-Transport mit hoch radioaktivem Atommüll im
       französischen Valognes gestartet. Die strahlende Fracht soll bis Sonntag
       rund 1.000 Kilometer quer durch Frankreich und Deutschland rollen. Am
       Montagmorgen soll der Zug Gorleben erreichen.
       
       13.50 Uhr: Polizei erklärt, sie werde sich ans Gesetz halten 
       
       Dannenberg. Das Wetter im Wendland wird besser, die Stimmung der Polizei
       nicht. Die taz will wissen, ob für den Großeinsatz der Polizei im Wendland
       irgendwelche polizeilichen Sonderbefugnisse gelten. Der Polizeisprecher
       reagiert am Telefon genervt: „Wir halten uns ans Gesetz, natürlich!“ Die
       Polizei hatte zuvor entlang der gesamten Strecke zwischen Lüneburg und dem
       Zwischenlager in Gorleben ein Versammlungs- und Demonstrationsverbot
       erlassen. Jeweils 50 Meter links und rechts der Strecke dürfen keine
       politischen Versammlungen stattfinden, um den Transport nicht zu gefährden.
       
       13.45 Uhr: Fahrplan des Castor-Transportes geleakt 
       
       Auf der Internetseite von [2][www.linksunten.indymedia.org] ist ein
       Fahrplan des Castor-Transportes geleakt worden. Sollte der veröffentlichte
       Plan stimmen, würde der Transport am Samstagmittag um 12.38 Uhr die
       deutsche Grenze bei Berg passieren. Allerdings gibt es zwei alternative
       Grenzübergänge: Strasbourg/Kehl und Forbach/Saarbrücken. Für den Transport
       durch Deutschland werden neben der Hauptstrecke sieben Ausweichstrecken
       aufgelistet. Den Fahrplan kann man sich hier als [3][PDF-Dokument]
       downloaden. Für die Echtheit bzw. die Richtigkeit kann taz.de nicht bürgen.
       
       13.30 Uhr: Konzerne sollen für Sicherheit zahlen 
       
       Die Deutsche Polizeigewerkschaft (DPolG) hat nach einem Bericht der Agentur
       afp eine Beteiligung der großen Stromkonzerne an den Kosten für den
       bevorstehenden Castor-Transport gefordert. Es sei nicht hinnehmbar, dass
       die Betreiber von Atomkraftwerken jedes Jahr Milliarden-Gewinne machten,
       die Kosten für die Sicherheit der Atommülltransporte aber beim Steuerzahler
       abladen würden, sagte dessen Vorsitzender Rainer Wendt der Neuen
       Osnabrücker Zeitung.
       
       Er forderte von den Betreibern eine "Sicherheitsgebühr“ in Höhe von 50
       Millionen Euro. Auf diese Höhe schätzte er die Kosten, die Bund und Ländern
       durch den Polizeieinsatz beim aktuellen Castor-Transport entstehen. „Die
       Entsorgung von Brennstäben ist ein Teil des Betriebs von Atomkraftwerken,
       für den die Konzerne verantwortlich sind“, sagte Wendt. Ein Castor sei
       letztlich nichts anderes als ein Schwertransport, wie er täglich auf
       deutschen Straßen fahre. Für dessen polizeiliche Sicherung müssten
       Unternehmen ebenfalls zahlen. (afp)
       
       13.10 Uhr: Gusborner kochen und backen 
       
       Die Bäuerliche Notgemeinschaft freut sich über große Unterstützung für ihr
       Camp in Gusborn. Die Dorfbewohner kochen und backen für die anreisenden
       Atomkraftgegner.
       
       13 Uhr: Greenpeace ruft zu friedlichen Protesten auf 
       
       Der Geschäftsführer von Greenpeace International, Kumi Naidoo, ruft die
       Demonstranten zum friedlichen massenhaften Protest gegen den geplanten
       Castor-Transport auf. Der 45-jährige Südafrikaner trifft heute Abend im
       Wendland ein und wird morgen Mittag bei der Auftaktkundgebung zur
       Großdemonstration in Dannenberg eine Rede halten. Zur Demonstration werden
       30.000 Teilnehmer erwartet.
       
       12.10 Uhr: Schülerdemo in Lüchow beendet 
       
       Lüchow. Die Schüler-Demo geht zu Ende. Die Veranstalter sprechen von 1.400,
       die Polizei von 600 bis 800 Teilnehmern. Der Zug war laut und bunt, die
       Jugendlichen klebten tausende Anti-Atom- und „Castor-Stopp“-Sticker auf
       Schaufenster, Fassaden und Autos. „Ds hatte Happening-Charakter“, so ein
       Polizeisprecher.
       
       11.40 Uhr: Bohrloch 1004 
       
       Ortsbesuch in der Freien Republik. Rund um das alte Bohrloch 1004, wo am 3.
       Mai 1980 die „Freie Republik Wendland“ ausgerufen wurde, stehen heute nur
       noch hochgewachsene Bäume und Tollwutfallen.
       
       11.20 Uhr: Polizei versiegelt Kanaldeckel 
       
       Im Bäckereicafe Kühne in Gorleben verkauft die Bäckersfrau Schweinsohren.
       Eine ältere Anwohnerin sagt: „Ach, was am Wochenende passiert, interessiert
       mich nicht.“ Tür zu und weg. Draußen vor der Tür versiegelt die Polizei
       Kanaldeckel, damit niemand in das Kanalsystem eindringen kann.
       
       11.15 Uhr: Verkehrs- und Wetterservice der taz 
       
       Kurzinfo von einem leidgeplagten Reporter: Wer aus Berlin anreist und im
       Wendland nicht schon mit dem ersten Strafzettel ankommen will, der sollte
       in Kuhbier nur 30 Km/h fahren. Hier wird geblitzt. Das Wetter im Wendland
       ist novembergrau. Der Himmel ist bevölkt, manchmal nieselt es etwas. Aber
       es ist nicht kalt.
       
       11.10 Uhr: Bayrische Polizisten in Gorleben 
       
       Hier soll der Müll hin: Am oberirdischen Zwischenlager in Gorleben stehen
       einige orientierungslose Polizeibeamte aus Bayern. Der Einsatzleiter einer
       Hundertschaft – laut Kfz-Zeichen aus Bamberg - muss sich erst noch
       orientieren, damit „wir im Zweifelsfall schnelle Truppenbewegungen
       ausführen können“.
       
       10.52 Uhr: Greenpeace verteilt Kreuze 
       
       Auf der Bundesstraße zwischen Gorleben und Dannenberg verteilen
       Greenpeace-Aktivisten große, gelbe Widerstandskreuze entlang der Allee. Die
       Polizei hatte in den vergangenen Tagen alle Kreuze aus den Bäumen an der
       Straße entfernen lassen. Heute schauen sie erstmal nur zu.
       
       10.40 Uhr: Hunderte Schüler demonstrieren gegen den Castor 
       
       In Lüchow ziehen laut Veranstalter rund 1.200 SchülerInnen durch die
       Innenstadt, begleitet von 15 Traktoren. Auf zahlreichen
       Zwischenkundgebungen rufen die Schülersprecher zu weiteren Protesten auf,
       wollen bei diesem Castor-Transport ein Zeichen setzen. Die Demonstration
       sollen noch bis zum Mittag dauern.
       
       9.40 Uhr: Hunderte Schüler sammeln sich in Lüchow 
       
       Traditionell beginnen die Castor-Proteste im Wendland mit der Schülerdemo
       in Lüchow. Dort sammeln sich Hunderte von Schülern derzeit am Busbahnhof,
       um dann durch den Ort zu ziehen.
       
       Das Motto der Demonstration lautet: „Je länger Eure Laufzeiten desto größer
       unser Zorn.“ Die Stimmung ist gut. Es sind dieses Mal auch viele junge
       Schüler im Alter zwischen 10 und 12 Jahren dabei. Der Abmarsch war um 9.30
       Uhr geplant - wird sich aber verzögern.
       
       Was bisher geschah: 
       
       Nach Berichten der Agentur dapd haben Atomkraftgegner in der Nacht zu
       Freitag bei Dahlenburg einen großen Stein auf die Castor-Bahnstrecke
       gelegt. Die Polizei hat den etwa 20 mal 25 Zentimeter großen und mit
       Parolen gegen den Castortransport beschrifteten Stein gegen Mitternacht
       entdeckt und entfernt, sagte eine Polizeisprecherin der Agentur. Die
       Bahnstrecke zwischen Lüneburg und Dannenberg ist wegen des
       Atommülltransportes für den regulären Zugverkehr gesperrt.
       
       Am Mittwoch verließen nach Angaben von Greenpeace die letzten der elf
       Castorbehälter mit hochradioaktivem Atommüll die Wiederaufbereitungsanlage
       im nordfranzösischen La Hague. In drei Speziallastwagen wurden sie zum
       Verladebahnhof im nordfranzösischen Valognes gebracht und dort auf die
       Bahnwaggons umgeladen. Die Abfahrt des Sonderzugs ist nach Angaben von
       Atomkraftgegnern am Nachmittag geplant.
       
       Für die Großdemo am Samstag in Dannenberg haben sich nach Angaben von
       „X-tausendmal quer“ inzwischen 312 Reisebusse aus dem gesamten Bundesgebiet
       angemeldet. Die ersten fahren schon um Mitternacht in Freiburg los.
       
       ***
       
       Zum Live-Ticker: 
       
       Der Live-Ticker der taz wird während der gesamten Proteste im Wendland rund
       um die Uhr berichten. Vor Ort sind 12 Reporter: 
       
       Jörn Alexander, Kai von Appen, Felix Dachsel, Christian Jakob, Martin Kaul,
       Malte Kreutzfeldt, Konrad Litschko, Reimar Paul, Julia Seeliger, Luise
       Strothmann und Peter Unfried. Zusätzlich von der Südblockade in der Pfalz
       berichtet Klaus-Peter Klingelschmitt. 
       
       In der Online-Redaktion: Matthias Urbach, Carl Ziegner, Frauke Böger,
       Thomas Schmid, Andreas Grieß, Claudia Krieg
       
       6 Nov 2010
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] http://www.kernenergie.de/kernenergie/Presse/Pressemitteilungen/items/2010-11-05_verantwortungsvoll_handeln.php
 (DIR) [2] http://www.linksunten.indymedia.org/
 (DIR) [3] http://linksunten.indymedia.org/de/node/27894
       
       ## TAGS
       
 (DIR) Schwerpunkt Atomkraft
 (DIR) Protest
 (DIR) Castor
 (DIR) Privatisierung
 (DIR) Atommüll
 (DIR) Endlager-Kommission
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
 (DIR) Natur wird Privateigentum: Fluss zu verkaufen
       
       Ein Stück des niedersächsischen Flusses Jeetzel in Hitzacker steht zum
       Verkauf. Doch wie ist so etwas überhaupt möglich? Ein Ortstermin
       
 (DIR) Atommüll endlich in Deutschland verteilt: Auch Bayern nimmt Castoren
       
       Horst Seehofer gibt nach. Sieben Behälter mit aufbereitetem Atommüll aus
       Sellafield und La Hague werden im AKW Isar zwischengelagert.
       
 (DIR) Streit um Zwischenlager: Atommüll soll auch nach Bayern
       
       Der Streit um Strahlenschrott scheint beendet. Nur ein kleiner Freistaat
       leistet Widerstand: Bayern zeigt sich renitent und will die Pläne
       torpedieren.