# taz.de -- CDU-Abstimmung zur Homo-Ehe: Opposition nennt CDU „reaktionär“ > SPD und Opposition werfen der Union Rückständigkeit vor. Nur die > katholische Kirche preist das Ergebnis der parteiinternen Abstimmung zur > Homo-Ehe. (IMG) Bild: Ihrer Meinung entspricht das Ergebnis nicht: CDU-Chef Henkel (l.) und Generalsekretär Wegner. Fröhlich-federnden Schrittes und ohne Krawatte: So trat der Berliner CDU-Vorsitzende Frank Henkel am Freitagnachmittag in der Parteizentrale am Wittenbergplatz vor die Presse, um das Ergebnis der Mitgliederbefragung zur Homo-Ehe zu verkünden. Das ihn eigentlich gar nicht so fröhlich stimmen dürfte: Denn Henkel selbst hat, wie er vor den versammelten JournalistInnen zugab, für die Option „Stimme eher zu“ „gevotet“: Keine einfache Entscheidung, schließlich sei er Katholik, so der Innensenator. Damit hat sich der 51-Jährige zwar altersgruppengerecht, aber nicht im Sinne der CDU-Mehrheit entschieden. Denn die stimmte mit 45 Prozent klar gegen die rechtliche Gleichstellung homosexueller Partnerschaften mit der klassischen Heteroehe. Weitere 7 Prozent der knapp 4.800 Parteimitglieder, die an der Abstimmung teilnahmen, entschieden sich für die etwas vagere Ablehnung „Stimme eher nicht zu“. 52 Prozent gegen die Homo-Ehe also – eine klare Entscheidung der überwiegend älteren Mitglieder der Union, die sich „überproportional an der Abstimmung beteiligt“ hätten, so Generalsekretär Kai Wegner. Er hatte sich schon im Vorfeld der Mitgliederbefragung für die Gleichstellung ausgesprochen. Bei den unter 30-jährigen CDU-Mitgliedern haben die beiden CDU-Führungspersonen damit den Nerv getroffen: Über 60 Prozent der unter 30-jährigen CDUlerInnen sind für die Homo-Ehe. Allein dies, und die „mit Intensität und Respekt“ geführte innerparteiliche Debatte über das Thema belege, dass die CDU trotz der Entscheidung eine zukunftsfähige Partei, „eine moderne Volkspartei“ wäre, so Frank Henkel. Auch in dem Mittel der Mitgliederabstimmung sieht er weiterhin ein „Zukunftsmodell“ und wird für diese Demokratieinitiative von seinem Generalsekretär ausdrücklich gelobt: Henkel habe „Bewegung in die Partei gebracht“, so Wegner. Folgen für die Koalition mit der SPD, die für die Gleichstellung ist, sieht der CDU-Landeschef nicht: Alles sei schließlich im Koaltionsvertrag geregelt. Der sieht vor, dass sich das Land bei koalitionsinterner Uneinigkeit bei Abstimmungen im Bundesrat enthalten muss – was Berlin in Sachen Homo-Ehe im Juni auch bereits getan hat. Nicht nur bei der Opposition, auch beim Koalitionspartner SPD stieß das Abstimmungsergebnis auf Häme. „Der gesellschaftliche Fortschritt“ sei offenbar „an der Mehrheit der Berliner CDU vorbeigezogen“, klagt der SPD-Landesvorsitzende Jan Stöß: „Gesellschaftliche Liberalität und selbstverständliche Akzeptanz von schwulen und lesbischen Paaren haben in dieser CDU keine Heimat.“ Einen „reaktionären Verein“ nennt Daniel Wesener, Landeschef der Grünen, die Christdemokraten: „Auf dieser Grundlage suchen sie offenbar in der AfD ihren politischen Partner in Berlin“, so Wesener. Und für Linksparteichef Klaus Lederer sind sie das „letzte Biotop konservativer Piefig- und Spießigkeit“. Lob kam dagegen vom katholischen Erzbistum Berlin, nach dessen Verständnis „zu einer Ehe Mann und Frau“ gehören. 24 Jul 2015 ## AUTOREN (DIR) Alke Wierth ## TAGS (DIR) Homo-Ehe (DIR) CDU Berlin (DIR) Abstimmung (DIR) Frank Henkel (DIR) CDU (DIR) Cannabis (DIR) Homo-Ehe (DIR) Homo-Ehe (DIR) Ehe für alle (DIR) Kurdistan ## ARTIKEL ZUM THEMA (DIR) Ärger im Abgeordnetenhaus: Henkel unter Druck aus der CDU In der Unionsfraktion gibt es Ärger über den Innensenator: Der ducke sich weg. Und zwei Parlamentarier zweifeln gar, ob Henkel 2016 wieder Spitzenkandidat sein soll. (DIR) Mitgliederwerbung bei der CDU: Die sollen mal kommen Der CDU – und nicht nur ihr – fehlen die Mitglieder. Mit einer Charmeoffensive will sie nun um Frauen, Junge und Zuwanderer werben. Wie? Nun ja. (DIR) Parteibasis soll über Cannabis abstimmen: SPD will es durchziehen Berliner SPD will im Herbst die Basis über das Wahlprogramm 2016 abstimmen lassen – auch darüber, ob Kiffen legalisiert werden soll. (DIR) Kommentar zur CDU-Entscheidung: Union erfüllt die Erwartungen Geduld, Geduld: In nicht allzuferner Zeit wird auch die CDU für die Homo-Ehe sein – wenn die alten Mitglieder wegsterben. Kein Grund für die Opposition, sich aufzuplustern. (DIR) Berliner CDU stimmt gegen Homo-Ehe: Union lehnt Heiratsantrag ab Klares Ergebnis: Die Mitglieder der Berliner CDU lehnen mit 45 zu 35 Prozent die Ehe für alle ab. Vor allem die Älteren stimmten mit Nein. (DIR) Union und die Ehe für alle: Blinde Politik Die Ehe für alle ließe sich gerade mit konservativen Begründungen durchsetzen. Aber die CDU und Angela Merkel sind dafür zu feige. (DIR) Aus „Le Monde diplomatique“: „Keine Lust auf Haus, Kind, Ehemann“ In der kurdischen Armee gibt es ein eigenes Frauenbataillon. Aber in der Region kommt die Emanzipation nur langsam voran.