# taz.de -- Wahlkampf im Kongo: Ein „Engel“ soll Präsident werden
       
       > Der preisgekrönte Arzt und Frauenretter Denis Mukwege wird für die Wahl
       > 2016 gehandelt. Hillary Clinton lädt ihn nach Washington ein.
       
 (IMG) Bild: Tritt er 2016 bei der Präsidentenwahl an? Der kongolesische Arzt Denis Mukwege.
       
       BRÜSSEL taz | Denis Mukwege ist international bekannt. Der Chirurg und
       Direktor des Panzi-Krankenhauses in der ostkongolesischen Provinzhauptstadt
       Bukavu hat 40.000 Opfern sexueller Kriegsverbrechen das Leben gerettet,
       2014 bekam er vom Europaparlament den Sacharow-Preis für Menschenrechte.
       Jetzt scheinen manche seiner Verehrer eine neue Idee für Mukwege zu haben:
       Eine Kandidatur bei der Präsidentschaftswahl in der Demokratischen Republik
       Kongo, die im November 2016 stattfinden soll.
       
       Ob er antreten wolle, fragten belgische Journalisten Mukwege schon im
       April, als der französische Journalist und Filmemacher Thierry Michel in
       Brüssel seinen Dokumentarfilm „L’homme qui répare les femmes“ vorstellte.
       
       Die Frage war angesichts des Films logisch: Der Frauenarzt verurteilt „die
       Multis, die Kongos Bodenschätze ausbeuten“, und die internationale
       Gemeinschaft, die zu wenig gegen sexuelle Gewalt der Milizen, Armee und
       Polizei im Kongo tue. Mukwege äußert in dem Film auch – wie schon vor der
       UN-Vollversammlung – Kritik an der eigenen Regierung und beschreibt den
       Kongo als „krankes Land“. Schickt sich der Arzt an, das Land gesund zu
       machen?
       
       Kongos Opposition sucht derzeit nach glaubwürdigen Kandidaten für 2016 –
       eine Wahl, bei der unklar ist, ob Präsident Joseph Kabila entgegen der
       kongolesischen Verfassung für eine dritte Amtszeit antreten wird oder
       nicht. Der Abgeordnete Martin Fayulu von der Oppositionspartei ECIDE
       (Engagement pour la citoyenneté) hat für Mukwege geworben, Webseiten in
       Kinshasa haben den Arzt als „Kandidaten der Weißen“ vorgestellt.
       
       ## Lobeshymnen auf den Arzt
       
       Verwunderlich ist das nicht angesichts der Lobeshymnen auf den Arzt. Gianni
       Pitella, Präsident der Sozialisten im EU-Parlament, bezeichnete Mukwege
       nach einem Besuch im Panzi-Krankenhaus als „Engel auf Erden“. Der
       Dokumentarfilmer Thierry Michel nennt ihn einen „Propheten“, der „eine
       wichtige Rolle“ in seiner Heimat zu spielen habe.
       
       Viele Belgier mit Kongo-Interessen haben den Dokumentarfilm gefördert, der
       im September auch im Washingtoner Kapitol gezeigt werden soll – in
       Anwesenheit Mukweges und auf Einladung der US-Präsidentschaftskandidatin
       Hillary Clinton, die ihn als Außenministerin in Kongo besucht hatte.
       
       Mukwege selbst hält sich bedeckt. „Ich weiß nicht“, lautete seine Antwort
       auf die erste Frage des belgischen Fernsehens, ob er
       Präsidentschaftskandidat sei. Er müsse sich um seine Arbeit kümmern.
       
       Ein klares „Nein“ ist das nicht. Der Film ist schon so etwas wie ein
       Wahlkampffilm. Gezeigt wird Mukwege nicht nur als Arzt, sondern auch als
       Prediger in seiner Pfingstkirche in Bukavu jeden Sonntag. „Heute haben in
       diesem Land viele keine Arbeit, unser Land hat keine Straßen, es gibt
       nichts zu essen und viele Kinder können nicht zur Schule gehen“, predigt
       er.
       
       Dankbare Frauen, denen er geholfen hat, stehen hinter ihm mit Plakaten:
       „Wir stehen hinter dir, Papa.“ Und in einer Predigt zitiert Mukwege aus dem
       113. Psalm das Lob Gottes, „der den Geringen aufrichtet aus dem Staube und
       erhöht den Armen aus dem Kot, dass er ihn setze neben die Fürsten, neben
       die Fürsten seines Volkes“. So wie Denis Mukwege, wenn er vor der UNO
       spricht, vor dem EU-Parlament oder vor Hillary Clinton.
       
       18 Aug 2015
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Francois Misser
       
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