# taz.de -- Die 67. Emmy-Verleihung: Veränderung durch Gelegenheiten
       
       > Man könne keinen Emmy für Rollen gewinnen, die es nicht gibt, sagte Viola
       > Davis. Sie gewann als erste Afroamerikanerin in der Königinnendisziplin.
       
 (IMG) Bild: Hat Geschichte geschrieben: Emmy-Gewinnerin Viola Davis.
       
       Es wirkt alles sehr vertraut bei den Emmys. Neuzugänge bei den
       Nominierungen in den wichtigsten Kategorien? Beinahe keine. Dafür, dass
       immer mehr Player mit immer neuen Serien auf den Markt drängen und den
       etablierten Fernsehsendern so Konkurrenz machen, ist das durchaus
       überraschend.
       
       Doch das Fernsehpendant zur Oscarverleihung, das in der Nacht auf Montag
       zum 67. Mal in Los Angeles stattfand, gilt mit seinen Nominierungen und
       Auszeichnungen für die besten TV- und Serienproduktionen als konservativ.
       In der Hauptkategorie der Besten Dramaserie etwa war lediglich eine neue
       Serie zu vermelden, und die ist auch schon bekannt. Denn mit „Better Call
       Saul“ hat die Serie zur Vorgeschichte des ausgelaufenen Vorjahresabräumers
       „Breaking Bad“ eben dessen Lücke besetzt, und dahinter stehen eben über
       weite Teile dasselbe Team und viele bekannte Darsteller.
       
       Eine der spannendsten Fragen vorab war lediglich, ob Jon Hamm,
       Hauptdarsteller des in diesem Jahr ausgelaufenen Zeitgeschichte-Dramas „Mad
       Men“ nach all den Jahren endlich auch einmal den Preis für seine Leistung
       als smarter Antiheld Don Draper entgegennehmen dürfe. Und das, obwohl die
       einstige Lieblingsproduktion der Jury nach vier Staffeln in Ungnade
       gefallen schien.
       
       In der dreistündigen Zeremonie, die aufgrund einer Unmenge an Kategorien
       und Teilnehmern gehetzt und durchgetaktet wirkte, kam die Auflösung kurz
       vor Ende fast schon unspektakulär daher: Ja, er hat ihn endlich! Sicherlich
       ist die Auszeichnung sowohl als Trostpflaster für acht Jahre langes
       Durchhalten als auch als stellvertretende Würdigung des Gesamtwerks des
       Serienschöpfers Matthew Weiner zu verstehen. Der ganz große Abgang blieb
       „Mad Men“ jedoch verwehrt, in allen anderen Kategorien hatte die Serie das
       Nachsehen und verabschiedet sich damit zwar versöhnlich, aber still und
       leise vom Bildschirm.
       
       ## Ausrufezeichen der Jury
       
       Auch weil die anschließende Vergabe des Preises für die Beste Darstellerin
       in einer Dramaserie dann doch ein überraschendes und überfälliges
       Ausrufezeichen zu setzen wusste. Mit Viola Davis – für ihre Darstellung der
       Professorin und Strafverteidigerin Annalise Keating in der Serie „How To
       Get Away With Murder“ – gewann erstmals in der Emmy-Geschichte eine
       Afroamerikanerin den Preis in dieser Königinnendisziplin und wusste [1][in
       der Dankesredezeit] durch eine Mischung aus mitreißender Emotionalität und
       bestechender Argumentation zu begeistern: „Das Einzige, das women of color
       von den anderen trennt, sind die Gelegenheiten.“ Man könne keinen Emmy für
       Rollen gewinnen, die es einfach nicht gibt.
       
       Dabei verwies sie nicht nur auf ihre Schauspielerinnenkolleginnen Kerry
       Washington, die in den letzten Jahren nicht gewinnen konnte, und die
       mitnominierte Taraji P. Henson, sondern auch auf die Serienerfinderin
       Shonda Rhimes und Jenji Kohan, Schöpferin der Gefängnisserie „Orange Is The
       New Black“. Beide Frauen rücken mit ihren Produktionen starke Rollen für
       schwarze Darstellerinnen in den Fokus. Mit der zweiten Auszeichnung für Uzo
       Aduba als Beste Nebendarstellerin in „Orange Is The New Black“ erhielt
       diese Juryentscheidung zusätzlichen Nachdruck.
       
       So kristallisierte sich am Ende der Verleihung dann doch die Einlösung
       eines Versprechens heraus, das von Moderator Andy Samberg zu Beginn noch
       eher ironisch gebrochen als „most diversity show“ benannt wurde. Denn auch
       die Preisträger in der Kategorie „Beste Comedyserie“ hatten ein ähnlich
       wichtiges Anliegen. Die für ihre kreierte Serie „Transparent“
       ausgezeichnete Regisseurin Jill Soloway wies in ihrer Dankesrede darauf
       hin, dass Transmenschen nach wie vor in 32 US-Bundesstaaten bei der
       Wohnungssuche diskriminiert werden könnten. Hauptdarsteller Jeffrey Tambor,
       der für seine Rolle als Vater, der seine Familie mit seinem Coming-out als
       Transgender konfrontiert, ebenfalls einen Hauptpreis erhielt, bedankte sich
       bei der Trans-Community: „Danke, dass ihr uns Teil dieser Veränderung habt
       sein lassen.“
       
       ## Abräumer GoT
       
       Ganz nebenbei kann sich damit nun auch Mediengigant Amazon mit seiner
       ersten Eigenproduktion im Wettbewerb etablieren, die exklusiv auf dem
       Videostreamingportal Amazon Prime Video zu sehen ist. Ansonsten zeigte sich
       die Jury insgesamt auch bei der Kür der Serienanbieter gewohnt konservativ.
       
       Die großen Abräumer des Abends – die Fantasy-Serie „Game of Thrones“, die
       mit insgesamt zwölf Auszeichnung, unter anderem als „Beste Dramaserie“,
       Geschichte schreibt, die Politcomedy „Veep“ und die Miniserie „Olive
       Kitteridge“ – kommen allesamt vom Pay-TV-Sender HBO, sozusagen der Mutter
       des modernen Serienerzählens. Dabei wurde der nach dem massiven und
       aggressiven Markteinstieg der Streamingportale wie Netflix und Amazon seit
       einiger Zeit bereits das absehbare Ende vorausgesagt.
       
       22 Sep 2015
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] http://www.youtube.com/watch?v=gXcT213XYlA
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Jens Mayer
       
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