# taz.de -- NDR-„Tatort“ über Rassismus: Kein Hoch auf uns
       
       > Ein Flüchtling verbrennt in seiner Zelle, die Polizei mauert gegen
       > Ermittlungen. Ein „Tatort“ aus Kaltland, für den der Fall Oury Jalloh
       > Pate stand.
       
 (IMG) Bild: Es riecht nicht nur verbrannt, es stinkt gewaltig,
       
       Einigkeit und Recht und Freiheit. Das Deutschlandlied leitet diesen
       „Tatort“ ein. Es ist der 1. Oktober. Bald ist Tag der Deutschen Einheit.
       Falke (Wotan Wilke Möhring) und Lorenz (Petra Schmidt-Schaller) nehmen
       einen Mann aus Mali fest. Falke haut ihm erst mal acht auf die Fresse. Dann
       kommt der Flüchtling in Salzgitter in Gewahrsam. Dabei waren in dem
       sichergestellten Umschlag nicht gefälschte Pässe, sondern Panini-Sticker.
       Der Festgenommene stirbt in seiner Zelle. Ein Feuer.
       
       „Verbrannt“ orientiert sich am Fall Oury Jalloh, dem 2005 in Dessau in
       Sachsen-Anhalt in Polizeigewahrsam genau das passiert ist: Er verbrannte.
       Genau wie Jalloh ist auch das Opfer im Film fixiert gewesen. Ebenso soll er
       die Matratze selbst in Brand gesteckt haben. Die diensthabenden Polizisten
       reagierten nicht. Mit Absicht?
       
       Falke fühlt sich schuldig. Er schämt sich ob der Schläge. Also ermitteln er
       und Lorenz – obwohl sie nicht zuständig sind. Doch die PolizistInnen von
       der Dienststelle mauern. Lorenz will nicht mehr. Der „Tatort“ schafft es,
       ebendiese Stimmung zu transportieren: Man will nicht mehr. Alles ist grau,
       alles ist trist, nichts mit Einigkeit und Recht und Freiheit. Gespalten ist
       dieses Land, wir hier und die da, Unrecht passiert, und es verbrennen
       Menschen in Gefangenschaft.
       
       Und die Polizei? Feiert ein Grillfest. Gerade jetzt müsse man doch
       zusammenhalten. Im Garten: Schwarz-Rot-Gold. Im Wohnzimmer läuft der
       Hurra-Deutschland-Song „Ein Hoch auf uns“. In der Flüchtlingsunterkunft
       findet Falke derweil Fotos, die das Opfer mit einem Neugeborenen zeigen.
       
       Lorenz gibt ihren Job dann tatsächlich auf. Die Zuschauer werden sie
       verstehen können. Falke nicht: „Man kann nicht einfach aufhören! Was ist
       denn los mit allen? So ein Schwachsinn! Das ist doch das Allerletzte!“ Da
       hat er recht – und kann doch nichts ändern.
       
       11 Oct 2015
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Jürn Kruse
       
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