# taz.de -- Kommentar: Dora Heyenns Abgang: Nach links geht es bergab
       
       > Der Austritt von Dora Heyenn aus der Linkspartei ist konsequent,
       > überfällig und Schuld beider Seiten.
       
 (IMG) Bild: Da lag auch schon einiges im Argen: Heyenn beim Landesparteitag der Linken 2014
       
       HAMBURG taz | Dieser Schritt ist konsequent, er ist überfällig. Wer als
       politischer Beobachter seit einem Dreivierteljahr Zeuge der zunehmenden
       Sprachlosigkeit zwischen der Linksfraktion in der Bürgerschaft und ihrer
       langjährigen Spitzenfrau Dora Heyenn werden musste, konnte sich eine
       friedliche Lösung des Konflikts ohnehin nicht mehr vorstellen. Zu verhärtet
       waren die Fronten, und daran waren, wie so oft im Leben, beide Seiten nicht
       unschuldig.
       
       Dora Heyenn, die ihre Fraktion wie eine strenge Klassenlehrerin zu führen
       beliebte, hätte sicher mit etwas mehr Pädagogik schwelende Konflikte
       entschärfen können. Sie aber gefiel sich in der Rolle der starken Frau,
       denn als Everybody‘s Darling sei man auch Everybody‘s Depp, pflegte sie zu
       sagen, und das sei ihre Rolle nicht. Zu Recht.
       
       Diejenigen indes in der linken Fraktion, die gegen Heyenn ein linkes Ding
       durchzogen, benahmen sich alles andere als sozialistisch-solidarisch: Der
       Sturz von Heyenn war hinterhältig. Wer seiner eigenen Spitzenkandidatin
       nach einem erfolgreichen Wahlkampf eben diesen zum Vorwurf macht, handelt
       aus Eigennutz, nicht zum Wohle von Partei oder WählerInnen. Insofern ist
       Heyenns Erkenntnis, die Linke in Hamburg stünde nicht mehr für Ehrlichkeit
       und Solidarität, nachzuvollziehen.
       
       Die Linke in Hamburg ist strategisch verwirrt und programmatisch verworren.
       Das wird nach Heyenns Austritt nicht besser, im Gegenteil. An dieser Person
       konnte und musste man sich politisch reiben – aber eben diese Art der
       Standortbestimmung entfällt nun. Dora Heyenn muss das nicht kümmern, bei
       der Linkspartei ist indes niemand in Sicht, der diese Lücke füllen könnte.
       
       Nach links geht es bergab. Selbst schuld.
       
       27 Nov 2015
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Sven-Michael Veit
       
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