# taz.de -- Kindesmisshandlung in Hamburg-Altona: Baby liegt im Sterben
       
       > In Hamburg schwebt ein Kleinkind in Lebensgefahr, auf das die Behörden
       > schon aufmerksam geworden waren. Die Staatsanwaltschaft ermittelt.
       
 (IMG) Bild: Hoffen auf die Spezialisten: Das verletzte Kind liegt im Uni-Klinikum Hamburg-Eppendorf.
       
       HAMBURG taz | In Hamburg ist wieder ein Kind zu Schaden gekommen, das unter
       der Aufsicht des Jugendamtes stand. Der 12-monatige Tayler aus Altona wurde
       am vergangenen Samstag mit schweren Kopfverletzungen ins Uni-Klinikum
       Eppendorf (UKE) eingeliefert und sofort operiert. Am Donnerstag wurden die
       lebenserhaltenden Maßnahmen abgeschaltet. Das Baby ist noch am Leben, soll
       aber nach Informationen aus Behördenkreisen wenig Überlebenschance haben.
       
       „Wir haben die Jugendhilfeinspektion beauftragt, den Fall zu überprüfen“,
       sagt Martin Roehl, Sprecher des Bezirksamts Hamburg-Altona. Er bestätigt
       [1][einen Bericht der Bild.de], wonach eine sozialpädagogische
       Familienhilfe das Kind noch einen Tag zuvor besucht und blaue Flecken in
       seinem Gesicht gesehen und dokumentierte hatte – aber nicht dem Allgemeinen
       Sozialen Dienst (ASD) gemeldet.
       
       Der kleine Junge soll nach taz-Informationen im August schon einmal mit
       Verletzungen ins Kinderkrankenhaus Altona eingeliefert worden sein. Damals
       sollen Rechtsmediziner des [2][Kinderkompenzzentrums am UKE] den Fall
       untersucht und den Verdacht einer Kindeswohlgefährdung festgestellt haben.
       Das Baby soll daraufhin vom ASD in Altona in Obhut genommen sein, wurde
       aber im Oktober wieder der jungen Mutter zurück gegeben – unter der
       Auflage, dass dreimal wöchentlich eine Familienhelferin nach dem Kind
       sieht. Beim Träger dieser Hilfe soll es sich um [3][das Rauhe Haus]
       handeln.
       
       Die Hamburger Staatsanwaltschaft ermittelt gegen die Mutter des Kindes und
       ihren Lebensgefährten, prüft dabei aber auch ein mögliches Versagen der
       beteiligten Institutionen. Erst vor zwei Jahren war in Hamburg-Billstedt
       [4][die dreijährige Yagmur an den Folgen schwerer Misshandlungen
       gestorben], obwohl sie seit Geburt unter Aufsicht des Jugendamtes stand.
       Die Mutter wurde im November 2014 zu einer – noch nicht rechtskräftigen –
       [5][lebenslangen Haftstrafe wegen Mordes verurteilt], der Vater
       rechtskräftig zu viereinhalb Jahren Haft wegen Körperverletzung mit
       Todesfolge.
       
       Der Fall hatte einen Parlamentarischen Untersuchungsausschuss der
       Hamburgischen Bürgerschaft zur Folge, [6][dessen Abschlussbericht
       zahlreiche Fehler der Behörden im Umgang mit dem Kind darlegte]. Die
       Staatsanwaltschaft ermittelte auch gegen Mitarbeiter des Jugendamtes, wegen
       fahrlässiger Tötung durch Unterlassen und Verletzung der Fürsorge- oder
       Erziehungspflicht. Sie stellte die Verfahren im Sommer dieses Jahres jedoch
       ein, da eine Strafbarkeit der Mitarbeiter nicht festgestellt werden konnte.
       „Yagmur wäre möglicherweise auch bei pflichtgemäßem Verhalten der
       Jugendamtsmitarbeiter im Haushalt der Eltern misshandelt und getötet
       worden“, resümierte die Staatsanwaltschaft.
       
       18 Dec 2015
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] http://www.bild.de/regional/hamburg/baby/liegt-nach-misshandlung-im-sterben-43856396.bild.html
 (DIR) [2] http://www.uke.de/kliniken-institute/institute/rechtsmedizin/dienstleistungen/privatpersonen/uke-institut-f%C3%BCr-rechtsmedizin-beratung-und-begutachtung-bei-vermuteter-gewalt-gegen-kinder.html
 (DIR) [3] http://www.rauheshaus.de/home.html
 (DIR) [4] /Kindesmisshandlung/!5052295/
 (DIR) [5] /Urteil-im-Fall-Yagmur/!5027754/
 (DIR) [6] /Muehsame-Aufklaerung/!5028908/
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Kaija Kutter
       
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