# taz.de -- Drogen in Russland: Die Heroin-Preise steigen
       
       > Der Wert des Rubels sinkt und Heroin wird immer teurer. An Russlands
       > massivem Drogenproblem ändert das vorerst aber nichts.
       
 (IMG) Bild: Ein Schuss Heroin mit Crack.
       
       BERLIN taz | Wegen des Rubel-Verfalls sind die Heroin-Preise in Russland
       gestiegen. Dies erklärte der Chef des russischen Föderalen Dienstes für
       Drogenkontrolle (FSKN), Wiktor Iwanow, bei einer Pressekonferenz vor
       russischen Journalisten.
       
       „Der Rubel-Wert ist bei uns im Vergleich zum Dollar leider gesunken.“ Das
       habe sich natürlich auf die Drogenpreise ausgewirkt, sagte er am Donnerstag
       in Moskau.
       
       „Der Preis für Heroin, das aus Afghanistan zu uns kommt, war immer schon an
       den Dollarpreis gekoppelt. Nun kostet ein Schuss das Anderthalbfache bis
       Doppelte im Vergleich zum Preis vor der Dollar-Steigerung“, sagte Iwanow.
       Die Wirtschaft Russlands leidet an fallenden Ölpreisen sowie an den
       Sanktionen des Westens wegen der Annexion der Krim.
       
       Die Preise für synthetische Drogen, die vorwiegend aus Südostasien nach
       Russland gelangen, hätten sich nicht geändert, meldet die Agentur Interfax.
       
       Ein Kilo Heroin, das in Afghanistan für 9.000 US-Dollar gekauft wird, lässt
       sich in Moskau locker für 150.000 US-Dollar veräußern. Laut Interpol
       beläuft sich der Jahresumsatz des weltweiten Drogenhandels auf 500 bis 800
       Milliarden US-Dollar.
       
       ## 5.000 Drogentote monatlich
       
       Die Statistiken zum Drogenkonsum in Russland sind alarmierend. Jeden Monat
       sterben 5.000 Menschen an Drogen. Zum Vergleich: In den USA gab es im
       gesamten letzten Jahr 8.000 Tote.
       
       Nach Expertenschätzungen ist Russland der mit Abstand größte Verbraucher
       von Heroin weltweit. Hier werden zwanzig Prozent der weltweiten
       Heroin-Bestände umgesetzt. Das ist im Vergleich 3,5 mal mehr als in den USA
       und Kanada zusammen oder doppelt so viel wie in China. Das
       Durchschnittsalter der Drogentoten beträgt 28 Jahre.
       
       Trotz der drakonischen Strafen für Drogendelikte ist keine Besserung in
       Sicht. Im Gegenteil: In den letzten fünfzehn Jahren hat sich die Zahl der
       Suchtkranken in Russland beinahe verdoppelt.
       
       Geholfen wird ihnen kaum. Drogenersatztherapie ist in Russland verboten.
       Die Rückfallquote bei einigen wenigen Suchthilfeprogrammen beträgt 90 bis
       95 Prozent. Die Drogenabhängigen werden wie andere marginalisierte
       Bevölkerungsschichten, unter ihnen Behinderte und Waisenkinder, aus der
       Öffentlichkeit verbannt. Nach Schätzung der russischen Drogenbehörde gibt
       es in Russland acht Millionen Drogenabhängige.
       
       Die zentrale staatliche Drogenbehörde wurde 2002 gegründet. Ihr erster Chef
       Wiktor Tscherkessow war ein ehemaliger enger Vertrauter des russischen
       Präsidenten Wladimir Putin. Er fiel später in Ungnade, weil er sich in der
       Öffentlichkeit kritisch über die Machtkämpfe in den russischen
       Geheimdiensten geäußert hatte.
       
       Die befürchtete Drogenpolizei macht immer wieder mit spektakulären
       Kampagnen von sich reden und steht im Ruf, Erfüllungsgehilfin der
       Staatsanwaltschaft zu sein, wenn es darum geht, belastendes Material für
       Gerichtsprozesse gegen unbequeme Staatsbürger vorzuweisen.
       
       18 Jan 2016
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Jarina Kajafa
       
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