# taz.de -- Radioaktiver Abfall: Wo der Atommüll rostet
       
       > Im AKW Brunsbüttel und jetzt in Gorleben wurden Rostfässer mit Atommüll
       > entdeckt. Norddeutsche grüne Umweltminister wollen Durchblick kriegen.
       
 (IMG) Bild: Wenn es rostet, wird es brenzlig: Fass mit Atommüll
       
       HAMBURG taz | Niedersachsen und Schleswig-Holstein wollen sich einen
       genauen Überblick über den Atommüll in ihren Ländern verschaffen. Diese
       Anregung der grünen Umweltminister Stefan Wenzel und Robert Habeck ist
       zugleich das Eingeständnis, dass bislang noch niemand auf so eine Idee
       gekommen ist. Schwach- und mittelradioaktiver Abfall lagert unkontrolliert
       wo auch immer in Norddeutschland, ohne effektive Überwachung – das soll
       sich nun ändern.
       
       Nach der Entdeckung von Rostflecken an zwei Fässern mit schwach
       radioaktivem Atommüll im Zwischenlager Gorleben forderte Wenzel am Montag
       eine bessere Kontrolle der Behälter. In Abstimmung mit seinem Amts- und
       Parteikollegen Habeck aus Kiel schlägt er deshalb die Schaffung eines
       Atommüllregisters vor. Die Kosten dafür sollten nach dem Verursacherprinzip
       die Betreiber übernehmen, sagte Wenzel am Montag in Hannover. Ziel sei eine
       lückenlose Kontrolle, was wann wo unter welchen Bedingungen eingelagert
       wurde.
       
       Der Betreiber des Abfalllagers, die Gesellschaft für Nuklear-Service, sei
       aufgefordert worden, die optischen Kontrollen und die klimatischen
       Bedingungen für die eingelagerten Atommüllbehälter zu verbessern, sagte
       Wenzel. „Wir haben die Betreiber zu erhöhter Wachsamkeit aufgefordert und
       zusätzliche Anstrengungen verlangt.“
       
       Währenddessen läuft die Bergung von verrosteten Fässern mit schwach- bis
       mittelradioaktivem Abfall aus unterirdischen Lagerräumen im stillgelegten
       Atomkraftwerk Brunsbüttel ohne Zwischenfälle weiter. Bislang wurden aus
       zwei Kavernen mit einem Spezialgreifer 24 von 188 Fässern geborgen. In den
       insgesamt sechs Kavernen lagern 632 Fässer, von denen mindestens 150 zum
       Teil schwer beschädigt sind. Vor vier Jahren wurde das erste Rostfass
       entdeckt. Die Bergungsaktion im Kontrollbereich des Kraftwerks soll etwa
       drei Jahre dauern.
       
       Bis zu einem späteren Abtransport in ein Endlager sollen die Behälter im
       Zwischenlager auf dem AKW-Gelände verwahrt werden. Die Kavernen und Fässer
       waren ursprünglich nicht für eine längerfristige Aufbewahrung vorgesehen.
       Die Behälter sollten eigentlich längst zum Schacht Konrad, in ein Endlager
       für schwach- und mittelradioaktive Abfälle in Niedersachsen gebracht
       werden, dessen Inbetriebnahme bis Ende der 1990er-Jahre vorgesehen war.
       Dieses Lager steht immer noch nicht zur Verfügung. Das
       Bundesumweltministerium rechnet mit einem Start nicht vor 2021.
       
       Parallel läuft die Planung für den Abriss des Atommeilers. Gegen das
       Rückbaukonzept des Betreibers Vattenfall waren etwa 900 Einwendungen
       eingegangen, die nach Ansicht Habecks nicht grundsätzlich gegen den Abriss
       gerichtet sind, sondern höchstmögliche Sicherheiten einfordern. Für ihn ist
       klar, „dass der Rückbau so sorgfältig wie möglich ablaufen muss“. 2017 etwa
       könnte Vattenfall mit dem Rückbau beginnen. Zuvor aber müssten die
       Rostfässer in Sicherheit gebracht worden sein. „Es ist ein elendes Kapitel
       der Atomgeschichte, das jetzt beendet wird“, sagt Habeck.
       
       4 Apr 2016
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Sven-Michael Veit
       
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