# taz.de -- Plan für die Verkehrswende: Hamburger sollen Radfahren
       
       > Senat und Bezirke haben ein Fahrradfahr-Bündnis geschlossen, ein Viertel
       > der Wege sollen Hamburger bald mit dem Rad erledigen. Die Linke nennt das
       > mutlos.
       
 (IMG) Bild: Nach der Unterschrift zum Pressetermin: Bürgermeister Olaf Scholz (SPD,m.), Umweltsenator Jens Kerstan (Grüne. r.) und Radverkehrskoordinatorin Kerstin Pfaue drehen eine Runde.
       
       HAMBURG taz | Der Senat und die sieben Bezirke haben am Donnerstag ein
       „Bündnis für den Radverkehr“ unterzeichnet. Politik und Verwaltung hätten
       sich darauf verständigt, Hamburg zur Fahrradstadt zu entwickeln, sagte
       Martin Bill (Grüne). Spätestens bis Ende der 2020er-Jahre sollen die
       Hamburger ein Viertel ihrer täglichen Wege mit dem Fahrrad zurücklegen. Bei
       der jüngsten Erhebung 2008 waren es zwölf Prozent.
       
       CDU, FDP und Handelskammer kritisierten, dass der Senat das Bündnis ohne
       Akteure der Zivilgesellschaft geschlossen habe. Kritik gab es auch an den
       geplanten Fahrradzählstationen und daran, in welchem Umfang der
       Fahrradverkehr auf die Straße verlagert werden soll. Die Linke bezeichnete
       das Bündnis hingegen als überfällig, nannte das 25-Prozent-Ziel des Senats
       jedoch mutlos.
       
       Hauptgegenstand des Bündnisses sind die bereits ausgewiesenen sogenannten
       Velo-Routen, die den Alltagsverkehr bündeln und „ganzjährig und ganztägig
       sicher, zügig und komfortabel befahrbar sein“ sollen, wie es in der
       Vereinbarung heißt. Dieses Netz umfasst 280 Kilometer, aber nur 80
       Kilometer entsprechen bisher den Kriterien. Der Rest soll bis 2020
       günstiger geführt, glatter gepflastert oder besser beleuchtet werden.
       
       Dieses Netz soll durch ein Netz bezirklicher Radrouten ergänzt werden, die
       ebenfalls ausgebaut werden sollen. In der Summe stehen dafür 33 Millionen
       Euro zur Verfügung. Insgesamt wollen Senat und Bezirke pro Jahr 50
       Kilometer Radwege bauen, sanieren und einrichten.
       
       Dabei sollen, „wo immer es sinnvoll und möglich ist“, Radfahr- und
       Schutzstreifen auf die Fahrbahn gemalt werden. Nicht mehr benötigte Radwege
       sollen abgebaut werden – etwa in Tempo-30-Zonen, wo grundsätzlich auf der
       Fahrbahn gefahren werden soll. Für Pendler soll noch in dieser
       Legislaturperiode mit Hamburgs Nachbargemeinden und -kreisen ein Netz von
       Schnellwegen entwickelt werden. Dabei hat der Senat besonders die
       zunehmende Zahl von Rädern mit elektrischem Hilfsantrieb im Blick.
       
       Der Verkehrsclub Deutschland (VCD) unterstützt das Bündnis „mit Nachdruck“
       – besonders mit Blick auf das Versprechen, die Velo-Routen auszubauen,
       Fahrradstraßen einzurichten und Unfallschwerpunkte zu entschärfen. Der VCD
       erwartet hochwertige Abstellanlagen an Bahnhöfen und begrüßt die
       Unterstützung der Bezirke beim Aufstellen von Fahrradhäuschen.
       
       Der CDU-Abgeordnete Dennis Thering kritisierte, dass in das Bündnis fast
       kein externer Sachverstand von Verbänden, Interessengruppen, Unternehmen
       oder der Wissenschaft eingeflossen sei. Die Frage etwa, wie die
       Digitalisierung mit dem Radverkehr vereinbart werden könne, werde „total
       ausgeblendet“, sagte Thering. Die Handelskammer stieß dann auch noch ins
       gleiche Horn. Sie forderte eine Allianz mit den Institutionen und
       Verbänden, „für deren Mitglieder die Mobilität in der Stadt
       überlebenswichtig ist“.
       
       23 Jun 2016
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Gernot Knödler
       
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