# taz.de -- EMtaz: Roberto Pinto über Portugal: „Sie stehen verdient im Halbfinale“
       
       > Dass Portugal auf Ronaldo reduziert wird, versteht Ex-Profi Roberto Pinto
       > nicht. Wie der Real-Star auftritt, gefällt aber auch dem 37-Jährigen.
       
 (IMG) Bild: Hoch das Bein: Roberto Pinto (r.) 2001 gegen Bayerns französischen Weltmeister Bixente Lizarazu
       
       taz: Herr Pinto, zunächst einmal herzlichen Glückwunsch! Sie sind gerade
       als U23-Trainer von Astoria Walldorf in die Oberliga Baden-Württemberg
       aufgestiegen. 
       
       Roberto Pinto: Danke!
       
       Woran lag’s? 
       
       Wir haben eine sehr junge Mannschaft hier in Walldorf, wir übernehmen jedes
       Jahr sieben bis zehn Spieler aus der eigenen U19, das ist hier die
       Philosophie. Die Durchlässigkeit ist sehr hoch. Wir haben uns im Team eine
       Spielphilosophie überlegt, die uns sehr gut schmeckt.
       
       Sie sind als Kind portugiesischer Eltern in Stuttgart geboren und kennen
       sowohl den portugiesischen als auch den deutschen Fußball. Was sind die
       Unterschiede? 
       
       Sie werden geringer. Beide Mannschaften sind geprägt vom Passspiel und von
       taktischer Disziplin, deswegen sind sie so weit gekommen. Die Portugiesen
       haben in den letzten Jahren sehr schönen Fußball gespielt, gerade sind sie
       etwas davon abgekommen. Aber sie stehen verdient im Halbfinale.
       
       Der Fußball, den die Portugiesen gezeigt haben, war wirklich nicht schön.
       Sie stehen ohne einen einzigen Sieg im Halbfinale. Viele gönnen das den
       Portugiesen nicht. 
       
       Ja, die Kommentare habe ich wahrgenommen. Aber ich sehe das anders. Sie
       haben ihre Gegner in der Vorrunde an die Wand gespielt. Im Achtelfinale
       gegen Kroatien haben sie dann die Taktik umgestellt, und das war
       erfolgreich. Der Trainer hat ja auch gesagt: Wir sind hier, um zu gewinnen,
       nicht, um schönen Fußball zu spielen. Der Erfolg gibt ihnen recht, der Weg
       ist nicht mehr lang.
       
       Warum hat der portugiesische Fußball in Deutschland so ein schlechtes
       Image? 
       
       Ich verstehe das nicht. Portugal ist bei den letzten sechs Turnieren immer
       ins Halb- oder Viertelfinale gekommen. Aber es wird immer nur über Ronaldo
       gesprochen. Sie haben super Spieler, Sanches zum Beispiel. Ich weiß nicht,
       warum der Fußball nicht gut ankommt. Aber das macht nichts. Nur der Titel
       fehlt ihnen noch.
       
       Wenn es um Fußball in Portugal geht, reden alle nur von Ronaldo. Ist er der
       Grund, warum portugiesischer Fußball hierzulande nicht so beliebt ist? 
       
       Sein Auftreten kommt bei den Deutschen nicht gut an. Aber mir gefällt das:
       Wenn man deutsche Spieler in Interviews hört, kommt bei jedem das gleiche
       raus. Ronaldo lässt sich nicht verbiegen. Zu Recht! Als Weltfußballer kann
       man sich das erlauben.
       
       Warum versagen portugiesische Mannschaften so oft, wenn es drauf ankommt? 
       
       Puh, das ist schwer zu sagen. Das sind K.-o.-Spiele, da kommt es auf
       Kleinigkeiten an. Vor vier Jahren war es ein Elfmeterschießen gegen
       Spanien, vorher war es gegen Frankreich ganz knapp. Aber ich verstehe
       nicht, dass Portugal nie genannt wird, wenn es um Favoriten geht. Mit
       Ronaldo und Pepe haben sie zwei Champions-League-Sieger.
       
       Könnte es diesmal klappen? 
       
       Die Chancen stehen gut. Gegen Wales sind sie der Favorit.
       
       Was tippen Sie für das Halbfinale? 
       
       2:0 für Portugal.
       
       Wenn Portugal gegen Deutschland im Finale steht, für wen sind Sie dann? 
       
       Mein Herz schlägt noch ein bisschen mehr für Portugal, ich habe einen
       portugiesischen Pass und Familie dort.
       
       Wenn man Ihnen zuhört, sind sie aber nicht nur Portugiese, sondern auch
       Schwabe. 
       
       Ja, ich habe mir das ein bisschen abgewöhnt, als ich 2001 zu Hertha
       gegangen bin, aber ganz kriegt man das nicht raus. Soll auch nicht.
       
       Sie haben als junger Spieler auch für Portugal gespielt. 
       
       Als ich beim VfB Stuttgart gespielt habe, war ich auch in der U21. Ricardo
       Carvalho war damals mein Zimmerkollege. Jetzt spielt er immer noch bei der
       EM, mit stolzen 38 Jahren.
       
       Haben Sie noch Kontakt zu ihm? 
       
       Ja, ich habe ihm gratuliert zum Einzug ins Halbfinale. Das ist jetzt sein
       letztes Turnier. Danach wird er seine Karriere beenden.
       
       1998 sind Sie aus der Jugendmannschaft des VfB in die Profimannschaft
       aufgestiegen. Trainer war dort gerade ein gewisser Joachim Löw. 
       
       Bei ihm habe ich ein paar mal mittrainiert, aber da war ich noch in der
       Jugendmannschaft. Er war ein guter Trainer mit einer klaren Linie, ein
       angenehmer Zeitgenosse. Im Sommer 1998 ist er dann aber gegangen.
       
       Sie haben über 120 Bundesligaspiele gemacht, bei Stuttgart, Berlin und
       Bielefeld. Was war der Höhepunkt? 
       
       Bei Hertha haben wir zweimal den Ligapokal gewonnen. Das war eine tolle
       Zeit. Aber die letzten drei Jahre waren auch nicht so schlecht, der
       Aufstieg mit Astoria in die Regionalliga, jetzt der Aufstieg als Trainer.
       
       5 Jul 2016
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Kersten Augustin
       
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