# taz.de -- EMtaz: Die Chance auf ewigen Ruhm: Ronaldo – bitte tu es!
       
       > Immerhin eine große Geschichte hat die EM: Wenn Portugal gewinnt, ist
       > Ronaldos Karriere komplett. Und er wäre besser als Messi.
       
 (IMG) Bild: 2003: Cristiano Ronaldo, 18-Jährig, mit Portugals U21. Vor ihm liegen drei Champions-League-Titel, vier Meistertitel und zwei EM-Finalteilnahmen
       
       Komm Ronaldo, mach endlich Schluss. Beende diese EM und schreibe wenigstens
       eine große Geschichte. Die vom Jungen von Madeira, der zum größten
       Fußballer der Welt aufsteigt. Gesprochen mit den floskeligsten aller
       Superlative: Ronaldo, erlöse uns mit einer großen Cristiano-Gala von der
       langweiligsten EM aller Zeiten. Bitte.
       
       Es wäre die einzige sportliche Geschichte, die bei dieser EM etwas taugt.
       Wenn Fußballspiele besonders langweilig sind, heißt es oft: „Das Spiel ist
       ein Leckerbissen für Taktiker.“ Kompletter Schwachsinn. Auch Taktiknerds
       langweilen sich, wenn alle Mannschaften gut verschieben, im Mittelfeld
       mannverteidigen, kurzum: defensiv spielen.
       
       Den Beweis hierfür lieferte Lucien Favre, renommierter Taktik-Fuchs und
       ehemaliger Trainer von Borussia Mönchengladbach. Der sagte im Interview,
       dass diese EM ein „Horror“ gewesen sei. Bei vielen Spielen hat Favre erst
       zur zweiten Hälfte eingeschaltet, weil die Begegnungen einfach austauschbar
       und, genau, stinklangweilig waren.
       
       Und jetzt vor dem Finale? Es kribbelt immer noch nicht. Das EM-Finale 2016
       fühlt sich an wie die zweite Runde im DFB-Pokal. In der ersten Runde hat
       man mühselig einen Viertligisten im Elfmeterschießen besiegt, jetzt geht es
       halt gegen das etwas stärkere Portugal, respektive Frankreich.
       
       Tour de fußballerische Bedeutungslosigkeit 
       
       Das wird deutlich, liest man die Gegner von Portugal auf dem Weg ins Finale
       in richtiger Reihenfolge: Island, Österreich, Ungarn, Kroatien, Polen,
       Wales. Das klingt maximal nach einer mittelschweren
       EM-Qualifikationsgruppe, niemals jedoch nach dem Weg ins EM-Finale. Auch
       bei Frankreich sieht es nur ein bisschen besser aus: Rumänien, Albanien,
       Schweiz, Irland, Island, Deutschland.
       
       Die Geschichte dieser EM kann jetzt nur noch Ronaldo schreiben. Gewinnt er
       mit Portugal das Finale, schließt sich der Kreis zur goldenen
       Fußballgeneration Portugals, die 2004 im Finale gegen griechischen
       Rehhagel-Fußball verlor. Cristiano Ronaldo war damals 19 Jahre alt. Er kam
       in den ersten beiden Spielen von der Bank und spielte sich mit zwei
       Treffern in die Startelf. Jetzt, zwölf Jahre später, ist er der Kapitän der
       portugiesischen Mannschaft, die ihrerseits griechischen Rumpelfußball
       spielt.
       
       Eine Frage ist bislang ungeklärt: Wer ist der beste Fußballer der Welt?
       Ronaldo oder Messi? Gewinnt Portugal gegen Frankreich, dürfte diese Frage
       nicht mehr strittig sein. Dann hat Cristiano Ronaldo Portugal zum ersten
       großen internationalen Titel geführt. Neben den unfassbaren Klubrekorden,
       die er bereits aufgestellt hat, fügte er bei dieser EM bereits einen
       weiteren hinzu: Er ist der erste Spieler, der in vier EMs einen Treffer
       erzielte. Wenn er jetzt noch den Titel holt, liegt er im großen
       Fußball-Sportduell unserer Zeit vorne.
       
       ## Sorry Zlatan, die Besten misst man in internationalen Titeln
       
       Das heißt: Ronaldo gegen Messi. Oder auch: Real Madrid gegen Barcelona.
       Portugal gegen Argentinien. EM gegen Copa America.
       
       Gewinnt Cristiano Ronaldo die EM, ist er größer als Messi. Anders als der
       Argentinier hätte Ronaldo dann einen großen internationalen Titel. Und an
       denen, sorry Zlatan, werden die Größten des Sports immer noch gemessen.
       Deswegen könnte heute eines der größten Sportduelle der Gegenwart eine
       entscheidende Wendung nehmen.
       
       Die Karrieren der beiden weisen erstaunliche Parallelen auf. Auch deswegen
       verglichen Fans und Presse immer wieder Messi und Ronaldo und fragten, wer
       der bessere sei. Messi galt in seinen Anfangsjahren als der neue Maradona.
       Die britische Presse bezeichnete Cristiano Ronaldo bezeichnete als den
       neuen George Best.
       
       Unüblich bei dieser Art des Vergleiches: Auch die Originale äußerten sich
       dazu. Maradona sagte über den jungen Messi: „[1][Ich habe den Spieler
       gesehen, der meinen Platz im argentinischen Fußball einnehmen wird und sein
       Name ist Messi]“. George Best ging sogar noch weiter. Nachdem er den
       18-Jährigen Ronaldo das erste Mal bei Manchester United spielen sah, sagte
       er zwei Jahre vor seinem Tod im Interview: „[2][Über die Jahre gab es
       einige Spieler, die als 'der neue George Best’ bezeichnet wurden – es ist
       das erste Mal, dass es ein Kompliment für mich ist.]“
       
       Inzwischen haben beide bereits in zwei Champions-League-Finals getroffen,
       erzielten mehrfach mehr als 50 Saisontore. Beide haben mehr als 500
       Karrieretreffer. Sie gewannen mit ihrem Klubs mehrfach die Champions
       League, nationale Meisterschaften sowie den Ballon d'Or für den
       Weltfußballer. Cristiano Ronaldo traf in 236 Spielen für Real Madrid
       260-mal. Lionel Messi traf in 348 Spielen für Barcelona 321-fach.
       
       Und beide haben noch keinen Titel mit ihrer Nationalmannschaft gewonnen.
       Messi scheiterte gleich mehrfach mit Argentinien, die größte Enttäuschung
       war das verlorene WM-Finale 2014 gegen Deutschland. Vor gut zwei Wochen
       verlor er zum dritten Mal das Finale der Copa América. Im Anschluss daran
       verkündete er gar enttäuscht seinen Rücktritt aus der Nationalmannschaft –
       mit gerade einmal 29 Jahren.
       
       Ronaldo nahm nur am EM-Finale 2004 teil. Auch er verlor das große Endspiel.
       Heute kann er vorlegen. Und, wer weiß, vielleicht spielt dann auch Messi
       nochmal eine WM, argentische Medien kolportieren schon jetzt seinen
       Rücktritt vom Rücktritt. Wenn Ronaldo heute also den Titel gegen Frankreich
       holt, dann gäbe es zumindest Stoff für diese große sportliche Geschichte.
       Bitte. Tu. Es.
       
       10 Jul 2016
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] http://news.bbc.co.uk/sport2/hi/football/europe/4746070.stm
 (DIR) [2] http://sabotagetimes.com/football/man-united-legend-george-best-on-cristiano-ronaldos-debut
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Gareth Joswig
       
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