# taz.de -- Machtkampf im Südsudan: Frieden jetzt auch offiziell im Eimer
       
       > Südsudans Präsident Salva Kiir setzt seinen Vize und Bürgerkriegsgegner
       > Riek Machar ab. Das ist nicht das erste Mal.
       
 (IMG) Bild: Abgesetzt: Südsudans Vize Riek Machar
       
       NAIROBI taz | Nach zwei Wochen wackliger Waffenruhe droht Südsudan schon
       wieder zurückzufallen in seinen neuesten Krieg. Der Grund: Vizepräsident
       Riek Machar, [1][dessen Truppen sich um den 9. Juli herum in der Hauptstadt
       Juba schwere Kämpfe mit der Regierungsarmee von Präsident Salva Kiir mit
       Hunderten Toten geliefert hatten] und dann fliehen mussten, ist abgesetzt
       worden. Der neue zweite Mann im Staat ist Taban Deng, ein Rivale Machars in
       dessen Partei. Er wurde am Montag von Präsident Kiir berufen.
       
       Riek Machars Absetzung, die ein Flügel seiner politischen Formation SPLM-IO
       initiierte, wurde mit seiner Flucht aus Juba während der Kämpfe begründet.
       SPLM-IO ist die von Machar geführte Abspaltung der regierenden Exguerilla
       SPLM (Sudanesische Volksbewegung), die Südsudan seit der Unabhängigkeit
       2011 regiert. Damals war Machar schon einmal Vizepräsident unter Präsident
       Kiir. Im Juli 2013 wurde er entlassen, was zum Bruch in der Partei und zum
       Bürgerkrieg führte. Machars Wiedereintritt in die Regierung als
       Vizepräsident im April 2016 im Rahmen eines Friedensvertrags hatte den
       Krieg beenden sollen. Der Frieden brach diesen Monat zusammen, und Machars
       erneute Entlassung bestätigt jetzt den Zusammenbruch des Friedensabkommens.
       
       Denn eine Machar-treue Fraktion der SPLM-IO verurteilt die Ersetzung des
       Vizepräsidenten und meint, dass damit das Friedensabkommen zwischen beiden
       Parteien im Eimer ist. „Das ist ein illegales Manöver“, meint James Gatdet,
       ein Sprecher von Machar. Aber Michael Makeui, Südsudans
       Informationsminister, schwört, dass die Regierung sich nicht eingemischt
       habe. „Es war eine Sache der SPLM-IO und der Friedensvertrag hält noch
       immer.“
       
       In Südsudan geht es Politikern nicht um Politik oder Ideologie, sondern um
       sich selbst und Beziehungen zu anderen. Politiker wechseln ständig die
       Seiten. Kiir und Machar haben persönliche Probleme miteinander aus den
       Zeiten des Krieges zur Abspaltung Südsudans vom Sudan. Auch Machar und
       Taban Deng haben keine gute Beziehung zueinander, obwohl der neue
       Vizepräsident der Leiter der SPLM-IO-Delegation bei den
       Friedensverhandlungen war.
       
       Taban Deng war seit 2010, also schon seit der Zeit der Autonomie Südsudans
       unter SPLM-Führung vor der Unabhängigkeit, Gouverneur des ölreichen
       Bundesstaats Bentiu. Er besiegte bei den Gouverneurswahlen Angelina Teny,
       die Ehefrau von Riek Machar. In Bentiu, wo sowohl Dinka als Nuer leben,
       gilt er nicht als sonderlich populär.
       
       In der Übergangsregierung Südsudans, die dieses Jahr nach dem
       Friedensabkommen eingesetzt wurde, bekam Deng das Bergbauministerium. Er
       hatte das viel lukrativere Ölministerium gewollt. Vorige Wochen feuerte
       Machar ihn, weil er ihm vorwarf, die Seite von Kiir gewählt zu haben.
       
       Die Machar-Fraktion glaubt, dass die Deng-Freunde in der SPLM-IO unter
       Zwang handeln. Denn die Deng-Fraktion ist in Juba geblieben, während Machar
       aus der Hauptstadt floh, als beim Ausbruch der jüngsten Kämpfe sein Haus
       bombardiert wurde. „Tausende von Kiirs Truppen sind auf der Suche nach
       Machar“, sagt dessen Sprecher Gatdet. „Sie benutzen Hubschrauber und
       bombardieren Wälder, wo sie vermuten, dass er sich versteckt. Das Ziel ist
       ganz klar, dass Machar nie wieder nach Juba zurückkehrt.“
       
       26 Jul 2016
       
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