# taz.de -- Bürgerkrieg im Südsudan: Streit über neue Blauhelme
       
       > 4.000 zusätzliche UN-Soldaten sollen mit einem robusteren Mandat in das
       > Land ziehen. Die Regierung akzeptiert aber keine weiteren Truppen.
       
 (IMG) Bild: Südsudanesische Flüchtlinge und Blauhelmsoldaten in Juba
       
       NAIROBI taz | Im Südsudan sind am Vorabend des ersten Jahrestages des
       Friedensabkommens erneut heftige Kämpfe zwischen den Truppen von Präsident
       Salva Kiir und seinen Gegnern ausgebrochen. Die Gefechte fanden in der Nähe
       des Städtchens Yei statt. Es liegt an der Straße von der Hauptstadt Juba
       zur ugandischen Grenze .
       
       Ein katholischer Priester berichtet aus Yei, dass immer mehr Frauen und
       Kinder nach Uganda fliehen, während sich die Männer im Busch verstecken.
       „Eines haben wir alle gemeinsam. Wir haben Angst und sind verzweifelt“,
       sagt der Priester.
       
       Die Kämpfe bei Yei begannen, kurz nachdem der UN-Sicherheitsrat beschlossen
       hatte, 4.000 weitere Blauhelmsoldaten in den Südsudan zu schicken. Die
       Truppen sollen mit einem robusteren Mandat ausgestattet werden als jene
       12.000 Blauhelme, die bereits im Land sind. Nach dem Beschluss des
       Sicherheitsrates warnte der Sprecher von Präsident Kiir, die Regierung
       werde weitere Truppen nicht akzeptieren.
       
       Die neue Truppe wird vermutlich aus Soldaten aus Kenia, Äthiopien und
       Ruanda bestehen. Zu ihren Aufgaben soll mehr gehören, als die Bevölkerung
       zu schützen. So soll sie den Flughafen von Juba bewachen und gegen Angriffe
       verteidigen.
       
       Die UNO droht mit einem Waffenembargo, falls die Regierung die
       Blauhelmtruppe nicht akzeptiert. Kiir und seine Regierung weigern sich
       jedoch, noch mehr ausländische Truppen auf südsudanesischem Boden zu
       akzeptieren. „Dieser Beschluss wird wenig bedeuten, wenn es keinen
       diplomatischen Druck auf die Regierung gibt, damit sie mit der UNO
       zusammenarbeitet“, meint der Analyst Mark Leon Goldberg. Aber Kiir und
       seine Regierung haben sich schon öfter gegenüber diplomatischem Druck immun
       gezeigt.
       
       ## Die Hälfte der Bevölkerung ist von Hunger bedroht
       
       Der Südsudan wurde im Jahr 2011 unabhängig, zwei Jahre später brach jedoch
       der Bürgerkrieg aus. Der Konflikt war das Resultat eines Machtkampfes
       zwischen Präsident Salva Kiir und seinem Vizepräsidenten Riek Machar. Kiir
       ist ein Dinka und Machar ein Nuer, dies sind die beiden größten Völker des
       Landes. Am 17. August vergangenen Jahres unterschrieben die Gegner einen
       Friedensvertrag, doch Anfang Juli flammten die Kämpfe wieder auf.
       
       Die Lage der Bevölkerung wird immer schwieriger. Die Hälfte der elf
       Millionen Südsudanesen ist von Hunger bedroht. Angesichts der unsicheren
       Lage können Hilfswerke die in den Busch geflohenen Menschen nicht
       erreichen. Seit 2013 wurden bereits zwei Millionen vertrieben oder sind
       geflohen.
       
       Eine ist die 29-jährige Suzan. Die Schwangere hat im benachbarten Kenia
       eine Unterkunft gefunden. Als sie nach ihrem Studium im Ausland 2011 in den
       Südsudan zurückkehrte, wollte sie an der Entwicklung des jüngsten Landes
       der Welt mitarbeiten. „Ich haben jede Hoffnung verloren. Ich will nicht,
       dass mein Kind in einem Land voller Hass aufwächst.“
       
       Vor zwei Wochen hat sie Juba verlassen, nachdem ein Sicherheitsbeamter ihr
       eine Pistole an den Kopf gedrückt hatte. Der Mann fragte sie auf Arabisch,
       welchem Volk sie angehöre. Als sie sagte, sie sei Südsudanesin, wurde er
       wütend. „Ich hörte an seinem Akzent, dass er wie ich ein Dinka ist, aber
       ich glaube nicht an Ethnien. Er drohte, mich zu töten, wenn ich nicht sage,
       zu welchem Volk ich gehöre. Erst als ich ihn auf Dinka ansprach, steckte er
       seine Waffe weg. Immer diese Angst. Ich kann das nicht mehr verkraften.“
       
       14 Aug 2016
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Ilona Eveleens
       
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