# taz.de -- Südsudan akzeptiert Eingreiftruppe: Grünes Licht für neue Blauhelme
       
       > Die Regierung des Bürgerkriegslandes akzeptiert doch eine „Schutztruppe“
       > der UNO. Diese wird aber wohl schwächer als geplant.
       
 (IMG) Bild: UN-Blauhelme in Juba, der Hauptstadt des Südsudan
       
       BERLIN taz | Nach langem Gezerre akzeptiert Südsudans Regierung das
       UN-Vorhaben, eine 4.000 Mann starke „Schutztruppe“ zur Ergänzung der
       bestehenden UN-Blauhelmmission UNMISS in das Bürgerkriegsland zu schicken.
       Nach einem Besuch des kompletten UN-Sicherheitsrats in Südsudans Hauptstadt
       Juba am Wochenende veröffentlichten beide Seiten am Sonntagabend eine
       entsprechende Erklärung. Die Regierung habe der Stationierung der
       „regionalen Schutztruppe als „Teil von UNMISS zugestimmt, „um die
       Sicherheitslage zu verbessern“, hieß es.
       
       Der UN-Sicherheitsrat hatte die neue Truppe am 12. August in der Resolution
       2304 bei der Verlängerung des UNMISS-Mandats beschlossen, gegen heftigen
       Protest Südsudans. Laut Resolution 2304 soll die Truppe „in und um Juba ein
       sicheres Umfeld schaffen“, was als Ermächtigung zu robustem Eingreifen
       gelesen werden kann. Da die Vetomächte Russland und China sowie Ägypten
       sich enthalten hatten, hegte die Regierung von Präsident Salva Kiir in Juba
       Hoffnung, die Truppe doch noch verhindern zu können.
       
       Die Drohung mit einem Waffenembargo gegen Südsudan – dieses existiert
       kurioserweise auch knapp drei Jahre nach dem Ausbruch des Bürgerkrieges
       nicht – sowie der Umstand, dass die Vertreter Russlands und Chinas sich bei
       den Gesprächen in Juba am Wochenende nicht mehr kritisch zur Resolution
       äußerten, ließ die Regierung nun offenbar einlenken. Nun wird auch seitens
       der UNO ein Entgegenkommen erwartet. Die Formulierung in der Erklärung vom
       Wochenende, es gehe darum „die Sicherheitslage zu verbessern“, ist bereits
       schwächer als der Text von Resolution 2304.
       
       Einen ersten Plan für die neue Truppe soll es bis Ende September geben.
       Dringendste Aufgabe wäre ein verbesserter Schutz von Zivilisten. Die
       UN-Mission im Südsudan hat in ihren Basen rund 200.000 Menschen, zumeist
       von der als oppositionell geltenden Volksgruppe der Nuer, Schutz gewährt.
       
       ## Kritik an UN-Mission
       
       Aber sie wird immer wieder dafür kritisiert, dass sie nicht eingreift, wenn
       Kriegsflüchtlinge beim Verlassen von UN-Basen von Regierungssoldaten brutal
       vergewaltigt werden. Erst am vergangenen Mittwoch sollen nach Angaben von
       Flüchtlingsvertretern vier Frauen, zwei Mädchen im Alter von neun und zehn
       Jahren sowie ein Kleinkind aus dem UN-Lager Jebel in Juba spurlos
       verschwunden sein, als sie außerhalb des Lagers Feuerholz sammelten.
       
       Die UN-Delegation hat sich zu solchen Vorfällen ebenso wenig öffentlich
       geäußert wie zur Flucht des ehemaligen Vizepräsidenten und Rebellenführers
       Riek Machar, der nach Kämpfen in Juba im Juli mit Hunderten Toten
       wochenlang durch den Busch in die benachbarte Demokratische Republik Kongo
       irrte, bis die dortige UN-Mission ihn aufgabelte. Er weilt mittlerweile im
       Sudan. Die Vertreibung Machars macht nach Einschätzung von Beobachtern eine
       Umsetzung des bestehenden Friedensabkommens unmöglich.
       
       5 Sep 2016
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Dominic Johnson
       
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