# taz.de -- Kommentar Krise im Kongo: In Richtung Bürgerkrieg
       
       > Die internationale Politik ist mit vielen Problemen beschäftigt. Für den
       > Kongo ist keine Zeit. Am Ende werden sich wieder alle wundern.
       
 (IMG) Bild: Rauchschwaden in Kinshasa
       
       Die [1][Lage im Kongo] ist brandgefährlich. Auf der einen Seite steht ein
       Präsident, der bereit zu sein scheint, sich über alle Regeln,
       Vereinbarungen und Gepflogenheiten hinwegzusetzen, um seine Amtszeit nicht
       wie vorgesehen im Dezember enden zu lassen. Auf der anderen Seite steht
       eine Bevölkerung, die in Teilen selbst zum Äußersten entschlossen zu sein
       scheint, um genau das zu verhindern. Man könnte meinen, das klassische
       Physik-Paradoxon „Was geschieht, wenn eine unaufhaltsame Kraft auf ein
       unbewegliches Objekt trifft?“ sei von einem Kongolesen geschrieben worden.
       
       In der Demokratischen Republik Kongo steht die größte UN-Blauhelm-Mission
       der Welt und der Staat wäre ohne internationale Hilfe nicht funktionsfähig.
       Aber alle internationalen Partner starren scheinbar hilflos auf die
       verzwickte Situation. Dabei haben sie diese selbst geschaffen. Nach den
       massiv gefälschten Wahlen von 2011 wäre viel Zeit gewesen, sich um eine
       bessere Vorbereitung der Wahlen 2016 zu kümmern – aber es kümmerte sich
       niemand. Nun sind alle überrascht.
       
       Diese späte Erkenntnis hilft jetzt allerdings auch nicht weiter. Weder eine
       überstürzt durchgezogene, chaotische Wahl noch ein endloser Amtsverbleib
       Joseph Kabilas würden dem Kongo Frieden bringen. Die einzige Möglichkeit,
       die Lage zu entschärfen, wäre, dass Kabila gemäß der Verfassung zum
       regulären Ende seiner Amtszeit im Dezember das Amt niederlegt und dann eine
       neutrale Allparteienregierung mit internationaler Hilfe richtige Neuwahlen
       vorbereitet.
       
       Aber wer soll für so etwas sorgen – in einer Zeit, in der die
       internationale Politik von US-Wahlen, der anstehenden Wahl eines neuen
       UN-Generalsekretärs, der EU-Krise und dem Syrienkrieg samt Flüchtlingskrise
       gelähmt scheint? Der Kongo wird sich selbst überlassen, und der Stärkere
       wird sich durchsetzen. Und wenn das in den Bürgerkrieg führt, werden sich
       wieder alle fragen, wie das denn passieren konnte.
       
       20 Sep 2016
       
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