# taz.de -- AfD in Mecklenburg-Vorpommern: Völkisch auch im Nordosten
       
       > Bei der Landtagswahl in Mecklenburg-Vorpommern könnte die AfD stärkste
       > Kraft werden. Dabei steht der Landesverband weit rechts.
       
 (IMG) Bild: Von Petra Federau (r.) ist die Partei abgerückt: hier mit AfD-Promi Björn Höcke in Schwerin
       
       Für den Spitzenkandidaten Leif-Erik Holm ist die Sache klar: „In der AfD
       gibt es keine Rassisten und Fremdenfeinde“, behaupte der Exradiomoderator
       beim Wahlforum der Ostsee-Zeitung am Mittwoch in Rostock. Die AfD liegt in
       Umfragen bei 19 Prozent und rechnet sich Chancen aus, bei den
       Landtagswahlen am 4. September stärkste Kraft zu werden.
       
       Angesichts von Kandidaten wie dem wegen Volksverhetzung verurteilten Holger
       Arppe oder Petra Federau klingt Holms Aussage absurd. Aber wie weit rechts
       steht die AfD in Mecklenburg-Vorpommern?
       
       Ihre Lieblingsthemen lauten: Grenzen dicht, die GEZ – also den
       Rundfunkbeitrag – abschaffen und der „Dexit“ – der Austritt Deutschlands
       aus der EU. All das ist auf Landesebene nicht umzusetzen – schon gar nicht,
       wenn man eine Regierungsbeteiligung ausschließt. Aber die AfD wird auch im
       Nordosten nicht vorrangig wegen ihrer Forderungen oder Kandidaten gewählt,
       sondern weil sie „dagegen“ ist.
       
       Der Landesverband hat sich schon früh rechts positioniert. Seine
       Schatzmeisterin Ulrike Schielke-Ziesing gehörte einst zu den
       Erstunterzeichnern der „Erfurter Resolution“, mit der der Rechtsausleger
       Björn Höcke 2015 den Konflikt mit Parteigründer Bernd Lucke suchte. Doch
       im aktuellen Flügelkampf positioniert sie sich nicht. Frauke Petry und
       Marcus Pretzell auf der einen, Höcke, Poggenburg und Jörg Meuthen auf der
       anderen Seite – im Bund zerstritten, doch in Mecklenburg-Vorpommern dürfen
       sie alle beim Wahlkampf helfen.
       
       ## „Verweichlichte“ Völkerschaften des Westens
       
       Zum völkisch-nationalistischen Flügel der Landespartei zählt der Rostocker
       Kandidat Holger Arppe. Er wurde wegen Volksverhetzung zu einer Geldstrafe
       verurteilt, weil er im Internet gegen Muslime gehetzt hatte. Mit
       Listenplatz drei ist ihm sein Landtagsmandat sicher.
       
       Beim offiziellen Wahlkampfauftakt der AfD am 20. Juli in Rostock erklärte
       er, Deutschland solle Teil eines „Europas der Vaterländer“ werden. Er
       sprach von den „verweichlichten“ Völkerschaften des Westens und dem
       deutschen Volk als „Schicksalsgemeinschaft“ mit Opferbereitschaft. Eine
       Unterschied zum Vokabular und den Inhalten der NPD ist hier kaum
       wahrnehmbar.
       
       Ähnlich sieht es bei Ralph Weber aus, Direktkandidat für
       Vorpommern-Greifswald. Der Jura-Professor an der Universität Greifswald
       fiel in der Vergangenheit durch seine NPD-Sympathien auf, trug in der Uni
       die rechte Modemarke „Thor Steinar“ und promovierte jüngst einen bekannten
       Brandenburger Neonazi. Auf Facebook fordert er die Abschiebung von
       Flüchtlingen und „sonstiger Zuwanderer“.
       
       ## Reichlich Konfkliktpotenzial
       
       Auch Petra Federau gehört zu den Rechtsauslegern der Landespartei. Im Mai
       war sie auf einem Sonderparteitag mit 84 zu 47 Stimmen von der Landesliste
       abgewählt worden – allerdings nicht wegen ihrer rassistischen
       Facebookpostings, sondern weil sie ihre frühere Vermittlungstätigkeit für
       einen Escort-Service verschwiegen hatte. „Mein Herz schlägt für diese
       Nation, bis zu meinem letzten Atemzug werde ich mich für dieses Volk
       einsetzen“, wurde sie nach ihrer Abwahl im NDR zitiert.
       
       Ihre Unterstützer hatten einen Gegenantrag vorbereitet: Statt Federau
       sollte der Kovorsitzende Matthias Manthei gehen. Der als aussichtslos
       eingestufte Antrag wurde jedoch vorzeitig zurückgenommen. Die Episode
       zeigt: Die Machtverhältnisse in der Partei sind relativ stabil, aber nicht
       unumstritten; ihr Verhältnis zur extremen Rechten ist ungeklärt.
       
       Das sorgt für Konfliktpotenzial, zumal es sich bei den Kandidaten fast
       ausschließlich um Politik-Neulinge handelt. Welche Richtung die
       Landespartei nach der Wahl einschlägt, ist offen. Klar ist nur, dass eine
       starke AfD-Fraktion im Schweriner Landtag die anderen Parteien vor eine
       große Herausforderung stellen wird.
       
       26 Aug 2016
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Hannes Stepputat
       
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