# taz.de -- Atom-U-Boot-Flotte Großbritanniens: Parlament stimmt für Erneuerung
       
       > Eine große Mehrheit der Abgeordneten hat für die Modernisierung der mit
       > Atomwaffen bestückten U-Boote votiert. Die Labour Party zeigte sich tief
       > gespalten.
       
 (IMG) Bild: Der Protest vor dem Parlament am Tag der Abstimmung hat nichts genutzt
       
       LONDON dpa | Großbritannien setzt weiterhin auf nukleare Abschreckung. Mit
       großer Mehrheit stimmte das Parlament in London am Montagabend für die
       Erneuerung der mit Atomwaffen bestückten U-Boot-Flotte des Landes.
       
       Nach einer stundenlangen Debatte im Parlament stimmten am Montagabend 472
       Abgeordnete für das 31 Milliarden Pfund (37 Milliarden Euro) teure
       Rüstungsprogramm. 117 Abgeordnete votierten dagegen, darunter die gesamte
       Fraktion der Scottish Nationalist Party (SNP).
       
       Der Stützpunkt der Atom-U-Boote vom Typ Trident befindet sich in einem
       Fjord an der schottischen Westküste. Die SNP strebt aber ein
       atomwaffenfreies, von Großbritannien unabhängiges Schottland an.
       
       Die Abstimmung offenbarte erneut den Riss, der durch die britische
       Labour-Partei geht. Während sich Labour-Chef Jeremy Corbyn gegen eine
       Erneuerung der U-Boot-Flotte aussprach, stimmte die Mehrheit seiner
       Fraktion für das Rüstungsprogramm.
       
       Die konservative Premierministerin Theresa May sagte bei der
       Parlamentsdebatte am Montag in London, die atomare Abschreckung sei
       „zentraler Teil der nationalen Sicherheit und Verteidigung“
       Großbritanniens. „Wir können unsere ultimative Absicherung nicht aufgrund
       eines unangebrachten Idealismus aufgeben. Das wäre ein waghalsiges
       Glücksspiel“, sagte May. Gegnern der atomaren Bewaffnung warf sie vor, „die
       Feinde des Landes“ zu verteidigen.
       
       Labour-Chef Jeremy Corbyn forderte dagegen die Abrüstung des britischen
       Atomwaffenarsenals und bezeichnete nukleare Abschreckung als „Drohung mit
       Massenmord“ – zum Unmut vieler seiner Fraktionskollegen.
       
       Corbyn steht seit Wochen unter großem Druck in der eigenen Fraktion. Er
       gilt vielen Abgeordneten der Labour-Partei als zu links. Erst im Spätsommer
       2015 war er von einer großen Mehrheit der Parteimitglieder ins Amt gewählt
       worden. Doch die Partei steuert inzwischen auf eine erneute Urabstimmung
       über das Amt des Parteivorsitzenden zu. Als mögliche Herausforderer werden
       derzeit die Abgeordneten Angela Eagle und Owen Smith gehandelt.
       
       Die britische U-Boot-Flotte zur nuklearen Abschreckung besteht aus vier
       U-Booten der Vanguard-Klasse. Jeweils eines der Schiffe befindet sich seit
       1969 ständig auf hoher See. Im Falle eines atomaren Angriffs auf das
       Vereinigte Königreich stünden die mit nuklearen Sprengköpfen bestückten
       Raketen für einen Vergeltungsschlag zur Verfügung. Die Schiffe sollen nun
       nach und nach durch Nachfolgermodelle ersetzt werden.
       
       19 Jul 2016
       
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