# taz.de -- Türkei im Syrien-Krieg: Zweite Front eröffnet
       
       > Die Armee überquert erneut die Grenze nach Syrien. Laut offiziellen
       > Angaben ist der IS fast komplett von der türkisch-syrischen Grenze
       > vertrieben.
       
 (IMG) Bild: Ein Junge posiert vor einem Kämpfer der Freien Syrischen Armee (FSA)
       
       BERLIN taz | Die türkische Armee hat in Nordsyrien eine zweite Front im
       Kampf gegen den „Islamischen Staat“ (IS) eröffnet. Zur Unterstützung
       verbündeter Milizen der Freien Syrischen Armee (FSA) überquerten 20 Panzer
       sowie gepanzerten Truppentransporter und anderes schweren Gerät die Grenze
       50 Kilometer westlich von Dscharabulus. In der Grenzstadt hatte vor zehn
       Tagen der erste türkische Vorstoß auf syrisches Gelände stattgefunden. Ziel
       der neuerlichen Militäraktion war der zuvor vom IS gehaltene syrische
       Grenzort al-Rai.
       
       Der IS ist nach türkischen Angaben damit nahezu vollständig von der
       syrisch-türkischen Grenze vertrieben, da gleichzeitig FSA-Milizen von
       Dscharabulus aus weitere Dörfer zwischen der Stadt und al-Rai vom IS
       befreit hatten. Die Dschihadisten fliehen unterdessen nach Süden in die
       Stadt al-Bab, die zu ihrer letzten Bastion in dem Gebiet zwischen dem
       Euphrat im Osten und Aleppo im Westen geworden ist.
       
       Die von der Türkei und den USA unterstützten FSA-Milizen bestehen aus
       unterschiedlichen Gruppen, die von säkularen bis zu
       dschihadistisch-islamistischen Kämpfern reichen. Eine dieser Gruppen ist
       die sogenannte Sultan-Murad-Brigade, in der sich hauptsächlich syrische
       Turkmenen zusammengefunden haben.
       
       Auf einem von dieser Gruppe verbreiteten Siegesvideo hat der britische
       Journalist Anthony Loyd einen Mann namens Hakim Abu Dschamal erkannt, der
       ihn 2014 im Grenzgebiet gefangen genommen und gefoltert hatte, wie Loyd in
       einem Beitrag für die Times schrieb. „Ich war doch erstaunt, meinen
       Folterer wiederzuerkennen, der das Gesicht des jüngsten Verbündeten
       Amerikas im Kampf gegen den IS repräsentiert“, schrieb Loyd. Das
       US-Verteidigungsministerium wollte sich dazu nicht äußern.
       
       Anders als erwartet ist es noch nicht zur „Schlacht um Manbidsch“ zwischen
       FSA und türkischen Truppen auf der einen und Kämpfern der mit den USA
       verbündeten kurdischen YPG-Einheiten auf der anderen Seite gekommen. In
       Ankara heißt es aber, die Verbände der YPG hätten sich immer noch nicht
       nach Osten über den Euphrat zurückgezogen.
       
       In einem Gespräch, das der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan mit
       US-Präsident Barak Obama im Vorfeld des G-20-Gipfels in China führte, soll
       Erdoğan aber darauf bestanden haben, dass die YPG den Euphrat nicht
       Richtung Westen überqueren dürfe und die USA einsehen müssten, dass die YPG
       genauso eine „terroristische Organisation“ sei wie die mit ihr verbündete
       PKK.
       
       Nach Mitteilungen der türkischen Armee sind allein in den vergangenen drei
       Tagen 20 Soldaten bei Angriffen der PKK im Südosten der Türkei getötet
       worden. Angriffe und Anschläge gab es in den Provinzen Hakkari, Van und
       Mardin. In Hakkari und Van griff die türkische Luftwaffe ein und
       bombardierte angebliche PKK-Stellungen. Dabei sollen rund 100 PKK Kämpfer
       „außer Gefecht“ gesetzt worden sein. Einen weiteren Zusammenstoß gab es an
       der syrisch-türkischen Grenze bei Kobani. Kurden griffen türkische Arbeiter
       an, die dort eine Grenzmauer errichten. Daraufhin schoss die Armee auf
       Kurden in Kobani und schickte zwei Panzer über die Grenze.
       
       4 Sep 2016
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Jürgen Gottschlich
       
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