# taz.de -- Schlammschlacht der Frauen-Union: Christdemokratinnen zoffen sich
       
       > Für ihre Sexismus-Vorwürfe wird die CDU-Politikerin Jenna Behrends von
       > einer Parteikollegin scharf angegriffen.
       
 (IMG) Bild: Jenna Behrends hat in der CDU eine heftige Diskussion ausgelöst.
       
       Weil sie sich über Sexismus innerhalb ihrer eigenen Partei beschwerte, wird
       die CDU-Politikerin Jenna Behrends jetzt hart angegangen – ausgerechnet von
       einer Frauenvertreterin. Behrends sei „sehr offensiv auf Männer
       zugegangen“, sagte Sandra Cegla, Vorsitzende der Frauen-Union Mitte, am
       Montag der taz. „Sie kommt Männern sehr nahe, um ihnen zu gefallen. Das sah
       in manchen Situationen auch sexuell aus“, so Cegla weiter. Es sei deshalb
       „skurril“, dass gerade Jenna Behrends sich über Sexismus beschwere.
       
       Ziel der Frauen-Union ist es, den weiblichen Mitgliedern der Partei mehr
       Gehör zu verschaffen. In der Satzung steht, es sei die Aufgabe des
       Zusammenschlusses, „die sich aus den Lebensbereichen der Frauen ergebenden
       politischen Anliegen in der Partei und gegenüber politischen
       Entscheidungsgremien zu vertreten“. Zudem wolle man „Frauen zu aktiver
       Mitarbeit in der Partei motivieren“.
       
       Jenna Behrends, 26 Jahre alt, ist eine, die sich aktivieren ließ: Die
       Jurastudentin kandidierte am 18. September erstmals für die CDU und
       schaffte über einen Listenplatz den Sprung in die
       Bezirksverordnetenversammlung Mitte. Dass sie trotz einer kurzen
       Parteizugehörigkeit aufgestellt wurde, lag auch daran, dass die CDU mehr
       Frauen gut gebrauchen kann.
       
       Am Freitag beschwerte sich Behrends allerdings über den ihrer Meinung nach
       sexistischen Umgang innerhalb der Partei. In einem offenen Brief prangerte
       sie an, ihr sei unterstellt worden, dass sie sich auf ihren Posten
       „hochgeschlafen“ habe. Noch-Parteichef Frank Henkel habe sie zudem als
       „große Maus“ bezeichnet.
       
       Cegla sprach daraufhin öffentlich von der Verlogenheit der Parteikollegin –
       und sagte, Behrends selbst habe ihr von einer Affäre mit
       CDU-Generalsekretär Peter Tauber erzählt. „Bei uns gibt es viele junge
       Frauen, die großen Anstand haben“, sagte sie. Wenn die mit solchen
       Vorwürfen kämen, würde sie auch sagen, man müsse was tun.
       
       Ceglas Äußerungen sorgten wiederum für Kritik. Anja Pfeffermann,
       Schriftführerin in der Frauen-Union Mitte, legte aus Protest ihr Amt
       nieder. „Eine Frau, die Vorwürfe von Sexismus erhebt, als ‚zweifelhafte
       Persönlichkeit‘ zu bezeichnen, ist einer Frauen-Union-Vorsitzenden
       unwürdig“, begründete sie diesen Schritt auf ihrer Facebook-Seite. Bei
       einer solchen Angelegenheit müsse man den Blick auf die erhobenen Vorwürfe
       richten und nicht in erster Linie die Glaubwürdigkeit der Kollegin
       anzweifeln, schrieb Pfeffermann. „Ich möchte dieses Vorgehen nicht weiter
       mittragen.“
       
       Cegla stimmte grundsätzlich zu, dass ihre Äußerungen mit der Aufgabe,
       Fraueninteressen zu vertreten, nur bedingt zusammenpasst. Es sei eigentlich
       auch nicht ihre Art, so private Dinge öffentlich auszupacken, sagte sie. Es
       liege „an der Personalie Jenna Behrends“, dass sie das doch getan habe. An
       Rücktritt denke sie aber nicht.
       
       Die Frauen-Union auf Landesebene versuchte am Montag zu retten, was zu
       retten war. „Sexismus darf nicht geduldet werden“, so die Vorsitzende
       Edeltraut Töpfer. Die Frauen-Union stehe selbstverständlich allen
       weiblichen Mitgliedern auch in dieser Frage zur Verfügung. Man werde eine
       Arbeitsgruppe einrichten, um „gemeinsam Lösungen zu finden“.
       
       26 Sep 2016
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Antje Lang-Lendorff
       
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