# taz.de -- Massaker an Studenten in Mexiko: „Der Henker“ endlich in Haft
       
       > Einer der Hauptverantwortlichen des Massakers in Mexiko, Ingualas
       > Polizeichef, wurde gefasst. Immer noch ist unklar, was den 43 Studenten
       > passiert ist.
       
 (IMG) Bild: Zwei Jahre nachdem die Studenten verschwanden: Gedenkprotest im September 2016 in Guadalajara
       
       BERLIN taz | Die Angehörigen der in Iguala verschwundenen Studenten können
       wieder etwas mehr Hoffnung hegen, dass der Verbleib ihrer Söhne oder Brüder
       aufgeklärt wird. Am Freitag haben Sicherheitskräfte den ehemaligen
       Polizeichef der Stadt, Felipe Flores Velázquez, verhaftet. Der 58-Jährige
       gilt als einer der Hauptverantwortlichen des Massakers vom 26. und 27.
       September 2014, bei dem sechs Menschen getötet und 43 junge Männer
       verschleppt wurden.
       
       Bis heute ist unklar, was mit den Studenten passiert ist, nachdem sie von
       Polizisten festgenommen und danach Mitgliedern der kriminellen Organisation
       „Guerreros Unidos“ übergeben wurden. Flores hat nicht nur die Verhaftung
       angeordnet. Er soll laut Angaben der Ermittler auch dafür gesorgt haben,
       dass seine Beamte die jungen Männer den Verbrechern ausliefern.
       
       Der Polizeichef ist ein Vetter des Bürgermeisters José Luis Abarca, der wie
       seine Ehefrau María de los Ángeles wegen des Angriffs in Haft sitzt. Am Tag
       nach dem Massaker wurde er vernommen, kam jedoch wieder auf freien Fuß und
       war seither auf der Flucht. Viele hatten befürchtet, dass er längst
       ermordet worden sei, da er zu viel über die Kooperation von Kriminellen,
       Politikern und Polizisten aussagen könnte. Doch offensichtlich konnte sich
       Flores in seiner Kleinstadt von lokalen Beamten bis zu seiner Verhaftung
       unbehelligt bewegen. In der Amtszeit Bürgermeister Abarcas nahmen
       Entführungen und Erpressungen immens zu.
       
       Hunderte von Menschen verschwanden, manche wurden von ihren Angehörigen in
       den angrenzenden Bergen ausgegraben. Niemand bezweifelt, dass Flores an den
       Taten beteiligt war. Er galt als „Henker“ der Guerreros Unidos und
       unterhielt in seiner Polizeitruppe eine Gruppe von Auftragsmördern, die
       „los bélicos“ – „die Kriegerischen“ – genannt wurde.
       
       Das Menschenrechtszentrum ProDH forderte nach der Verhaftung, dass die
       Angehörigen der Studenten von Anfang an bei den Anhörungen von Flores
       anwesend sein können. „So könne endlich bewiesen werden, dass es ein
       Interesse daran gibt, den Fall wirklich aufzuklären“, sagte ProDH-Anwalt
       Santiago Aguirre. Die Väter, Mütter und Schwestern der Verschleppten werfen
       den Strafverfolgern vor, das Verschwinden ihrer Angehörigen nicht ernsthaft
       aufklären zu wollen.
       
       23 Oct 2016
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Wolf-Dieter Vogel
       
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