# taz.de -- Kommentar Wahl in Montenegro: Risiko Nato-Beitritt
       
       > Beitrittsbefürworter Djukanovic hat die Wahl gewonnen, doch er braucht
       > Partner. Das Land ist gespalten und Russland sieht es als Einflussgebiet.
       
 (IMG) Bild: „Go west – Life is peaceful there“, wussten schon die Pet Shop Boys
       
       Nato-Beitritt ja oder nein – so lautete die über Montenegro hinaus
       entscheidende Frage bei der Parlamentswahl am vergangenen Sonntag. Mit der
       Antwort kann der Beitrittsbefürworter und montenegrinische
       Ministerpräsident Milo Djukanovic nur bedingt zufrieden sein. Zwar ist
       seine Demokratische Partei der Sozialisten (DPS) erneut stärkste Kraft
       geworden. Doch ob das für eine absolute Mehrheit reicht, ist noch nicht
       ausgemacht. Will heißen: Der Mann, der die Politik in der ex-jugoslawischen
       Republik seit Anfang der 90er Jahre auf wechselnden Führungsposten
       maßgeblich mitbestimmt und sich in dieser Zeit schamlos bereichert hat,
       wird Partner auf seinem Weg nach Westen brauchen.
       
       Genau da liegt das Problem. Denn die montenegrische Gesellschaft ist in
       dieser Frage komplett gespalten. Dem Lager Djukanovic steht eine etwa
       gleich starke Opposition gegenüber, die sich zwar in Teilen mit einer
       EU-Perspektive anfreunden kann, aber einem Beitritt zur Nato skeptisch bis
       ablehnend gegenüber steht.
       
       Es ist ein offenes Geheimnis, dass vor allem auch Russland – nicht zuletzt
       mit finanziellen Mitteln – im Wahlkampf auf Seiten der Opposition
       tatkräftig mitgemischt hat. Moskau betrachtet eben nicht nur das „nahe
       Ausland“, das heißt die ehemaligen Sowjetrepubliken, sondern auch Teile des
       Balkans als seine Einflusssphäre. Dazu passt dann auch die Drohung an die
       Adresse Djukanovics, dass ein Beitritt Montenegros zur Nato Konsequenzen
       haben werde.
       
       Auch wenn vor diesem Hintergrund ein militärisches Schutzbefürfnis der
       montenegrischen Regierung nachvollziehbar ist: Ein Nato-Beitritt birgt
       angesichts der ohnehin unterkühlten Ost-West-Beziehungen Sprengstoff. Und
       so sollte Djujanovic, so er an der Macht bleibt, ernsthaft über ein
       Referendum nachdenken. Das würde dann vielleicht noch ein paar heimatliche
       Skeptiker mehr mit an Bord holen.
       
       17 Oct 2016
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Barbara Oertel
       
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