# taz.de -- Streit um Stadtratswahl in Berlin: CDU lehnt SPD-Kandidatin ab
       
       > In Steglitz-Zehlendorf lässt die Union Ex-Juso-Chefin Franziska Drohsel
       > bei der Wahl zur Stadträtin durchfallen. Die SPD ist stinksauer, die
       > Grünen verstimmt.
       
 (IMG) Bild: Die CDU unterstellt ihr, nicht staatstragend genug zu sein: Franziska Drohsel (SPD)
       
       Die CDU in der Zehlendorfer Bezirksverordnetenversammlung hat sich
       geweigert, gemäß dem auf Bezirksebene üblichen Proporzsystem eine
       SPD-Stadtratskandidatin durchzuwinken – und zwar nicht irgendeine, sondern
       die überregional bekannte Ex-Juso-Bundeschefin Franziska Drohsel. Die
       36-Jährige unterlag mit 25 zu 30 Stimmen. Die Landesspitze der SPD nennt
       das „beschämend“, weil die CDU andernorts Stadträte akzeptieren würde, die
       nach Proporz der AfD zustehen.
       
       Für die Zehlendorfer CDU hinkt dieser Vergleich stark – zum einen, weil die
       AfD dort gar keinen Anspruch auf einen Stadtratsposten hat. Und zum
       anderen, weil die Ablehnung keine Entscheidung gegen die SPD, sondern gegen
       die Kandidatin gewesen sei, wie CDU-Fraktionschef Torsten Hippe gegenüber
       der taz beteuerte. Drohsel war Unterstützerin der Organisation Rote Hilfe,
       die von Verfassungsschützern als linksextrem eingeordnet wurde, trat aber
       bereits mit Beginn ihres Juso-Vorsitzes 2007 dort aus.
       
       ## Ins offene Messer gelaufen?
       
       Gibt es so etwas wie Verjährung und eine neue Chance nicht auch in der
       Politik? Durchaus, meint Anwalt Hippe – aber der Grund sei eben nicht
       allein in der Vergangenheit zu suchen. Er und seine CDU-Kollegen hätten
       Drohsel ganz aktuell bei ihrer Vorstellung in seiner Fraktion als
       polarisierende Figur wahrgenommen.
       
       So jemanden aber hält Hippe für die falsche Besetzung als Stadträtin für
       Gesundheit, Integration und Jugend. Ins offene Messer habe die CDU die SPD
       laufen lassen, habe in keiner Weise vorher zu erkennen gegeben, dass man
       Drohsel ablehnen werde, hieß es bei den Sozis. Hippe bestreitet das.
       
       Bei der nächsten Sitzung des Bezirksparlaments Mitte Dezember soll es einen
       zweiten Versuch geben, den Posten zu besetzen – in unveränderter
       Konstellation. „Es gibt für uns keinen Grund, Frau Drohsel zurückzuziehen“,
       sagte Ina Czyborra der taz, wie Drohsel Vize-Kreischefin der SPD. CDU-Mann
       Hippe wiederum sah keinen Grund, Drohsel beim nächsten Mal zu wählen. Der
       SPD bleibt nun noch die Möglichkeit, bei der FDP zu werben – auch die hatte
       Drohsel mutmaßlich in der geheimen Wahl abgelehnt.
       
       Auch bei den Grünen, die im Bezirk mit der CDU zusammen arbeiten, stieß die
       Ablehnung von Drohsel sauer auf. Von einer „schweren Hypothek für
       Schwarz-Grün in Steglitz-Zehlendorf“, sprach Benedikt Lux auf Twitter. Und
       weiter: Die CDU grenze die SPD-Kandidatin „mit Kalter-Kriegs-Rhetorik aus
       und spaltet ohne Not“. Allerdings hatte Drohsel auch aus dem rot-grünen
       Lager nicht alle möglichen Stimmen bekommen.
       
       10 Nov 2016
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Stefan Alberti
       
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