# taz.de -- Korruption in Südkorea: Präsidentin gilt jetzt als Verdächtige
       
       > Der Staatsanwalt wird Park Geun Hye als Komplizin ihrer Freundin Choi
       > Soon Sil führen. Doch noch schützt sie ihr Amt.
       
 (IMG) Bild: Präsidentin Park Geung-hye (echts) mit ihrer Freundin Choi Soon-sil auf einem Fahndungsplakat der Demonstranten
       
       DELHI taz | Bislang wurde Südkoreas Präsidentin im wohl größten politischen
       Skandal seit Ende der Militärdiktatur lediglich als Zeugin geführt. Seit
       Sonntagmittag gilt Park Geun Hye jedoch für die Staatsanwaltschaft als
       Tatverdächtige: In einem Großteil der Straftatbestände käme der Präsidentin
       eine Komplizenrolle zu, sagte Lee Young Ryeol, der Leiter der
       Untersuchungskommission, während einer Pressekonferenz in der Hauptstadt
       Seoul.
       
       Park soll ihrer Jugendfreundin Choi Soon Sil dabei geholfen haben,
       umgerechnet mehr als 60 Millionen Euro an „Spendengeldern“ von koreanischen
       Konzernen und Großfirmen erpresst zu haben. Ebenso wird der Präsidentin
       vorgeworfen, ihren Bediensteten befohlen zu haben, geheime
       Regierungsdokumente an ihre Vertraute weiterzuleiten.
       
       Die vielleicht brisanteste Frage wurde bislang von der Staatsanwaltschaft
       bislang aber ignoriert. Inwieweit hat die Präsidentin aktiv versucht, den
       Skandal zu vertuschen. Regierungsbeamte, die Alarm schlagen wollten, wurden
       laut Medienberichten versetzt oder gefeuert.
       
       Park Geun Hye ist das erste demokratisch gewählte Staatsoberhaupt
       Südkoreas, das während ihrer Regierungszeit einer kriminellen Tat
       verdächtigt wird. Solange sie noch im Amt ist, schützt sie die Verfassung
       vor Strafverfolgung. Dennoch hatte die 64-Jährige öffentlich versprochen,
       bei einem Verhör der Staatsanwaltschaft“ aufrichtig“ kooperieren zu wollen.
       
       ## 74 Prozent fordern Amtsenthebungsverfahren
       
       Immer wieder jedoch zögerte sie den Termin mit dem Argument hinaus, das sie
       „mehr Zeit zur Vorbereitung“ brauche. Am Sonntag ließ Park schließlich über
       ihren Anwalt mitteilen, dass sie keine Fragen der Staatsanwaltschaft
       beantwortet, bevor eine neue unabhängige Untersuchungskommission den Fall
       übernimmt.
       
       Dass Park Geun Hye als Reaktion auf die Ermittlungen aus freien Stücken
       zurücktreten wird, scheint jedoch unwahrscheinlich: Erst letzte Woche
       ernannte die Präsidentin neue Diplomaten und bestätigte die Teilnahme an
       einem geplanten Dreiergipfel mit China und Japan. Gleichzeitig befürworten
       74 Prozent aller Südkoreaner ein Amtsenthebungsverfahren. Am Samstag zogen
       zum vierten Mal in Folge mehr als eine halbe Million Demonstranten durch
       Seoul, um ihre Präsidentin zum Rücktritt aufzufordern.
       
       Um zu verstehen, wie es um die öffentliche Meinung im Land bestellt ist,
       reicht ein Blick auf die Gegendemo von Parks Anhängern: Lediglich
       Zehntausend Demonstranten, fast ausschließlich ältere Herren, zeigten
       öffentlich ihre Unterstützung für die Präsidentin. Auf Transparenten
       bezeichneten sie Oppositionelle als „Spione Nordkoreas“ und wetterten gegen
       eine kommunistische Verschwörung.
       
       20 Nov 2016
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Fabian Kretschmer
       
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