# taz.de -- Trump im „Bild“-Interview: @TheRealDonaldTrump geht weiter
       
       > Trump macht keinen Hehl daraus, dass die USA für ihn an erster Stelle
       > stehen. EU und Nato müssen sich warm anziehen, deutsche Autobauer und
       > Einwanderer auch.
       
 (IMG) Bild: Donald Trump beim Bild-Interview mit Kai Diekmann (rechts)
       
       WASHINGTON dpa | In einem Rundumschlag hat der designierte US-Präsident
       Donald Trump Leitlinien seiner an diesem Freitag beginnenden
       Präsidentschaft umrissen. In einem langen Interview der [1][Bild-Zeitung]
       und der britischen [2][Tageszeitung The Times] in New York bewertete er die
       Flüchtlingspolitik von Kanzlerin Angela Merkel (CDU) äußerst kritisch. „Ich
       habe große Achtung vor Merkel“, sagte Trump. „Aber ich finde, es war sehr
       unglücklich, was passiert ist.“
       
       Deutschland habe „all diese Leute“ ins Land gelassen, wo auch immer sie
       herkamen, sagte Trump. „Sie wissen, dass ich Deutschland liebe, weil mein
       Vater aus Deutschland stammt, und ich will mich nicht in einer ähnlichen
       Situation wiederfinden.“ Die USA würden von seinem ersten Amtstag an auf
       sichere Grenzen setzen.
       
       Trump wird am 20. Januar US-Präsident. Am Montag darauf werde er einen
       entsprechenden Erlass unterzeichnen, sagte er. „Die Leute wollen nicht,
       dass andere Leute in ihr Land kommen und es zerstören.“
       
       „Es wird extreme Sicherheitsüberprüfungen geben, es wird nicht so sein wie
       jetzt“, sagte Trump. Es gehe um Muslime „aus verschiedenen Teilen der Welt,
       die viele Probleme mit Terrorismus haben“.
       
       ## „Größtes Schlamassel aller Zeiten“
       
       Auf die Frage, ob die verschärften Regeln auch Auswirkungen auf Einreisende
       aus EU-Staaten haben werden, erklärte Trump: „Das könnte passieren, aber
       wir werden sehen.“
       
       Trump bezeichnete den Irak-Krieg als möglicherweise schlechteste
       Entscheidung in der Geschichte der USA. „Wir haben da etwas entfesselt –
       das war, wie Steine in ein Bienennest zu schmeißen“, sagte er. „Und nun ist
       es einer der größten Schlamassel aller Zeiten.“
       
       Trump wiederholte vor dem Hintergrund hoher Flüchtlingszahlen infolge des
       Syrienkrieges, von den Golfstaaten finanzierte Sicherheitszonen in Syrien
       seien das Mittel der Wahl gewesen. „Das ganze wäre wesentlich billiger
       gewesen als das Trauma, das Deutschland jetzt durchmacht.“
       
       Auf die Frage, ob Russlands Eingreifen in den Syrienkrieg gut oder schlecht
       gewesen sei, sagte Trump: „Nein, das war eine sehr üble Sache, schlimm.“
       Die USA hätten aber die Gelegenheit versäumt, sehr früh etwas zu tun. „Es
       ist zu spät, jetzt ist alles vorbei“, sagte Trump. „Irgendwann wird es ein
       Ende haben, aber Aleppo war scheußlich.“ Die Stadt sei in einer furchtbaren
       humanitären Lage.
       
       ## Nato: obsolet, aber wichtig
       
       Trump deutete eine Neubewertung der Russland-Sanktionen an. Er stellte dies
       in einen Zusammenhang mit atomarer Rüstung. „Zum einen finde ich, dass es
       deutlich weniger Nuklearwaffen geben sollte und sie erheblich reduziert
       werden müssten, das gehört dazu. Aber da sind diese Sanktionen, und
       Russland leidet im Moment schwer darunter.“ Er glaube, es könne manches
       gehen, von dem viele Leute profitierten.
       
       Erneut bezeichnete Trump die Verteidigungsallianz Nato als obsolet. Sie sei
       vor langer Zeit entworfen worden, und viel zu wenige Mitgliedsländer
       zahlten das, was sie müssten. „Wir sollten diese Länder schützen, aber
       viele dieser Länder zahlen nicht, was sie zahlen müssten“, sagte er. „Das
       ist sehr unfair gegenüber den USA. Abgesehen davon ist mir die Nato sehr
       wichtig.“
       
       Die Zukunft des Atomabkommens mit dem Iran ließ Trump offen. Er wolle sich
       nicht in die Karten schauen lassen. Er sagte aber erneut: „Es ist eines der
       schlechtesten Abkommen, die je getroffen worden sind. Es ist eines der
       dümmsten Abkommen, die ich je gesehen habe.“
       
       Deutschen Autobauern könnten unter Trump in den USA harte Zeiten
       bevorstehen. Er sagte: „Sie können Autos für die USA bauen, aber sie werden
       für jedes Auto, das in die USA kommt, 35 Prozent Steuern zahlen.“ Dem
       Hersteller BMW, der 2019 eine Fabrik in Mexiko eröffnen will, legte Trump
       nahe, die Fabrik in den USA zu bauen.
       
       ## Zustand der EU spielt keine Rolle
       
       Wenn BMW von Mexiko aus in andere Länder verkaufen wolle, sei das in
       Ordnung, sagte Trump. „Aber wenn sie in Mexiko eine Fabrik bauen und Autos
       in die USA verkaufen wollen ohne eine 35-Prozent-Steuer, dann können sie
       das vergessen.“
       
       Der Europäischen Union sagte Trump nach dem Brexit, dem Austritt
       Großbritanniens, schwere Zeiten voraus. „Wenn Sie mich fragen, es werden
       weitere Länder austreten.“ Der Zustand der EU sei ihm aber nicht sehr
       wichtig. „Schauen Sie, zum Teil wurde die Union gegründet, um die USA im
       Handel zu schlagen, nicht wahr? Also ist es mir ziemlich egal, ob sie
       getrennt oder vereint ist, für mich spielt es keine Rolle.“ Trump sagte, er
       glaube an den Freihandel, aber es müsse ein kluger Handel sein, um ihn fair
       zu nennen.
       
       Trump bezeichnete Geheimdienstberichte über angeblich erpresserisches
       Material Russlands gegen ihn erneut als reine Fälschung, als „fake news“.
       Auf die Frage, wer seiner Ansicht nach dahinter stecke, sagte er: „Ich
       glaube, es können wahrscheinlich die Nachrichtendienste sein, es könnten
       die Demokraten sein.“
       
       Den Kurznachrichtendienst Twitter will Trump auch als Präsident intensiv
       nutzen. Er finde es sehr akkurat. „Wenn ich etwas öffentlich sage und wenn
       ich den Zeitungen etwas sage, und sie es nicht akkurat wiedergeben, ist das
       wirklich schlecht. Sie können dagegen nicht viel ausrichten.“ Wenn er
       dagegen twittere, sei es sehr exakt und schlage sofort als Nachricht durch.
       Auch eine Pressekonferenz sei eine Menge Arbeit, und er erreiche nicht
       annähernd die gleiche Zahl an Leuten. Als Präsident werde er [3][den
       Account @TheRealDonaldTrump] behalten.
       
       16 Jan 2017
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] http://www.bild.de/
 (DIR) [2] http://www.thetimes.co.uk/
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