# taz.de -- Die Wahrheit: Schrumpfkopfalarm
       
       > In den Untiefen der Handtasche geht einiges verloren. Aber das ist kein
       > Frauenproblem, siehe die Hosentaschen von Wickie, dem Wikinger-Jungen.
       
       Beim Herumkramen in meiner bodenlosen Mary-Poppins-Tasche flatterte mir
       heute ein alter „Rail & Fresh“-Gutschein entgegen. Diese
       50-Cent-Wertpapierchen bekommt man, wenn man für einen Euro (das sind zwei
       Mark!!!) die trotz penetrantem Desinfektionsgeruch stets verschmutzte
       Bahnhofstoilette benutzen muss.
       
       Natürlich löst die Gutscheine nie irgendwer ein, wie auf in den
       Toilettenräumen hängenden Werbeplakaten behauptet wird. Darauf übergibt
       eine erleichtert lächelnde junge Frau ihren Gutschein einer
       Bäckereifachverkäuferin und sagt dazu in etwa: „Na, da hab ich mir jetzt
       aber ein schönes Frühstück zusammengekackt!“.
       
       Nein, diese Gutscheine sind dazu da, für immer und ewig in Damenhandtaschen
       zu verharren und sich dabei langsam in eine weiche, papierne Isolierschicht
       zu verwandeln, die dafür sorgt, dass tief in meiner Tasche niemand friert.
       
       ## Unnützer Hausfrauentrick
       
       Zum Beispiel auch der Schrumpfkopf nicht, den ich neulich mal
       überraschenderweise beim Hineingreifen erfühlte und der sich dann doch als
       vergessene Avocado entpuppte – immerhin war sie so endlich weich geworden,
       der angebliche Hausfrauentrick mit dem Zeitungspapier, in das man sie
       wickeln soll, hat ja noch nie geklappt. Und da Print tot ist, hat sich das
       eh bald erledigt.
       
       Genderzuweisungen wie „typisch Frau“ sind übrigens im Taschenfall obsolet –
       jedeR (zumindest jedeR, der/die Runer Jonsson gelesen hat) weiß, dass der
       Vater aller Taschenausbeuter Wickie, der Wikinger ist, ein kleiner Junge,
       der in seinen Hosentaschen nicht weniger als ein Taschenmesser, drei
       verschieden starke und verschieden lange Schnüre, Kastanien und Eicheln,
       ein Not-Wams, eine selbst gebaute Schleuder, ein paar schöne Steine und
       eine tote Maus (zum Tauschen) aufbewahrt.
       
       (Eine tote Maus meinte ich ebenfalls neulich in meiner Tasche zu erfühlen,
       es war dann aber nur der Blütenkopf einer nächtlich als Geschenk erhaltenen
       Rose, derer ich mich nicht mehr erinnerte, weil ich nie Blumen bekomme, bin
       einfach nicht der Typ dafür).
       
       ## Drum Augen auf und Hand aufs Geld!
       
       Meine Schwäche für Taschen hat mich sogar schon einmal mit dem Gedanken
       spielen lassen, mich als Ehrenmitglied bei einer Sondereinheit der Berliner
       Polizei, der „Ermittlungsgruppe Tasche“, zu bewerben, deren Mitglieder sich
       mit Taschendiebstahl beschäftigen und die schönen Aufkleber mit „Gedränge
       nur dem Dieb gefällt, drum Augen auf und Hand aufs Geld!“ bestimmt umsonst
       zum Verteilen bekommen.
       
       Allein darum würde ich dort gern mitmachen. Jedenfalls lieber als bei der
       „Ermittlungsgruppe Tacho“, die GebrauchtwagenhändlerInnen hinterherjagt,
       welche die Kilometerzähler von Autos manipulieren und meines Wissens über
       keine eigenen Sticker verfügt, wie etwa „Die Nuckelpinne fährt zu schnell?
       Nicht kaufen, melden, auf der Stell’!“
       
       Eine „Ermittlungsgruppe „Taco“ dagegen, die sich beispielsweise mit Genmais
       beschäftigen könnte, fände ich spannend. Vor allem freue ich mich auf
       unsere Betriebsfeiern, bei denen man mit den heißblütigsten der KollegInnen
       Salsa tanzen und essen kann.
       
       3 Feb 2017
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Jenni Zylka
       
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