# taz.de -- Tierversuche in Hamburg: Liste der Qualen veröffentlicht
       
       > Tierschützer haben Informationen über Tierversuche des Unternehmens LPT
       > in einer Broschüre zusammengefasst. Das Unternehmen schweigt
       
 (IMG) Bild: Sie wollen keine Tierversuche: Die rund 40 Demonstranten haben eine klare Botschaft
       
       Darüber, was genau hinter dem mit Stacheldraht gesicherten Metallzaun
       passiert, schweigt das Laboratory of Pharmacology and Toxicology (LPT). Das
       kommerzielle Tierversuchslabor in Neugraben antwortet nicht auf
       Presseanfragen und die [1][Internetseite des Unternehmens] ist mit einem
       Passwort geschützt. „LPT macht mit heftigsten Gräueltat Profit“, sagt die
       Tierschützerin Martina Kunze von der Initiative LPT-Schließen. „Die
       Öffentlichkeit soll das nicht mitbekommen.“ Um an Informationen über die
       Versuche zu kommen, hat die Initiative wissenschaftliche Publikationen in
       Fachmagazinen ausgewertet – und nun [2][in einer Broschüre veröffentlicht].
       
       Demnach habe das Hamburger Unternehmen in seinen Labors beispielsweise
       getestet, ob ein Unkrautvernichtungsmittel die Augen von Kaninchen reizt.
       Dafür werden die Tiere in einen sogenannten Rabbit Restrainer eingespannt,
       einen Kasten, aus dem nur der Kopf des Kaninchens heraus guckt. Die
       Versuchstiere können sich so nicht die Chemikalie aus den Augen kratzen.
       Auftraggeber sei in diesem Fall die Bayer AG gewesen. Das Ergebnis: Die
       Kaninchen erlitten schwere Hornhauttrübungen und die Substanz wurde „als
       sehr augenschädigend eingestuft“. So jedenfalls steht es in der Broschüre
       der Tierschützer.
       
       Genehmigen muss solche Tests in Hamburg die Behörde für Gesundheit und
       Verbraucherschutz. Wenn alle rechtlichen Voraussetzungen erfüllt sind, muss
       die Behörde zustimmen. „Ein Ermessensspielraum besteht nicht“, sagt
       Behördensprecher Rico Schmidt. Gravierende Verstöße gegen das
       Tierschutzgesetz seien bei LPT bisher nicht festgestellt worden.
       
       Insgesamt genehmigte die Behörde im vergangenen Jahr 394 Versuchsvorhaben.
       Neben dem Unternehmen LPT machen beispielsweise die Universität Hamburg
       oder das Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin Versuche an Tieren.
       
       Für LPT liegen der Behörde für 2015 konkrete Zahlen vor: In dem Jahr
       verbrauchte das Unternehmen 42.175 Mäuse, 39.919 Ratten, 845
       Meerschweinchen und 142 Goldhamster. [3][In einer früheren Version seiner
       Webseite] warb das Unternehmen damit, dass es Kapazitäten für 500 Affen,
       10.000 Mäuse, 12.000 Ratten, 1.500 Hunde, 100 Katzen, 200 Hamster und 500
       Meerschweinchen besitzt.
       
       Gerade die Versuche mit Hunden und Affen stoßen bei den Tierschützern auf
       Widerstand. In ihrer Broschüre beschreiben sie etwa einen
       Vergleichsversuch, bei dem das Suchtpotential von zwei verschiedenen
       Schlafmitteln an Javaner-Affen getestet worden sei. Nach Verabreichung der
       Stoffe mit einer Magensonde sollen einige Tiere Symptome wie Zittern,
       Grimassenschneiden, Krämpfe und Erbrechen gezeigt haben.
       
       Ob solche Ergebnisse auf den Menschen übertragbar sind, ist umstritten. „Es
       ist damit nur die Giftigkeit für eine bestimmte Tierart bewiesen“, sagt
       Kunze. Es gebe längst alternative Methoden, etwa das Züchten von
       Zellkulturen, die Tests an der Haut von Kaninchen überflüssig machten. Doch
       Unternehmen wie LPT hätten ein großes Interesse an immer mehr Versuchen.
       „Damit kann man gutes Geld machen“, sagt Kunze.
       
       Das sieht auch Stephan Jersch von der Linken so: „Die Anzahl der
       Tierversuche ist nicht gesunken, obwohl die Wissenschaft es zum Teil
       möglich gemacht hat, diese zu ersetzen.“ Er war deshalb gestern bei einer
       Demonstration der Initiative LPT-Schließen in Neugraben dabei – alle zwei
       Wochen wird hier demonstriert. Rund 40 Menschen seien gestern vor das Tor
       des Unternehmens gezogen, schätzt Jersch. „Auch wenn die Versuche rechtlich
       legal sind, moralisch vertretbar sind sie nicht.“
       
       13 Feb 2017
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] http://www.lpt-pharm-tox.de/
 (DIR) [2] http://www.lpt-schliessen.org/broschuere/
 (DIR) [3] http://web.archive.org/web/20080103052811/http://www.lpt-pharm-tox.de/experimental1.html
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Andrea Scharpen
       
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