# taz.de -- Handballerinnen brauchen neuen Sponsor: Oldenburgerinnen bald energielos
       
       > Energieversorger EWE zieht sich als Hauptsponsor des Bundeligisten VfL
       > Oldenburg zurück und reißt eine riesige Lücke. Der Hausmeister hatte nun
       > eine rettende Idee
       
 (IMG) Bild: Nicht ganz glücklich: Frauenhandball-Bundestrainer Michael Biegler und Spielerin Caroline Müller
       
       OLDENBURG taz | „Handball mit Energie und Leidenschaft“ lautet das Credo
       des Frauen-Bundesligisten VfL Oldenburg. Dazu findet man auf der Homepage
       des Vereins einen Hinweis auf die größten Erfolge. 1981, 2009 und 2012
       gewannen die Niedersächsinnen den DHB-Pokal, 2008 den EHF Challenge Cup.
       Stolz sind sie darauf, und das wird immer so bleiben. Aber aus ihrem Motto
       müssten sie eigentlich bald das Wort „Energie“ streichen.
       
       Der langjährige Hauptsponsor EWE AG, das fünftgrößte
       Energieversorgungsunternehmen in Deutschland, kündigte vor wenigen Wochen
       an, sein finanzielles Engagement beim VfL Oldenburg erheblich
       zurückzufahren. Von derzeit 500.000 Euro sinkt es nach Informationen der
       Nordwestzeitung in der kommenden Saison um 125.000 Euro. In der Saison
       2018/19 wird EWE als Nebensponsor nur noch 50.000 Euro in den Verein
       einbringen. Das ist nicht mehr als eine Geste.
       
       Solch einen Rückzug auf Raten hat es auch schon beim Volleyball-Team
       Hamburg gegeben. Deren Hauptsponsor Aurubis verabschiedete sich ebenfalls
       in Stufen. Die Folge: VT Hamburg stieg aus der Bundesliga ab und dümpelt im
       Mittelfeld der Zweitliga-Tabelle herum. Ob der Verein im höherklassigen
       Volleyball überhaupt eine Zukunft hat, ist sehr fraglich.
       
       Die EWE verkaufte den Rückzug so, als wäre auch in Zukunft alles ganz
       prima. „Natürlich bleiben wir dem VfL treu, machen aber in der Saison
       2018/19 Platz für einen neuen Hauptsponsor“, sagte Christian Blömer, Leiter
       Konzernkommunikation und Marke bei EWE. Das hört sich so an, als reihten
       sich die Unternehmen hintereinander auf im begierigen Bestreben, neuer
       Hauptsponsor der Handball-Frauen zu werden.
       
       „Eine solche Schlange habe ich noch nicht festgestellt“, sagt Peter Görgen,
       Geschäftsführer der VfL Oldenburg GmbH. Verärgert über die EWE AG, die die
       Basketball-Bundesliga-Männer aus Oldenburg weiter großzügig unterstützen
       wird, sei er nicht. „Ich kann nicht enttäuscht sein von EWE. Die sind 1998
       eingestiegen und haben uns immer unterstützt, 18 Jahre lang.“
       
       Nun muss ein neuer Premium-Unterstützer her – oder mehrere Unternehmen als
       Alternative zu dem bisherigen Modell. Der Mann, der diese Geldgeber finden
       soll, ist Willi Lemke. Wie die Oldenburger auf den ehemaligen
       UN-Sonderberater Sport und langjährigen Manager des Fußball-Bundesligisten
       Werder Bremen gekommen sind, ist kurios. Der Hausmeister beim VfL, Jens
       Krey, hat alles auf den Weg gebracht.
       
       Er hörte im Radio ein Interview mit Lemke, in dem dieser sagte, dass er
       sich nach seinem Ausscheiden aus dem Aufsichtsrat bei Werder nicht
       ausgelastet fühle und er gerne eine neue Aufgabe annähme. Krey dachte
       sofort an den VfL. Er informierte Görgen, der die Idee des Hausmeisters
       zunächst für ziemlich verrückt hielt. Aber er sprach mit VfL-Cheftrainer
       Leszek Krowicki, der im Mai 1994 mit Lemke auf dem Balkon des Bremer
       Rathauses gestanden hatte. Damals feierten Zehntausende den DFB-Pokalsieg
       von Werder und die Handball-Meisterschaft des TuS Walle. Krowicki war
       damals Walles Trainer.
       
       Mit einem Foto von damals in der Tasche ging Krowicki in das zuvor mit
       Lemke am Telefon abgesprochene Treffen. Der 70-Jährige schlug ein. „Ich
       will dem VfL Oldenburg helfen. Ich verspreche nicht, dass mir das gelingt.
       Ich verspreche aber, dass ich mir ganz, ganz große Mühe geben werde“, sagte
       Lemke bei einem Empfang. Die Unternehmen der Region könnten sich auf
       Hausbesuche einstellen. „Ich appelliere an alle: Wir müssen hier gemeinsam
       etwas bewegen“, sagte Lemke.
       
       Görgen verspricht sich von Lemke Netzwerk, Verbindungen und Engagement. Die
       Gespräche mit den Unternehmen seien angelaufen. Nun warte man auf
       Rückmeldungen.
       
       Die Saison 2017/18 sei finanziell gesichert, die Bundesliga-Lizenz werde
       der VfL mühelos bekommen, sagt Görgen. Und das Team sei in jedem Fall stark
       genug für den Klassenerhalt. Was aber danach kommt, stehe derzeit in den
       Sternen.
       
       26 Feb 2017
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Christian Görtzen
       
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