# taz.de -- Kommentar Ende des Kohlebooms: Wir können auch anders > China und Indien streichen ihre Kohleprogramme zusammen. Das hat auch mit > den Beschlüssen der Klimakonferenzen zu tun. (IMG) Bild: Hat das Schwarzsehen ein Ende? Arbeiter in einer Fabrik im chinesischen Quingdao. Nach jeder Klimakonferenz kommt mit Sicherheit diese Kritik: „Das ist ja alles gar nicht verbindlich!“ Delegierte beschlössen fröhlich Pläne, die sie mit der Spesenabrechnung wieder vergäßen. Das stimmt leider tatsächlich viel zu oft. Wie kurzsichtig diese Kritik dennoch ist, zeigen die Meldungen vom vorläufigen Ende des globalen Kohlebooms. Seit zehn Jahren raufen sich Umweltschützer die Haare, weil trotz aller Beschlüsse „China in jeder Woche ein Kohlekraftwerk eröffnet“, wie es gern heißt. Damit ist nun Schluss. China und Indien stoppen und streichen ihre Kohleprogramme zusammen. Das hat viele Gründe: Überkapazitäten, geringeres Wachstum, lokaler Widerstand, die unerträgliche Luftverschmutzung, fehlende Finanzierung, schlechtes Image weltweit. Es hat aber auch etwas mit den vermeintlich so sinnlosen Beschlüssen auf Klimakonferenzen zu tun. Seit die Staaten klar gemacht haben, dass bis Mitte des Jahrhunderts Schluss sein muss mit Kohle und Öl, planen Investoren anders: Wer ein Kraftwerk 40 Jahre lang betreiben will, investiert heute lieber in Zukunftstechnologien, auch wenn die Klimaziele noch nicht bindend sind. Man kann sich vielleicht wünschen, dass Klimaschutz durch staatliche Ge- und Verbote schneller umgesetzt würde. Ob das mehrheitsfähig wäre, ist aber fraglich. Aber wir können auch anders: Die Anforderungen an Unternehmen, Konsumenten und an staatliche Stellen müssen nur klar genug formuliert werden. Und es muss deutlich sein, dass sie durchgesetzt werden. Dann gibt es eine gute Chance, dass Geldgeber und Planer wie gewünscht reagieren. Anders als beim Europäischen Emissionshandel, wo die Politik immer den Eindruck erweckt, sie meine es nicht ernst. Der Auftrag an die Politik ist damit klar. Selbst wenn die Regeln nicht sofort mit einer Umweltpolizei durchgesetzt werden: Ernsthafte Ansagen helfen allen – den Investoren, der Politik, dem Klima. 22 Mar 2017 ## AUTOREN (DIR) Bernhard Pötter ## TAGS (DIR) Kohle (DIR) Energie (DIR) Schwerpunkt Klimawandel (DIR) China (DIR) Indien (DIR) China (DIR) Ökologischer Fußabdruck (DIR) Braunkohle (DIR) Kohleausstieg (DIR) CO2 (DIR) Schwerpunkt Klimawandel (DIR) Schwerpunkt Klimawandel ## ARTIKEL ZUM THEMA (DIR) Klimaschutz in China: Die Volksrepublik bleibt standhaft Den USA zum Trotz: China investiert Milliarden für emissionsfreie Energie. Doch noch ist das Land der mit Abstand der größte Emittent von CO2. (DIR) Klimaschutz ist kein Wachstumskiller: Weltmeister der Dekarbonisierung Klimaschutz und Wachstum sind entgegen landläufiger Meinung miteinander vereinbar. Großbritannien hat es vorgemacht. (DIR) EU-Schadstoffregeln zu Kohlekraftwerken: Scheitern auch wegen Deutschland Neue Vorgaben zum Stickstoffausstoß von Kraftwerken könnte Deutschland nur mit Nachrüstungen einhalten. Deshalb ist ein Veto wahrscheinlich. (DIR) Weniger Kohlekraftwerke in Asien: Abschied vom Dreckschleudern Der Bau von Kohlekraftwerken geht weltweit zurück, zeigt eine neue Studie. Damit rücken die Klimaziele der UNO zum ersten Mal in greifbare Nähe. (DIR) Belastung durch CO2-Ausstoß: Klimakiller Deutschland Weltweit bleiben die CO2-Emissionen seit drei Jahren stabil zu hoch – aber immerhin stagnieren sie. Nur in Deutschland steigen sie. (DIR) 2016 war bislang heißestes Jahr: Drittes Rekordjahr in Folge 2014 war das heißeste Jahr seit Beginn der Aufzeichnungen im Jahr 1880. Dann wurde es von 2015 abgelöst und nun von 2016. Grund dafür ist der Klimawandel. (DIR) Klimakonferenz in Marrakesch: Kleinkariert und großartig Die Umsetzung des Klimaabkommens hat gerade erst begonnen. Der deutsche Plan gilt zu Hause als halber Flop. In Marokko gilt er als Vorbild.