# taz.de -- Belastung durch CO2-Ausstoß: Klimakiller Deutschland
       
       > Weltweit bleiben die CO2-Emissionen seit drei Jahren stabil zu hoch –
       > aber immerhin stagnieren sie. Nur in Deutschland steigen sie.
       
 (IMG) Bild: Zu viel Verkehr = zu viel Klimagase
       
       BERLIN taz | Weltweit gibt es für den Klimaschutz einen leichten
       Hoffnungsschimmer – und gerade jetzt schwächelt der Vorreiter Deutschland.
       Während die globalen CO2-Emissionen aus der Energiewirtschaft 2016 zum
       dritten Mal in Folge stabil geblieben sind, ist der Ausstoß des Klimagases
       in Deutschland wieder gestiegen. Das belegen [1][Daten der Internationalen
       Energieagentur IEA] und des Umweltbundesamts.
       
       Demnach hat sich die Klimabelastung aus der Verbrennung von Kohle, Öl und
       Gas im letzten Jahr auf hohem Niveau stabilisiert: 32,1 Milliarden Tonnen
       CO2 bliesen die Kraftwerke und Raffinerien auf der ganzen Welt in die Luft.
       Nach 2014 und 2015 ist der CO2-Ausstoß wieder nicht gestiegen, obwohl die
       Weltwirtschaft um 3 Prozent wuchs. Auf dieser Entkopplung von
       Klimabelastung und Wirtschaftswachstum ruhen viele Hoffnungen, um
       gleichzeitig das Klima zu schützen und die Armut zu bekämpfen.
       
       „Drei Jahre die gleichen Emissionen bei wachsender Wirtschaft
       signalisieren, dass sich hier ein Trend anbahnt“, sagte Fatih Birol, Chef
       der IEA, der Energiebehörde der OECD-Länder. Noch sei es zu früh, zu sagen,
       ob die Emissionen ihren Höhepunkt erreicht hätten. „Marktdynamik und
       technologische Entwicklungen machen einen Unterschied. Das stimmt besonders
       für die USA, wo ein großes Angebot an Schiefergas zu einer billigen
       Energiequelle geworden ist.“
       
       Der Hinweis auf die USA kommt nicht von ungefähr. Dort entscheidet
       Präsident Donald Trump dieser Tage, wie es mit demKlimaschutz weitergehen
       soll. Trump plant, die Forschung zum Klimawandel zu schwächen und „die
       Kohle zurückzubringen“.
       
       ## Deutschland ist unrühmliche Ausnahme
       
       Das aber läuft gegen den ökonomischen Trend, zeigen die IEA-Daten. Demnach
       sanken die CO2-Emissionen der USA 2016 um 3 Prozent, die Wirtschaft wuchs
       um 1,6 Prozent, und die Kohlenutzung ging um 11 Prozent zurück, weil das
       billige Gas sie aus dem Markt drückte. Auch in China gingen die Emissionen
       um 1 Prozent zurück, während das Wachstum fast 7 Prozent erreichte. Zur
       Atempause für das Klima trug auch bei, dass etwa die Hälfte aller neuen
       Kapazitäten zur Stromerzeugung aus Öko-Energie kam und so viele
       Atomkraftwerke wie seit 1993 nicht mehr ans Netz gingen. Die Emissionen der
       EU blieben auf gleichem Niveau.
       
       Vorreiter Deutschland ist allerdings eine unrühmliche Ausnahme. Statt den
       Ausstoß zu senken und das Ziel von minus 40 Prozent bis 2020 anzupeilen,
       stiegen hierzulande die Emissionen um 4 Millionen Tonnen, etwa ein halbes
       Prozent. Das zeigt eine Studie der Beratungsfirma Arepo Consult im Auftrag
       der Grünen und Zahlen des Umweltbundesamts. Schuld am Anstieg waren bei 1,9
       Prozent Wirtschaftswachstum mehr Verkehr, mehr Heizung bei kaltem Wetter
       und der weiterhin hohe Stromexport. Größtes Problem ist der Auto- und
       Lkw-Verkehr. Im Straßenverkehr stiegen die Emissionen von Klimakillern um
       mehr als 5 Millionen Tonnen und liegen damit sogar noch höher als 1990.
       
       Das deutsche Klimaziel von minus 40 Prozent ist in weite Ferne gerückt.
       Derzeit steht Deutschland nur bei minus 27,6 Prozent.
       
       19 Mar 2017
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] https://www.iea.org/publications/freepublications/publication/co2-emissions-from-fuel-combustion-highlights-2016.html
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Bernhard Pötter
       
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